Finanzen – Trend Report https://trendreport.de Redaktion und Zeitung für moderne Wirtschaft Tue, 07 Nov 2023 16:02:08 +0000 de-DE hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.3.2 Mit Rentenpunkten freiwillig in die gesetzliche Rente einzahlen: Lohnt sich das im Jahr 2023? https://trendreport.de/mit-rentenpunkten-freiwillig-in-die-gesetzliche-rente-einzahlen-lohnt-sich-das-im-jahr-2023/ Thu, 09 Nov 2023 10:30:15 +0000 https://trendreport.de/?p=43527

In 2024 ist mit einer weiteren Kostensteigerung für Rentenpunkte zu rechnen 

Neben den gesetzlich festgelegten Rentenbeiträgen können Arbeitnehmer:innen in Deutschland unter besonderen Umständen auch freiwillige Sonderzahlungen leisten und damit sogenannte „Rentenpunkte“ erwerben. Diese dienen in Deutschland als Maßeinheit für die Berechnung von Rentenansprüchen der gesetzlichen Rentenversicherung. Der Wert eines Rentenpunktes wird jedes Jahr neu festgelegt und orientiert sich am Durchschnittsentgelt aller Versicherten.

Der Anspruch auf eine gesetzliche Rente wird durch die Einzahlung der Versichertenbeiträge erworben. Mit einer freiwilligen Sondereinzahlung in die gesetzliche Rentenkasse kann ein Nachteil ausgeglichen werden – beispielsweise ein Zeitraum, in dem eine Berufsausbildung durchlaufen wurde. Ebenso sind Ausgleichszahlungen möglich, wenn ein früherer Rentenbeginn gewünscht ist, ohne dabei Abschläge bei der Altersrente hinnehmen zu müssen. Der Kauf von Rentenpunkten ist auf Arbeitnehmer:innen beschränkt, die mindestens 50 Jahre alt sind und seit mindestens 35 Jahren gesetzlich rentenversichert sind. Wer sich später trotz eingezahlter Sonderzahlungen gegen einen früheren Renteneintritt entscheidet, erhält die zu viel gezahlten Rentenbeiträge für erworbene Rentenpunkte nicht zurück, sondern profitiert im Alter von einer höheren Rente.

Rentenpunkte mit sicherer Rendite

Die Anzahl der Rentenpunkte, die zum Ausgleich von Nachteilen erworben werden können, ist ebenso beschränkt. Um zu erfahren, welche Anzahl Rentenpunkte mit Sonderzahlungen erworben werden können, muss eine „besondere Rentenauskunft“ bei der Deutschen Rentenversicherung beantragt werden. In dieser Auskunft wird aufgeschlüsselt, inwieweit der Kauf von Rentenpunkten im Einzelfall möglich ist. Durch Rentengarantien und zukünftige Rentenanpassungen ist das Investment auf diese Weise gesichert und verzeichnet eine durchschnittliche Rendite von ein bis zwei Prozent pro Jahr. Daher kann der Kauf von Rentenpunkten für viele Erwerbstätige Sinn machen – allerdings waren die Kosten dafür im Jahr 2022 wesentlich niedriger als in diesem Jahr.

Preise für Rentenpunkte sind gestiegen

Die Finanzexperten der Allianz zeigen, wie sich die Kosten für Rentenpunkte in den letzten Jahren entwickelt haben. So lagen die Kosten im vergangenen Jahr – 2022 – eher niedrig, in 2023 hingegen höher als in den Vorjahren. Die Ursache dafür liegt im Lohnniveau in Deutschland. Die Kosten für Rentenpunkte errechnen sich aus dem Durchschnittseinkommen aller Rentenzahler in Deutschland. Während der Wert eines Rentenpunktes schon zu Beginn eines Jahres feststeht, können die tatsächlichen Löhne erst am Ende des Jahres ermittelt werden. Eine Prognose wird verwendet, um ein „voraussichtliches Durchschnittsgehalt“ durch die Deutsche Rentenversicherung (DVR) festzulegen. Die Prognose basiert auf der Annahme, dass sich die Löhne im kommenden Jahr so verändern werden, wie die Entwicklung vom vorletzten auf das letzte Jahr stattgefunden hat. Auf dieser Basis haben sich die durch die Corona-Pandemie reduzierten Löhne aus dem Jahr 2020 erst im Jahr 2022 auf den Wert von Rentenpunkten ausgewirkt. 2021 stabilisierten sich die Löhne wieder – die Folge: Im Jahr 2023 stiegen die Preise für Rentenpunkte, und für das kommende Jahr werden weitere Steigerungen erwartet.

Vorgehen zum Kauf von Rentenpunkten

Seit dem Jahr 2020 gibt es keine Vorgaben mehr dazu, wie oft und wann eine Teilzahlung geleistet wird. Frühestens ab dem 50. Lebensjahr und spätestens bis zum Erreichen des Rentenalters dürfen die Raten frei eingeteilt werden. Daher spricht zunächst nichts dagegen, in 2023 keine Sonderzahlung zu leisten. Damit verfällt allerdings der Steuervorteil in diesem Jahr. Außerdem ist nicht zu erwarten, dass die Kosten für einen Rentenpunkt 2024 sinken werden.

Steuervorteile bei Kauf in 2023

Neben den weiter steigenden Kosten für Rentenpunkte sprechen auch Steuervorteile für einen Kauf noch in diesem Jahr: Denn Sonderzahlungen in die gesetzliche Rente als Vorsorgeaufwendungen können bis zu einem Höchstbetrag von 26.528 Euro von der Steuer abgesetzt werden. In diesem Jahr ist es zum ersten Mal möglich, 100 Prozent der gezahlten Summe abzusetzen. Im Jahr 2022 konnten nur 94 Prozent abgesetzt werden. Wird also der Höchstbetrag für 2023 maximal ausgeschöpft, reduziert sich das zu versteuernde Gesamteinkommen. Zudem erwarten Rentenexperten für das kommende Jahr 2024 noch weitere Steigerungen. Die Kosten für einen Rentenpunkt sind in den letzten Jahren um durchschnittlich 1 bis 3 Prozent gestiegen. Auch für das Jahr 2024 ist eine Steigerung in dieser Größenordnung zu erwarten. Rentenexperten nennen bereits konkrete Zahlen, die ungefähr bei 8.500 Euro liegen. Interessierte Erwerbstätige sollten sich daher umfassend informieren, ob der Kauf von Rentenpunkten noch in diesem Jahr sinnvoll und möglich ist.

 

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Starke Wirtschaft und Fed-Minutes belasten Goldpreis https://trendreport.de/42720-2/ Tue, 22 Aug 2023 15:38:53 +0000 https://trendreport.de/?p=42720 #top .hr.hr-invisible.av-llmfsyel-233f04ccd637f5b076b9f489f0220a0e{ height:15px; }

Starke Wirtschaft und Fed-Minutes belasten Goldpreis

Auszug aus dem Marktkommentar von Markus Blaschzok, Chefanalyst der SOLIT Gruppe
Der Goldpreis kam auch in der letzten Handelswoche wieder unter Druck und fiel im Tief auf 1.884 US-Dollar. Das Protokoll der letzten Notenbanksitzung (Fed-Minutes) zeigte, dass die Notenbankchefs besorgt über einen erneuten Anstieg der Inflation waren. Bisher hatte die Fed angedeutet, dass man die Zinssätze im nächsten Jahr bereits wieder senken könnte, denn man war vermeintlich zuversichtlich, die Inflation würde weiter rückläufig sein. Dies hatte nicht nur die Aktienmärkte, sondern auch den Goldpreis beflügelt.
Das Protokoll zeigt jedoch, dass die Fed ihre Pläne überdenken muss, wenn die Inflation länger heiß bleibt als vom Markt bisher erwartet wurde. Da Zinssenkungen bereits eingepreist sind, reagierten die Aktienmärkte auf die Fed-Minutes mit weiteren Kursrückgängen, während der US-Dollar anstieg und folgend auch der Goldpreis unter Druck geriet.
Steigen die Zinsen bis Jahresende weiter, anstatt zu sinken, so dürfte es einen Großteil der Investoren auf dem falschen Fuß erwischen. Auch der Goldpreis könnte dann unter einem stärkeren US-Dollar in einem deflationären Umfeld weiter unter Verkaufsdruck geraten.
Seitdem die Märkte mit der Idee neuer Zinssenkungen im nächsten Jahr um die Ecke kamen, widerspreche ich dieser Vorstellung und stehe damit ziemlich allein auf breiter Flur. Die Märkte schreiben den säkulären Anleihen-Bärenmarkt der letzten 40 Jahre fort, was nach dem Erreichen der Null- und Negativzinsen jedoch Unsinn ist. Man glaubt, die Fed würde nach dem Muster der letzten 40 Jahre die Zinsen nach den Anhebungen wieder auf null Prozent senken. Man liest, hört und sieht diesen Unsinn überall und es hat die Aktienmärkte aber auch den Goldpreis in diesem Jahr nach oben geschoben.
Die US-Notenbank ist nicht in der Lage die Zinsen erneut zu senken, denn dies würde sofort den Dollar abwerten und die Teuerung anheizen, was die Zinsen auf nur noch höhere Niveaus anheben würde. Sollte die Fed zur Marktmanipulation einen Bluff versuchen Zinsen senken, würde dies eine tolle Tradingchance bieten, denn das Scheitern dieses Vorhabens wäre sicher. Nach 40 Jahren künstlich niedriger Zinsen und einer Dekade mit Nullzinsen ist das Spiel vorbei. Die Notenbanken haben nicht länger die Macht die Zinsen zu drücken. Die Zinsen werden daher auf hohem Niveau verharren und wahrscheinlich in den nächsten Jahren weiter ansteigen. Sollte die US-Notenbank in der nächsten Rezession ein neues QE-Programm lancieren, würde dies sogar Zinsen im zweistelligen Bereich nach sich ziehen, ähnlich den siebziger Jahren. Diese schwere Stagflation wird in die Geschichtsbücher eingehen!
Da die Zinsen nicht gesenkt werden, wird die Geldmenge weiter schrumpfen und eine Rezession nach sich ziehen. Bis dahin wird es der Goldpreis schwer haben, insbesondere dann, wenn die Märkte beginnen zu verstehen, dass die Zinsen nicht gesenkt werden, die Rezession kommt und die Geldmenge weiter schrumpft. Erst dann, wenn die Notenbanken ein Eingreifen andeuten, wird es kein Halten mehr geben für den Goldpreis, denn der US-Dollar wird dann fallen und die Zinsen weiter ansteigen. Die nächsten Monate werden daher volatil bleiben.

US-Wirtschaft noch robust

Die Prognose der Fed von Atlanta zum Wachstum des Bruttoinlandsprodukts war in der letzten Woche ebenfalls nicht das, was die immer robusten US Märkte sich erhofften. So soll die US-Wirtschaft im dritten Quartal voraussichtlich mit einer annualisierten Rate von 5,8 % wachsen, wie aus dem GDPNow-Prognosemodell hervorgeht. Auch wenn diese annualisierte Schätzung zu Quartalsbeginn Unsinn ist und noch nach unten revidiert werden wird, so überraschte es die Märkte, dass die US-Wirtschaft noch immer nicht in eine Rezession abzugleiten droht. Die trotz des starken Zinsanstiegs noch robuste Wirtschaft wird in den Augen des Marktes die Fed von Zinssenkungen abhalten, da eine starke Wirtschaft vermeintlich Inflation verursachen würde. Diese Idee, eine starke Wirtschaft wäre die Ursache von Inflation ist ebenso großer Unsinn, wie der Glaube die Fed würde die Zinsen wieder senken und ein neuer Konjunkturaufschwung beginnen. Da die Märkte jedoch dieses Narrativ glauben, sorgten diese guten Wirtschaftsdaten erneut für eine Dollarstärke und diametral gegensätzlich für einen schwachen Goldpreis.

Starker US-Dollar drückt auf den Goldpreis

Der USD-Index war im letzten Monat um über 4 % angestiegen und wie der Phönix aus der Asche auferstanden, nachdem die Medien den US-Dollar für Tod erklärt und sich die Analysten mit bärischen Prognosen überschlugen. Stattdessen konnte der US-Dollar gleich mehrere Widerstände und einen wichtigen Abwärtstrend überwinden, was die Bären bereits in Angst versetzte. Für die nächsten Tage und Wochen scheint eine Korrektur des starken Anstiegs beim US-Dollar überfällig und wahrscheinlich zu sein, was dem Goldpreis noch einmal helfen könnte, sich über 1.900 US-Dollar zu behaupten.

Kurzfristig fehlen jedoch die Katalysatoren für eine erneute Rallye des Goldpreises. Einige Marktteilnehmer haben sich aufgrund des wilden Gerüchts, die BRICS würden eine Goldwährung einführen, Long positioniert, was viel Potenzial für Enttäuschung lässt und der Goldpreis deutlich korrigieren könnte. Südafrika und Indien hatten dieses Gerücht sofort dementiert, was jedoch nicht verhinderte, dass diese Sau bis heute durch Dorf getrieben wird.

Die Terminmarktdaten für Gold und Silber sind noch immer bestenfalls als neutral zu bezeichnen, was auch von dieser Seite her nicht viel Hoffnung gibt. Sollte sich das aktuelle Umfeld hoher Zinsen und einer Abnahme der Liquidität anhalten, so könnte es noch eine vollständige Bereinigung am Terminmarkt geben, wobei der Goldpreis bis auf 1.800 US-Dollar fallen würde.

Goldminen mit herben Verlusten erreichen Zielbereich

Der HUI-Goldminenindex fiel auf 215 Punkte und hat damit mein Korrekturziel schon früher abgearbeitet als der Goldpreis. Ich gab im April und Anfang Mai ein Verkaufssignal für die Minen bei 280 Punkten im HUI-Goldminenindex und riet zu Gewinnmitnahmen. Premium-Abonnenten von Blaschzok Research hatten hier einen Vorteil im Markt. Das Verkaufssignal gab ich zu einer Zeit, als die Masse der Investoren an eine Fortsetzung der Rallye glaubten, was an jedem Hoch eines Marktes immer so war und auch künftig immer sein wird.
Alles unter 200 Punkte im HUI-Goldminenindex sehe ich als Kaufgelegenheit auf Sicht von 12 Monaten. Auch wenn die Minenaktien bisher stärker fielen als der Goldpreis, so besteht noch die Gefahr, dass der Goldpreis noch bis 1.800 abrutschen wird und die Minen weiter mit nach unten gezogen werden. Spätestens bei 180 Punkten im HUI dürfte das Smart Money jedoch die Hand aufhalten und ein weiterer Kursverlust aufgehalten werden. Goldminenaktien sind eine gute Investition, wenn der Goldpreis aufgrund einer neuerlich lockeren Geldpolitik wieder ansteigt.

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Digitalisierungspolitik – verspieltes Vertrauen zurück gewinnen? https://trendreport.de/digitalisierungspolitik-verspieltes-vertrauen-zurueck-gewinnen/ Fri, 04 Aug 2023 08:26:49 +0000 https://trendreport.de/?p=42484 .avia-image-container.av-lkwb69sz-c852512a800b0b7fd396552ec43815b6 img.avia_image{ box-shadow:none; } .avia-image-container.av-lkwb69sz-c852512a800b0b7fd396552ec43815b6 .av-image-caption-overlay-center{ color:#ffffff; }

Verwaltungsdigitalisierung als Zukunftsinvestition ohne Sparzwang verstehen!

Düsseldorf, 03.08.2023

Der Deutsche Mittelstands-Bund (DMB) bewertet die geplante Mittelkürzung für die Digitalisierung der Verwaltung sehr kritisch. Für DMB-Vorstand Marc S. Tenbieg verliert die Bunderegierung damit ihre Glaubwürdigkeit als Vorreiter in der Verwaltungsdigitalisierung wahrgenommen zu werden und er appelliert an den Bundestag, umfangreiche Änderungen am Haushaltsentwurf vorzunehmen.

Der DMB ist sehr irritiert über den Haushaltsentwurf der Bundesregierung. Denn hierin werden für das kommende Haushaltsjahr bei der Digitalisierung der Verwaltung bzw. den Verwaltungsdienstleistungen nur drei Millionen statt bisher 377 Millionen Euro veranschlagt. Das bedeutet eine Budgetkürzung auf weniger als ein Prozent. Auch die Budgetkategorie für moderne Verwaltung soll Kürzungen von 64 auf 44 Millionen Euro erfahren.

Auch wenn Mittel aus den letzten Jahren noch für die laufenden Projekte eingeplant sind, bleibt die genaue Höhe des verbleibenden Restbudgets unklar und es könnte zur Streichung von sekundär wichtigen Projekten kommen. Zudem ist unklar, wie die jährlich laufenden Mehrausgaben in dem vom Mai beschlossenen OZG-2.0-Entwurf der Bundesregierung in Höhe von 27 Millionen Euro gedeckt werden sollen.

Dazu ein Statement von Marc S. Tenbieg, geschäftsführender Vorstand des DMB:

„Schon aus symbolischen Gründen ist die Kürzung des Budgets für die Verwaltungsdigitalisierung auf unter ein Prozent des Vorjahresniveaus erschreckend. Selbst wenn die bisherigen Projekte weiterhin gedeckt wären, sollte die digitale Transformation, die zu zukünftigen Einsparungen durch Bürokratieabbau und -vereinfachung führt, nicht als Kostenfaktor, sondern als notwendige Zukunftsinvestition gesehen werden. Da die Bundesregierung wohl nicht mehr glaubwürdig als Vorreiter bei der Verwaltungsdigitalisierung wahrgenommen werden kann, muss nun der Bundestag umfangreiche Änderungen beim Haushaltsentwurf vornehmen und insbesondere das Budget für die Verwaltungsdigitalisierung und -modernisierung auf eine verantwortliche Höhe festlegen!

Der DMB fordert volle Transparenz zu den Kosten und dessen Deckung, um bereits verspieltes Vertrauen in die Digitalisierungspolitik der Ampel zurückzugewinnen. Dafür braucht es ein klares Bekenntnis zu den im Koalitionsvertrag vollmundig formulierten Zielen.“

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Robuste Insolvenzentwicklung im Kontrast zum weltweiten Anstieg https://trendreport.de/robuste-insolvenzentwicklung-im-kontrast-zum-weltweiten-anstieg/ Thu, 29 Jun 2023 15:41:45 +0000 https://trendreport.de/?p=41685

im Jahr 2022 hat sich die Zahl der weltweiten Firmenschließungen um knapp elf Prozent gegenüber dem Vorjahr erhöht. Damit zeigt der Trend bei den Insolvenzen wieder nach oben, nachdem im Jahr 2021 nur eine sehr geringe prozentuale Zunahme bei den Geschäftsaufgaben zu verzeichnen war (plus 0,6 Prozent). Die Ursachen für die gestiegene Zahl der Insolvenzen sind vielschichtiger Natur, haben aber im eingetrübten ökonomischen und monetären Umfeld einen gemeinsamen Nenner. Vergleichsweise glimpflich kam Deutschland davon, wo sich die Insolvenzanmeldungen nur moderat erhöhten. Auf das laufende Jahr 2023 blickend, dürften die Firmenpleiten sowohl in Deutschland als auch weltweit weiter zunehmen. Zu diesen Ergebnissen kommt die Studie „Global Bankruptcy Report – 2023“ von Dun & Bradstreet. In dem Bericht wird die Entwicklung der Insolvenzen in 48 Ländern untersucht und analysiert.

Wie der Global Bankruptcy-Report von Dun & Bradstreet zeigt, legte die Zahl der Konkurse im zurückliegenden Jahr in rund 60 Prozent der 48 untersuchten Länder zu, wobei 14 Staaten eine Steigerungsrate von mehr als zehn Prozent verbuchten. Dazu zählt beispielsweise die Schweiz mit einer Zunahme der Geschäftsaufgaben um 27 Prozent auf 7.751 Fälle. Noch schwerer betroffen von der Pleitewelle waren Österreich, Frankreich und das Vereinigte Königreich – mit einem Anstieg der Betriebsschließungen von jeweils rund 50 Prozent. In den USA hingegen sanken die Insolvenzen um zwei Prozent auf 18.765 Fälle.

Einen vergleichsweise geringen Anstieg der Insolvenzen weist unterdessen Deutschland auf. Hier legten die Firmenschließungen um vier Prozent auf 14.553 Fälle zu. Die solide Entwicklung hierzulande dürfte einerseits darauf zurückzuführen sein, dass verschiedene staatliche Entlastungspakete aufgrund der in Deutschland hohen Corona-Fallzahlen im Winter 2021 bis weit ins Jahr 2022 hinein verlängert wurden. Zum anderen setzte die Bundesregierung aufgrund des Schocks, ausgelöst durch den Ukraine-Konflikt, bei den Energie- und Rohstoffpreisen eine Lockerung des Insolvenzrechts in Kraft, um zu vermeiden, dass Betriebe unverschuldet in den Konkurs gedrängt werden. Des Weiteren wurden infolge der Preisexplosion bei den Energiepreisen, die Unternehmen und privaten Haushalte in Deutschland stärker entlastet als in anderen europäischen Ländern. Geschätzt belief sich das Volumen der Maßnahmen auf rund sieben Prozent des deutschen Bruttoinlandprodukts (BIP). Zum Vergleich: Frankreich wendete nur 3,7 Prozent seines BIPs für entsprechende Entlastungen auf.

Dass die Insolvenzfälle im vergangenen Jahr insgesamt – das heißt, über alle Länder hinweg betrachtet – spürbar zugenommen haben, dürfte mehrere Ursachen haben. Zum einen sind in vielen Ländern die pandemiebedingten staatlichen Unterstützungsprogramme ausgelaufen. Zum anderen haben die rasant gestiegenen Energie- und Rohstoffpreise die Betriebskosten insgesamt nach oben getrieben. Zudem haben die Notenbanken zur Inflationsbekämpfung die Leitzinsen erhöht. Die Zinswende hat wiederum die Unternehmensfinanzierung erschwert. Kredite sind nicht nur teurer geworden, sondern werden von den Banken auch zunehmend restriktiver vergeben. Ein weiterer Punkt ist der russische Einmarsch in die Ukraine, der nicht nur die Energiekrise ausgelöst hat, sondern auch zu sanktionsbedingten Einschränkungen führte.

Betrachtet man dieses herausfordernde makroökonomische Umfeld, dürfte sich der Trend steigender Insolvenzahlen in diesem Jahr fortsetzen. Leitzinserhöhungen beeinflussen die Konjunktur bekanntlich mit einer zeitlichen Verzögerung. Eine weitere Abkühlung der Weltwirtschaft ist daher zu erwarten. Vor diesem Hintergrund dürfte das Jahr 2023 eher im Zeichen von wirtschaftlicher Stagnation und eines entsprechend nüchternen Geschäftsklimas stehen. Auch für Deutschland prognostiziert der Dun & Bradstreet-Report eine Zunahme der Betriebsschließungen in diesem Jahr. Allerdings, so heißt es im Bericht, werde das absolute Niveau jenes von vor der Corona-Krise nicht erreichen.

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BLASCHZOKRESEARCH.DE – SOLIT-KAPITAL.DE Notenbanken ziehen Zinsen weiter an – Gold fällt auf Dreimonatstief https://trendreport.de/blaschzokresearch-de-solit-kapital-de-notenbanken-ziehen-zinsen-weiter-an-gold-faellt-auf-dreimonatstief/ Tue, 27 Jun 2023 15:38:27 +0000 https://trendreport.de/?p=41625

Notenbanken ziehen Zinsen weiter an – Gold fällt auf Dreimonatstief Der Goldpreis fiel am Freitag auf 1,910 US-Dollar und somit auf den niedrigsten Stand seit Mitte März, nachdem sich US-Notenbankchef Jerome Powell hawkish äußerte, während weitere Zentralbanken ihre Leitzinsen anhoben. In seiner Anhörung auf dem Capitol Hill sagte Powell, dass eine „starke Mehrheit“ der FOMC-Mitglieder „ein paar“ weitere Zinserhöhungen in diesem Jahr befürworten würden. Die Bank of England (BOE) erhöhte ihren Leitzins stärker als vom Markt erwartet wurde um 50 Basispunkte auf 5 %, während die Zentralbanken in der Schweiz, Norwegen und der Türkei ebenfalls die Zinsen anhoben.



England hat die höchsten Preissteigerungsraten aller G-7 Staaten. Im Mai stiegen die Preise wie im Vormonat April um 8,7 % an und halten sich damit beharrlich auf hohem Niveau. Die Verbraucherpreise in Europa im Mai waren hingegen nur mit 6,1 % nach 7,0 % im April gestiegen. Die
Kerninflation im Vereinigten Königreich stieg sogar von 6,8 % im April auf 7,1 % im Mai an und damit so stark wie zuletzt im März 1992. Die Ursache der Inflation bzw. der Geldentwertung im Vereinigten Königreich ist nicht etwa im Arbeitskräftemangel oder dem Brexit zu finden, sondern in der unverantwortlichen Schuldenpolitik der linken Regierungen der letzten beiden Jahrzehnte. Die Staatsschulden Englands haben sich von 402 Mrd. Pfund zur Jahrtausendwende auf 3.442 Mrd. Pfund in 2022 mehr als verachtfacht. Finanziert wurde dies über die Druckerpresse der Bank of England (BOE), die ihre Bilanz seit der Jahrtausendwende verzehnfachte. Es ist eine logische Konsequenz dieser Geldmengenausweitung, dass der innere Wert des Pfunds kollabiert und infolgedessen die Preise im Vereinigten Königreich steigen bzw. die „Inflation“ grassiert. Das britische Pfund befindet sich seit Jahrzehnten in einem Abwärtstrend zum US-Dollar und fiel im letzten Jahr fast auf die Parität zum US-Dollar. Der Goldpreis in GBP hat sich seit 2016 mehr als verdoppelt auf aktuell 1.518 Pfund je Feinunze. Engländer, die der Regierung und dem staatlichen Geld misstrauten und ihr Vermögen stattdessen in Gold investierten, konnten ihre Kaufkraft erhalten und eine hervorragende Rendite erzielen.


Seit dem Tief des Pfunds (Cable) nahe der Parität im letzten Jahr konnte es sich wieder erholen auf 1,284 US-Dollar in der letzten Handelswoche. Diese beeindruckende Rallye dürfte sich nun ihrem Ende zuneigen und sich in den nächsten Wochen und Monaten der alte Abwärtstrend des Pfunds gegenüber dem US-Dollar fortsetzen. Wie die Terminmarktdaten zeigen, war die Stimmung zuletzt euphorisch für Cable und die Daten weisen daraufhin, dass ein zyklisches Hoch sehr nah ist oder womöglich in der letzten Woche bereits erreicht wurde, als es einen langfristigen Abwärtstrend erreichte und von dort abprallte. Eine künftige Schwäche des Pfunds passt gut in das Bild eines wieder erstarkenden und wie der Phönix aus der Asche auferstehenden US-Dollars. Europäer und Briten müssen sich jetzt vor einer neuen Abwertung ihrer Währungen wappnen. Dies ist möglich durch einen Hedge des Vermögens am Devisenmarkt oder man investiert in Gold, das mittel- bis langfristig diese Geldentwertung durch steigende Preise kompensieren wird.

Nebst dem Goldpreis mit einem Minus von 2 % zur Vorwoche, fiel der Silberpreis noch stärker um 7,5 %. Ich hatte noch in der Vorwoche darauf hingewiesen, dass der nochmalige Anstieg der Silberpreises auf 24,50 US-Dollar eine letzte Chance sein würde, um noch einmal mit einem guten Chance-Risiko- Verhältnis auf einen fallenden Silberpreis in den nächsten Wochen zu wetten. Silber fiel von der Oberseite seiner Handelsspanne bei 24,50 US-Dollar auf 22,14 US-Dollar und durchbrach dabei diese Handelsspanne nach unten, was ein mittelfristig bärisches Indiz ist.
Auch der Platinpreis fiel um 6,8 % und Palladium musste sogar ein Minus von 9,4 % verbuchen. Damit sind meine Prognosen für Palladium und Platin der letzten Wochen und Monate voll eingetroffen. Ich hatte bei Platin einen Preisrückgang um 200 US-Dollar auf 900 US-Dollar prognostiziert und für Palladium eine weitere Schwäche und Preisrückgang, nachdem der Preis aus einem Abwärtstrend Anfang März ausgebrochen war und Spekulanten angezogen hatte. Wir stellten uns dagegen und behielten recht. Jetzt scheint Palladium jedoch langsam reif für eine technische Gegenbewegung zu sein, die spätestens im Bereich von 1.000 US-Dollar bis 1.100 US-Dollar starten sollte, weshalb sich Short-Trader darauf vorbereiten sollten

Die Goldminen im HUI-Goldminenindex fielen in der letzten Handelswoche um 4,8 % mit dem Goldpreis. Von seinem Verlaufshoch bei 280 Punkten fiel der Index mittlerweile auf 231 Punkte in der letzten Handelswoche. Nachdem wir das Hoch am Goldmarkt richtig ausloteten, war es einfach auch bei den Minen im Bereich von 280 Punkten Gewinne mitzunehmen in Erwartung dieser laufenden Korrektur. Wir hoffen daher, dass sich diese Korrektur noch etwas fortsetzen wird, um möglichst günstig diese Minen zurückkaufen zu können. Im nächsten Jahr sollten die Auswirkungen des inflationsinduzierten Zinsanstiegs die Volkswirtschaften mit aller Härte treffen und die Notenbanken auf eine Rezession und neue Krisen mit dem erneuten Drucken von Geld aus dem Nichts reagieren. Der Goldpreis und folgend auch die Goldminen sollten davon deutlich profitieren. Deshalb bietet der aktuelle Rücksetzer eine gute Chance, um noch einmal günstig in diesen Markt einsteigen zu können, bevor es im neuen Jahr eine neue Rallye geben wird.

Technische Analyse zu Platin: Ziel bei 900 US-Dollar erreicht – Bullen sollten noch vorsichtig sein!
Terminmarkt: CoT-Report

Der CoT-Report wird immer freitags seitens der US-Terminmarktaufsicht (CFTC) veröffentlicht, wobei der Stichtag der Datenerhebung der
Schlusskurs vom Dienstag ist. Die COT-Daten werden also immer mit einer Verzögerung von drei Tagen veröffentlicht. Premium Abonnenten von
Blaschzok Research erhalten vor Handelsschluss am Freitag ein Blitzupdate mit Analysen zu Gold, Silber und Platin. Die CoT-Daten ermöglichen
einen Blick in die Zukunft, da sie einerseits ein Sentiment-Indikator sind und andererseits eine gute Einschätzung des Angebots und der
Nachfrage am physischen Markt ermöglichen. Mit ihnen hat man einen Vorteil im Trading am Rohstoffmarkt.

CoT-Daten für Platin vom 23. Juni:
Der Preis fiel um 16 US-Dollar und die Spekulanten gingen mit 2,2 Tsd. Kontrakten Short. Das ist neutral zur Vorwoche. Auch wenn sich der CoT-Index OI um fast 5 Punkte auf 38 verbessert hat, ist noch sehr viel Luft nach unten vorhanden. Die CoT-Daten sind weiterhin bärisch für Platin und weit von einem Kaufniveau entfernt.

BLASCHZOKRESEARCH.DE – SOLIT-KAPITAL.DE
Eine Stärke aufgrund der ETF-Käufe wegen der Strommangellage in Südafrika sehen wir bis dato noch nicht. Die Lager dürften zu groß sein und sich Probleme bei der Förderung erst mit deutlicher Verspätung zeigen.

Zusammenbruch des Stromnetzes in Südafrika ist bullisch für den Platinpreis

Das Stromnetz Südafrikas verfällt seit zwei Jahrzehnten und in den letzten Jahren nahm die Häufigkeit und das Ausmaß der Stromausfälle stark zu. Mittlerweile hat sich die Lage drastisch verschärft, sodass der südafrikanischen Bevölkerung seit Monaten nur noch wenige Stunden am Tag Strom zur Verfügung steht. Die Stromausfälle gefährden damit auch die weltweite Platinproduktion, die zum größten Teil aus Südafrika kommt. Eine Lösung für die sich zuspitzenden Probleme, die politisch verursacht wurden, ist nicht in Sicht. Im Gegenteil ist es wahrscheinlich, dass sich die Probleme in den nächsten Jahren noch verschärfen werden. Südafrikas staatlicher Stromversorger Eskom Holdings hatte kürzlich die großen Bergbauunternehmen gewarnt, dass diese ihre Produktion aufgrund der Stromkrise womöglich einschränken müssen.

Als Reaktion auf die zunehmende Angst vor einer Verknappung des Angebots in diesem Jahr, fließt neue Liquidität in börsengehandelte Platinfonds. Nach Angaben des Platinproduzenten Impala Platinum Holdings Ltd. wird die Produktion des in Katalysatoren, elektrischen Kontakten, Schmuck, Herzschrittmachern, Medikamenten und Magneten verwendeten Edelmetalls in diesem Jahr voraussichtlich zurückgehen.

Rezession wird Nachfrage abschwächen, was bärisch ist

Je später die Rezession in diesem oder nächsten Jahr offen zutage tritt, desto besser stehen die Chancen für eine vorübergehende Stärke des Platinpreises. Sobald die Rezession jedoch in aller Munde ist und die Unternehmen beginnen Kosten zu senken und die Produktion zu drosseln, wird das Überangebot zunehmen und Platin womöglich kurzzeitig noch einmal stark einbrechen. Wer dann auf der Seitenlinie mit genügend Pulver steht, der findet in diesem Einbruch eine sehr gute kurz- bis mittelfristige Kaufchance.

Sollte sich der Goldpreis in den nächsten Wochen und Monaten nach seinem starken Preisanstieg korrigieren, so dürfte sich der Platinpreis kurzzeitig diesem Trend nicht entziehen können und auch eine Korrektur einleiten. Solange der Goldpreis über der wichtigen Unterstützung bei 1.995 US-Dollar handelt, hätte der Platinpreis die Chance noch etwas weiter anzusteigen, doch wurde die Luft zuletzt sehr dünn. Spätestens dann, wenn Gold unter diese wichtige Unterstützung fällt, ist ein Rücksetzer beim Platin auf mindestens 900 US-Dollar sehr wahrscheinlich und womöglich gar ein Rücksetzer auf 800 US-Dollar.

Kurzfristig gibt es kein gutes Setup für einen Trade. Einerseits gibt es mit der Stromknappheit Risiken für das Angebot, doch andererseits könnte mit der aufziehenden Rezession die Nachfrage gegen Jahresende kurz- und mittelfristig deutlich zurückgehen.

Aktuelle Chartanalyse

Der Platinpreis konnte im letzten Monat aufgrund massiver Zuflüsse in ETF-Produkte und den Aufbau von Long-Positionen am Terminmarkt bis auf 1.140 US-Dollar ansteigen. Trotz dieser Zuflüsse in ETF- Produkte zeigte sich bisher keine Stärke am Terminmarkt, was ein Warnsignal war.

Vor sechs Wochen schrieb ich bei einem Platinpreis von 1.120 US-Dollar:
„Der Platinpreis hat ein kurzfristiges Doppel-Top ausgebildet und droht nun den neuen
mittelfristigen Aufwärtstrend zu brechen. Zieht der US-Dollar weiter an und gehen Gold und
Silber in die Korrektur über, während die rezessiven Kräfte in der Volkswirtschaft zunehmen,
dann sollte der Platinpreis in Bälde seinen Aufwärtstrend brechen und auf 1.000 US-Dollar
fallen. Infolgedessen wäre ein Preisrückgang auf 900US-Dollar sehr wahrscheinlich. Mit dem
Trendbruch würde es für kurzfristig agierende Trader ein Verkaufssignal geben.“

Nach dem Trendbruch erfolgte der erste erwartete Rücksetzer auf 1.000 US-Dollar und folgend wurde nun auch die zweite Zielmarke abgearbeitet. Tradern empfahl ich ihre Gewinne aus einem Short-Trade bei 900 US-Dollar einzudecken. Der neueste CoT-Report zeigt, dass noch mehr Luft nach unten vorhanden ist. Nach einer technischen Gegenbewegung, die wieder nahe an 1.000 US-Dollar laufen könnte, erwarte ich eine neuerliche Schwäche des Platinpreises. In den nächsten Wochen und Monaten wären sogar 800 US-Dollar denkbar. Die neuesten CoT-Daten geben keinen Anlass für Optimismus und ein Kaufsetup scheint noch weit entfernt zu sein. Bullen müssen sich daher gedulden, während die Bären eine technische Preiserholung für einen neuen Short-Trade nutzen können.

Langfristige Analyse

Mittel- bis langfristig hat Platin ein Problem. Mehr als die Hälfte der jährlichen Minenproduktion wird in der Automobilindustrie zur Herstellung von Katalysatoren verwendet. Die Rezession wird in den nächsten Jahren im Umfeld steigender Zinsen zulegen und Leasing- sowie Finanzierungsmodelle für Neuwagen auf die Probe stellen. Schon jetzt können weniger Amerikaner ihre Auto-Leasing- und Finanzierungsraten zahlen als zum Hoch der Finanzkrise von 2008. Diese Situation wird sich in den nächsten Jahren noch weiter zuspitzen. Mit einem starken Rückgang der Neuwagenverkäufe und entsprechenden Gewinnrückgängen für die Automobilhersteller ist zu rechnen.

Langfristig dürfte sich im Bereich zwischen 800 US-Dollar und 1.000 US-Dollar ein langfristiger Boden ausbilden. Wir empfehlen Rücksetzer in den Bereich um die 800 US-Dollar als mittel- bis langfristige Kaufchance zu nutzen. Auch kurzfristig agierende Trader haben dort grundsätzlich ein Setup mit einem guten Chance-Risiko-Verhältnis. Man muss sich jedoch bewusst sein, dass der Platin- und Palladiumpreis während Rezessionen in der Vergangenheit kurzzeitig auch immer stark einbrach, weshalb eine Stopp-Loss-Order der beste Freund kurzfristig agierender Trader ist. Ein panikartiger Einbruch auf nochmals 500 US-Dollar wäre in einer Rezession mit einer Verkaufspanik an den Märkten durchaus denkbar in diesem Jahr. Deshalb ist eine Stop-Loss-Order der beste Freund eines Traders, damit man solche Chancen nutzen und bei einem Einbruch im Tief kaufen kann.

Die einzige Hoffnung für eine Stärke des Platinpreises wäre ein signifikanter Rückgang des Angebots aufgrund der Stromknappheit in Südafrika. Dies lässt sich jedoch, anders als die kommende Rezession, schwer prognostizieren. Das Angebot kann deutlich zurückgehen, doch muss das nicht passieren. Die kommende Rezession ist hingegen sicher.

Sobald die Notenbanken mit neuen QE-Programmen auf die bevorstehende weltweite Rezession oder alternativ schon früher auf einen exogenen Faktor reagieren werden, bieten sich enorme Chancen für die Bullen. Sollten die Notenbanken aufgrund exogener Ereignisse jedoch vor der offenen Manifestation einer Rezession agieren, worauf der Bail Out der SVB und der Credit Suisse hindeutet, so würde ein Preiseinbruch verhindert werden. Wichtig ist, dass man zum Bullen mutiert, sobald die Notenbanken auch nur neue QE-Programme in Erwägung ziehen.

Aufmacherbild/Quelle/Linzens
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Märkte blicken auf US-Notenbanksitzung am Mittwoch https://trendreport.de/maerkte-blicken-auf-us-notenbanksitzung-am-mittwoch/ Tue, 13 Jun 2023 15:37:29 +0000 https://trendreport.de/?p=41370

Auszug aus dem Marktkommentar von Markus Blaschzok, Chefanalyst der SOLIT Gruppe


Der Goldpreis stieg in der letzten Handelswoche um 0,7 % auf 1.961 US-Dollar an, während der
Silberpreis um 3 % auf 24,40 US-Dollar zulegen konnte, wobei die Silberbullen am Widerstand bei 24,50
US-Dollar scheiterten. Die Goldminenaktien des HUI-Goldminenindex fielen um 1 %, trotz der technischen
Erholung beim Goldpreis.
Der Goldpreis erholte sich am Donnerstag unterstützt durch eine Schwäche des USDollars, nachdem die
Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung mit 261 Tsd. anstatt der erwarteten 235 Tsd. auf ein fast
zweijähriges Hoch angestiegen waren. Dieser Anstieg erhöhte die Wahrscheinlichkeit, dass die
USNotenbank eine Zinspause einlegen wird. Daraufhin fiel der USD-Index im Vergleich zu anderen
wichtigen Währungen, während die Renditen der 10-jährigen US-Staatsanleihen sanken.

Nach einem 3-fach-Top läuft eine Konsolidierung des Goldpreises

Nach einem 3-fach-Top läuft eine Konsolidierung des Goldpreises

Zinsentscheid der USNotenbank im Fokus

Im Mai erhöhte die US-Notenbank ihren Leitzins zum zehnten Mal in Folge auf ein 16-Jahreshoch
bei 5 %. Am kommenden Mittwochabend wird erneut das Ergebnis des Offenmarktausschusses
veröffentlicht werden und US-Notenbankchef Jerome Powell in der anschließenden Pressekonferenz Rede
und Antwort stehen, worauf sich in dieser Woche der Fokus der Anleger richtet. Es wird allgemein
erwartet, dass die US-Notenbank eine Pause in ihrem aktuellen Zinsanhebungszyklus einlegen wird.

Da sich die Folgen der Zinsanhebungen auf die US-Wirtschaft noch nicht im vollen Umfang bemerkbar
machen, soll eine Zinspause zusätzliche Zeit geben, um die Auswirkungen des Zinsanstieges beobachten
und bewerten zu können.
Kleine Unternehmen fällt es bereits schwer unter den aktuellen Kreditbedingungen Liquidität zu
beschaffen. Neugründungen scheitern unterdessen, da sie weniger oder kein Geld für ihre
Geschäftsideen aufnehmen können. Darüber hinaus steigen die Gefahren für Kreditgeber aus einer sich
aufbauenden Welle potenzieller Zahlungsausfälle, insbesondere in schwierigen Sektoren, wie
beispielsweise Büroimmobilien. Aktuell erwartet der Markt nach den Fed Funds Futures mit einer
Wahrscheinlichkeit von 73 %, dass man den Leitzins unverändert in einer Spanne zwischen
5 % und 5,25 % belassen wird.
Die Märkte scheinen die Gefahr eines weiteren Zinsschrittes im Juli außer Acht zu lassen. Der Short-
Squeeze im Technologiesektor und die Erholung am Standardaktienmarkt bergen daher das Risiko für
einen Rückschlag in den kommenden Monaten. Erst letzten Dienstag hatte die australische Notenbank
ihren Leitzins um 0,25 Prozentpunkte auf 4,1 % angehoben und folgend auch die kanadische Notenbank,
die nach einer Pause ihren Leitzins überraschend um 25 Basispunkte auf 4,75 % erhöhte, nachdem die
Inflation im April wieder angestiegen war. Dies hatte den Markt, der von einem Stillhalten der
Notenbanker ausgegangen war, kalt auf dem falschen Fuß erwischt, worunter auch der Goldpreis litt und
am Mittwoch um 30 USDollar auf 1.940 USDollar einbrach.
Die neuerlichen Zinsschritte in Australien und Kanada zeigten dem Markt, dass selbst nach einer
Zinspause der Fed am Mittwoch, ein weiterer Zinsschritt nicht ausgeschlossen ist. Nach den Fed Funds
Futures erkennt der Markt diese Gefahr und wettet mit einer Wahrscheinlichkeit von aktuell 69 % auf eine
weitere Zinsanhebung am 26. Juli.

Auswirkung des Zinsentscheids auf den Goldpreis

Die Märkte haben eine Zinspause am Mittwoch bereits eingepreist, sodass die Aussagen von US-
Notenbankchef Jerome Powell zur Inflation und der Möglichkeit weiterer Zinsschritte in der Zukunft auf
der anschließenden Pressekonferenz entscheidend sein werden. Eine Zinspause bedeutet nicht
unbedingt, dass die Fed mit ihren Zinsanhebungen am Ende ist, doch ist es ein Hinweis darauf, dass sich
der Zyklus vorerst seinem Ende nähern dürfte.
Viele Anleger sind selbstzufrieden geworden und wetten auf ein schnelleres Ende des Zyklus oder sogar
Zinssenkung. Insbesondere am Goldmarkt sind deutliche Zinssenkungen noch eingepreist, was Gefahren
für eine Preiskorrektur in den nächsten Monaten birgt. Ein gegenteiliger Kommentar von J. Powell auf der
bevorstehenden Sitzung könnte daher kaltes Wasser auf die derzeitig bullische Stimmung gießen.
Auch die guten Wirtschaftsdaten der letzten zwei Monate, die über den Erwartungen lagen, sind in dem
aktuell hohen Goldpreis noch nicht eingepreist. Hält dieses Umfeld diesen Sommer bis in den Herbst an,
so werden es die Goldbullen angesichts haussierender Aktienmärkte schwer haben. Die
Terminmarktdaten für Gold zeigen, dass das Sentiment am Goldmarkt noch immer sehr bullisch
positioniert ist.
Auch die Sorgen um das USBankensystem, die die Nachfrage für sichere Anlagen wie Gold angeschoben
hatten, verfliegen zunehmend, womit ein weiterer Grund der vorherigen Rallye des Geldpreises wegfällt,
der noch nicht ausgepreist wurde. Zudem besteht die Gefahr, dass ein persistent hoher PCEPreisindex
für längerfristig hohe Zinsen oder weitere Zinsanhebungen sorgen könnte, was den Goldpreis
ausbremsen sollte. Kurzfristig gibt es mehr Risiken für den Goldpreis, als dass sich neue Katalysatoren für
eine weitere Rallye erkennen lassen.
Langfristiger Ausblick

Auf Sicht von 6-12 Monaten bin ich hingegen optimistisch für Gold, da die Kreditverknappung und die
schwächeren Verbraucherausgaben das US-Wachstum mittelfristig deutlich beeinträchtigen dürften, was
letztendlich monetäre Stimuli für die US-Wirtschaft nach sich ziehen und folgend den US-Dollar und die
Renditen der Staatsanleihen belasten dürfte. Der Goldpreis dürfte in diesem Szenario im nächsten Jahr
seine bisherigen Allzeithochs weit hinter sich lassen. Ein weiterer Preisrückgang in den nächsten
Monaten bietet daher die Chance für einen günstigen Einstieg am Gold- und Silbermarkt vor einer neuen
Rallye, die man nicht verpassen darf.
Die Mehrheit der bekannten Ökonomen glaubt nicht, dass sich die USA derzeit in einer Rezession
befinden. Die Verbraucherausgaben sind nach wie vor hoch, die Beschäftigung ist noch robust und die
US-Wirtschaft ist bisher nach der offiziellen Lesart nicht geschrumpft. Das BIP-Wachstum im ersten
Quartal betrug 1,3 % und die Prognosen deuten auf ein Wachstum von einem Prozent für das laufende
Quartal hin.
Im Vergleich zur alten Berechnungsmethode für die Teuerung, die man bis 1980 angewandt hat, weisen
der PCE-Preisindex und der CPI-Preisindex die Teuerung viel zu niedrig aus. Deshalb befinden sich die
westlichen Volkswirtschaften längst in einer Rezession, die aufgrund der zu niedrig ausgewiesenen
Geldentwertung als Null- oder Mini-Wachstum verkauft werden kann. Die Vorteile daraus sind bessere
Möglichkeiten der Schuldenaufnahme für die Staaten zu künstlich niedrigen Zinsen, sowie eine
Entschuldung auf Kosten der Sparvermögen der breiten Bevölkerung, während die Reallöhne sinken und
die Wirtschaft wieder wettbewerbsfähiger wird. Trotzdem dürften die Auswirkungen der Zinsanhebungen
irgendwann zu stark sein und sich die Rezession nicht gänzlich verschleiern lassen, weshalb selbst viele
Ökonomen für das Ende des Jahres und für das nächste Jahr mit einer Rezession nach der offiziellen
rechnen. Für den Goldpreis gibt es mittelfristig auf Sicht der nächsten Monate einigen Gegenwind, doch
spätestens im nächsten Jahr werden sich die Aussichten für den Goldpreis wieder deutlich verbessern.
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Trends in der nachhaltigen Geldanlage https://trendreport.de/trends-in-der-nachhaltigen-geldanlage/ Tue, 25 Apr 2023 14:40:26 +0000 https://trendreport.de/?p=41027 Die TREND-REPORT-Redaktion spricht mit Sascha Görlitz, Geschäftsführer beim Forum Nachhaltige Geldanlagen e.V.  (FNG), über Impact-Investments, nachhaltige Geldanlagen und Investmentstrategien.

 

Interviewpartner: seit Januar 2022 ist Sascha Görlitz Geschäftsführer beim FNG.

Herr Görlitz, welche Trends machen Sie im Kontext nachhaltiger Geldanlagen aus?

Die Umsetzung der EU-Sustainable-Finance Gesetzgebung stellt auch 2023 weiterhin viele Produktanbieter vor immense Herausforderungen. Dabei tragen vor allem die zuletzt häufiger aufkommenden Greenwashing-Vorwürfe gegenüber Finanzprodukten zu einer Verunsicherung bei. Die gegenwärtige Unsicherheit in der Auslegung relevanter Rechtsakte ist sicherlich auch ein Grund für die Umklassifizierung vieler Fonds: in den letzten Monaten wurden eine Reihe von Fonds, die unter Art. 9 berichtet haben, zum Bericht unter Art. 8 umklassifiziert. Währenddessen steigt langsam das Bewusstsein der Branche für die Bedeutung von Biodiversität und die damit verbundenen Ökosystemleistungen – nicht nur im Hinblick auf den Klimawandel, sondern auch bezogen auf die globalen Wirtschaftsleistungen. Bisher berücksichtigen öffentliche und private Finanzströme diesen Umstand noch nicht ausreichend. Weiterhin steigt der Anteil privater Investoren an nachhaltigen Geldanlagen. 2022 zuletzt deutlich, hier konnten wir in unserem jährlichen Marktbericht ein Plus von 230% in Deutschland im Vergleich zum Vorjahr verzeichnen. Wir sind gespannt wie sich diese Entwicklung fortsetzen wird. Des Weiteren kommen immer mehr neue Instrumente mit einem Nachhaltigkeitsfokus auf den Markt, z.B. Sustainability-Linked-Bonds (SLB), bei denen finanzielle Charakteristiken von einer vorher festgelegten Zielerreichung, etwa dem prozentualen Zubau regenerativer Energien im Vergleich zum Vorjahr, abhängen.

Welche Rolle spielen Impact-Investments im Hinblick auf nachhaltige Geldanlagen und Investmentstrategien?

Zuletzt hat das Thema Wirkung für Anlegende an Bedeutung gewonnen. Bisher gibt es jedoch noch wenig Finanzprodukte, die dieses Interesse widerspiegeln. Daher machen Impact Investments bis dato nur einen kleinen Teil Nachhaltiger Geldanlagen aus. Zudem befindet sich ein Konsens darüber, was als Impact Investment gilt, noch in der Entwicklung. Bisherige Angaben beruhen daher auf Selbsteinschätzungen von Anbieter:innen. Wir vom FNG verstehen darunter, kurz gesagt, Investitionen, die neben einer finanziellen Rendite auch einen positiven Beitrag zur Lösung von ökologischen und/oder sozialen Problemen leisten. Dabei zeichnen sich Impact Investments für uns durch fünf Merkmale aus: die Intentionalität zu einer nachhaltigen Transformation der Wirtschaft beizutragen, die Zusätzlichkeit des positiven Beitrags, welcher signifikant sein soll und glaubhaft dargelegt werden muss sowie die Berücksichtigung negativer Beiträge, die Erläuterung der Wirkungskanäle, die Messbarkeit anhand dargelegter Kriterien und die Transparenz hinsichtlich der Berichterstattung.

ESG vs. Impact Investing: Wie können Anleger eine (wirkliche) nachhaltige Geldanlage finden?

Das ist schwer zu sagen, denn aktuell gibt es mehrere Definitionen von nachhaltigen Investitionen, z.B. auf EU-Ebene in der Offenlegungsverordnung und für „ökologisch nachhaltige Investitionen“ in der Taxonomieverordnung. Daher existiert ein breites Spektrum von Anlagestrategien. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt ist eine individuelle Auseinandersetzung mit dem Thema unumgänglich, denn es gibt sehr unterschiedliche Vorstellungen darüber, was eine nachhaltige Geldanlage ausmacht. Daher bleibt es wichtig, die gewählten Strategien der Anbieter nachzuvollziehen und zu prüfen, ob diese mit den eigenen Vorstellungen einhergehen. Gute Orientierung bieten dabei SRI-Siegel, wie z.B. das FNG-Siegel oder das Österreichische Umweltzeichen. Einen Überblick auf Basis einer Selbstauskunft der Anbieter ermöglicht das FNG-Nachhaltigkeitsprofil, mit dem etwa nach präferierten Ausschlüssen der einzelnen ESG-Dimensionen gesucht werden kann. Hat man bereits eine engere Auswahl getroffen, kann bei Artikel 8 oder 9 Produkten gemäß der Offenlegungsverordnung auch der Anhang Vorvertragliche Informationen genutzt werden, um an detaillierte Auskünfte zu gelangen. Daneben kann die EU-Taxonomie Auskunft darüber geben in wie weit die vorgegebenen Ziele der EU verfolgt werden, allerdings ist die Berechnung der Quoten derzeit noch in der Findungsphase. Auch im Bereich Benchmarks stehen mit dem „Climate Transition Benchmark“ & dem „Paris Aligned Benchmark“ nun Orientierungshilfen zur Verfügung.

Welche Rolle spielen in diesem Kontext Impact-Fonds?

Bei Impact Investments im engeren Sinne steht die Entwicklung von Orientierungshilfen erst am Anfang. Hier existiert noch kein Branchenstandard in Form eines Labels. Erste Versuche dazu lassen sich bisher in der UK beobachten. Anlegenden bleibt daher gegenwärtig nichts anderes übrig, als sich mit den in Frage kommenden Fonds auseinanderzusetzen und die verfügbaren Informationen, etwa angesprochene Impact-Reports, zu prüfen und mit den eigenen Vorstellungen abzugleichen. Außerdem kann die Hilfe von Berater:innnen herangezogen werden. Die FNG-Definition von Impact Investments, einschließlich der fünf Impact-Merkmale, kann ebenso bei der Orientierung und Differenzierung helfen.

Was sind die wichtigsten Erkenntnisse, die aus Ihrer Publikation „Impact in der Praxis“
hervorgegangen sind?

Es hat sich gezeigt, dass auch im Bereich Impact Investments der Markt bereits vielfältige Anlageklassen anbietet. Diese reichen von Aktien-, Renten- und Misch-Fonds, hin zu Immobilien- und Mikrofinanzfonds sowie Private Debt und Private Equity-Produkten. Unsere Untersuchung der Praxisbeispiele hat gezeigt, dass vor allem ökologische und soziale Wirkungsziele verfolgt werden, die sich mehrheitlich nach den SDGs, den Sustainable Development Goals der UN, oder eigens formulierten Transformationszielen richten. Governance-Ziele hingegen wurden nur wenig angestrebt. Es hat sich auch gezeigt, dass als Wirkungskanal bei fast allen Praxisbeispielen Engagement genutzt wird, häufig auch Kapitalallokation. Herausforderungen liegen hierbei vor allem bei der Wirkungsmessung, denn die Taxonomie besitzt noch keine Marktreife. Deswegen nutzen Anbieter:innen meistens die SDGs als internationales Rahmenwerk. Da Wirkung auf unterschiedlichen Ebenen erfolgen kann, ist Transparenz unheimlich wichtig, um dem Vorwurf des Impact-Washings vorzubeugen. Meist geschieht das in Form einer festgelegten Berichterstattung. Transparenz bietet darüber hinaus auch die Chance zum Austausch, insbesondere zur Wirkungsmessung und um Informationsasymmetrien zwischen Finanzmarktteilnehmer:innen abzubauen.

Welche Assetklassen machen Sie noch aus?

Insgesamt findet in immer mehr Anlageklasse eine Auseinandersetzung mit Nachhaltigkeit statt. Für Aktien ist gegenwärtig eine vergleichsweise gute Datengrundlage verfügbar, auch Anleihen und Immobilien bieten mit einheitlichen Rahmenwerken Raum für Orientierung. Mikrofinanzfonds spielen besonders im Impact-Bereich eine große Rolle. Für Assetklassen wie Private Debt oder Private Equity sind ebenfalls Bemühungen ersichtlich, allerdings erschweren die fehlenden Berichterstattungspflichten privater Märkte, verglichen mit gelisteten Unternehmen, eine einheitliche Klassifizierung in der gesamten Breite des Marktes. Auch im Bereich der Alternativen Assets und der Derivate gibt es zunehmend Strategien, die eine Berücksichtigung der Nachhaltigkeit einfordern, auch ohne explizite regulatorische Pflicht. Gerade der Bereich Alternativer Investments, der auch Investitionen in Infrastruktur umfasst, kann ein geeigneter Ort für die gewünschte Wirkungserzielung sein.

Welche Richtlinien gibt es bereits für Impact Investments?

Von Seiten der Produktanbieter wird die Wirkung eines Produkts meist über die SDGs angegeben, aber auch die EU Taxonomie spielt hier ein zunehmende Rolle. Darüber hinaus gibt es z.B. die Operating Principles for Impact Management, welche sich ebenso großer Beliebtheit erfreuen. Ein von Allen anerkanntes Rahmenwerk gibt es im Moment nicht.

Mit welchen Veränderungen muss der Finanzsektor in den nächsten Jahren rechnen?

Da die Umsetzung der EU-Sustainable-Finance Gesetzgebung noch voll im Gange ist, sind aktuell viele Fragen offen. Diese Fragen werden sich aber nach und nach klären. Damit verbunden ist zum Beispiel die Schrittweise Erhöhung der Datenverfügbarkeit mit Inkrafttreten der CSRD und den Delegierten Rechtsakten, die noch zur Taxonomie-Verordnung der EU erwartet werden. Wir befinden uns aktuell in einer Situation, in der die Datengrundlage oft nicht ausreichend ist. Mittelfristig wird sich das ändern und es werden große Mengen an Daten verarbeitet werden können und auch müssen. Mit dem Erlass der Delegierten Rechtsakte zu den Umweltzielen 4 – 6 der Taxonomie-Verordnung werden dann auch Themen wie Biodiversität und Kreislaufwirtschaft an Relevanz für die Real- und Finanzwirtschaft gewinnen. Da aber auch die Überprüfung der Offenlegungsverordnung ansteht, sind neue Regulierungen hier mittelfristig durchaus denkbar, unter anderem auch, um Greenwashing Einhalt zu gebieten.

Nachhaltigkeitspräferenzen: Inwieweit verändert MiFID II die Finanzberatung?

Auch bei der Umsetzung der MiFID II – Änderungen vom 2. August 2022, die Berater:innen dazu verpflichtet die Nachhaltigkeitspräferenzen ihrer Kund:innen abzufragen, bestehen weiterhin Unsicherheiten. Neben der Befürchtung, dass der Fondsvertrieb unter gegenwärtigen Umständen nicht kostendeckend umgesetzt werden kann, hat sich ein erhöhter Weiterbildungsbedarf in der Beratung ergeben, da einige Berater:innen erstmals mit dem Thema Nachhaltigkeit in Berührung kommen. Erste Studien zeigen, dass die Umsetzung bisher noch nicht ausreichend stattgefunden hat und nicht immer der Abfragepflicht nach MiFID II in der Praxis nachgekommen wird. Wir begrüßen allerdings, dass kürzlich vom Bundesrat entschieden wurde, nun auch Finanzanlagenvermittler:innen und Honorar-Finanzanlagenberater:innen gemäß §34f und §34h der Gewerbeordnung in die Beratungspflicht zu inkludieren. Bislang waren diese von der Pflicht ausgenommen. Damit müssen nun deutschlandweit flächendeckend Nachhaltigkeitspräferenzen von Kund:innen nach MiFID II in Beratungsgesprächen abgefragt werden.

https://www.forum-ng.org/de/

 

 

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ESG im Unternehmen verankern https://trendreport.de/esg-im-unternehmen-verankern/ Tue, 25 Apr 2023 10:10:53 +0000 https://trendreport.de/?p=41002 Interview mit Ansgar Eickeler, General Manager CEE beim Software-Anbieter Board

Herr Eickeler, wir haben uns vor etwa einem Jahr schon mal zu dem Thema ESG unterhalten. Was hat sich aus Ihrer Sicht in dem Jahr getan?

Es ist viel passiert im Bereich ESG, vor allem in den Unternehmen. Das Thema steht jetzt noch weiter oben auf der Agenda und viele Vorstände machen es zu ihrem persönlichen Thema. Auch erkennen immer mehr Unternehmen, dass es sich lohnt, das Thema anzugehen. Zudem ist mein Eindruck, dass ESG jetzt auch gesamtheitlicher gedacht wird und nicht mehr nur auf „Environment“ beschränkt ist. Auch die Themenbereiche „Social“ und „Governance“ rücken stärker in den Blickpunkt der Unternehmen.

Was treibt das Thema? Sind es die politischen und regulatorischen Vorgaben, die die Unternehmen in die Pflicht nehmen?

Wir haben letztens einen CFO-Roundtable zu ESG veranstaltet, mit Verantwortlichen aus verschiedenen Branchen und verschiedenen Unternehmensgrößen. Dabei wurde klar kommuniziert, dass es nicht die Politik ist, die die Unternehmen treibt. Das gilt vor allem für die Vorreiter in diesem Bereich. Es sind eher konkrete wirtschaftliche und strategische Punkte, die Unternehmen veranlassen, sich des Themas anzunehmen.
Ein gewisser Druck kommt hier von der Finanzierungsseite. Banken und Investoren lassen sich aufzeigen, ob die Geschäftsmodelle auch unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit noch tragfähig sind, bevor sie Kredit- oder Investitionszusagen machen.
Auch die Personalabteilungen drängen zunehmend darauf, angesichts des zunehmenden Fachkräftemangels ESG stärker im Unternehmen zu verankern. Viele Bewerber und Bewerberinnen – gerade die Jüngeren – fragen gezielt danach, bevor sie sich für ein Unternehmen entscheiden. Aber auch für die Bindung von Mitarbeitenden ist ESG ein wichtiges Thema.
Von Kundenseite ist es bislang vor allem der B2B-Bereich, der hier einen gewissen Druck ausübt und bei ESG-Themen nachfragt. Hier wirkt sich vielleicht auch das Lieferkettensorgfaltsgesetz aus. Die B2C-Kunden scheinen noch nicht wirkliche Treiber bei ESG zu sein, wie sich auch in unserem Roundtable-Gespräch gezeigt hat.

Sie haben das Thema Wirtschaftlichkeit angesprochen: Wie stark belasten die Aktivitäten die Margen in den Unternehmen und beeinträchtigen eventuell die Wettbewerbsfähigkeit?

Natürlich erfordert die Beschäftigung mit ESG zusätzliche Ressourcen, vor allem auf Personalseite. Aber manche Maßnahmen reduzieren zum Beispiel den Einsatz von Rohstoffen und Energie und sorgen damit für Einsparungen. Oder die Finanzierung durch die Kreditinstitute wird günstiger, weil das Unternehmen in der Risikobewertung einige Basispunkte besser abschneidet.
Ein Teilnehmer beim CFO-Roundtable aus dem Verlagswesen erzählte, dass sie eine besonders nachhaltige Tinte beim Druck einsetzen. Damit das nicht zum finanziellen Nachteil im Wettbewerb wird, versuchen sie, den Einsatz branchenweit zum gesetzlichen Standard zu machen. Das hilft dann der Umwelt und der Gesellschaft auf breiter Basis und vermeidet Wettbewerbsnachteile.
Andere Themen wie Diversität oder Governance sind per se erstmal kostenneutral. Hier profitieren die Unternehmen dann zusätzlich von der höheren Diversität und klaren Leitlinien im Unternehmen, und können so die Resilienz des Unternehmens stärken.

Was sollte man beachten, wenn man das Thema ESG im Unternehmen einführen oder stärker verankern möchte?

Entscheidend ist, Themen zu finden, die zum eigenen Unternehmen passen. Deshalb ist es so wichtig, dass sich das Top-Management aktiv einbringt. Dann lassen sich ESG-Themen auch leichter mit anderen laufenden Initiativen wie Einsparungsmaßnahmen verbinden.
Machen Sie die „Hidden Experts“ im Unternehmen ausfindig. Schauen Sie sich Ihre Belegschaft an und entdecken sie, welche Expertise da zu bestimmten Themen schlummert. Viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bringen häufig schon aus persönlichem Interesse Erfahrungen im Bereich Umwelt oder Diversität mit, die sie im Unternehmen einbringen können.
Natürlich hilft es gerade zum Start auch externe Experten einzubinden, die Erfahrung in der Umsetzung mitbringen. Das kann eine Unternehmensberatung sein, die hilft, Methoden festzulegen. Im fortgeschrittenen Stadium können es dann Experten für die inhaltliche Beratung sein, z.B. Energieberater bei energetischen Maßnahmen.

Zum Thema ESG gehört auch das entsprechende Reporting! Was brauchen die Unternehmen für das Reporting und wie können Sie ihre Aktivitäten messen?

„Was Du nicht messen kannst, kannst Du auch nicht steuern“, heißt es immer. Und ja, es ist sehr wichtig, passende KPIs zu definieren und die Entwicklung darzustellen. Denn es geht auch darum, die Versprechungen nachprüfbar zu machen. Gerade bei Gesprächen zur Finanzierung oder bei Verhandlungen mit Kunden für die Lieferkette ist es unabdingbar, konkrete Maßnahmen auch belegen zu können.
Reporting alleine ist aber nicht ausreichend. Gerade beim Thema ESG sollten Planung und Reporting eng zusammengehören und die Finanzdaten mit ESG verknüpft werden. Denn ich muss Ziele planen, Forecasts machen, Analysen durchführen und am Ende dann auch das Reporting daraus erstellen.
Und jede gute Finanzabteilung sollte heutzutage eine moderne und intelligente Planungsplattform verfügen, auf der die Daten aus den verschiedensten Quellen zusammengeführt werden können, um sie gemeinsam für Planung, Analyse und Reporting aufzubereiten. Diese Plattformen eignen sich natürlich perfekt für die Verarbeitung der ESG-Daten. Wir selbst haben in den letzten zwei Jahren bereits viele ESG-Dashboards bei unseren Kunden implementiert.
Zu unseren Kunden, die ESG bereits in ihr Reporting-Portfolio aufgenommen haben, gehört KPMG Deutschland. KPMG nutzt dafür die Board-Plattform, die Sie auch bereits für Planung, Analyse und Reporting im Finanzbereich einsetzen. Kunden oder Investoren können die Daten einsehen und alle Anstrengungen, die KPMG in den ESG-Bereichen unternimmt, lassen sich darstellen und nachprüfen. Gleichzeitig bekommt KPMG ein Steuerungselement in die Hand, um die eigenen Ziele und Fortschritte nachzuverfolgen und in die Unternehmenssteuerung einfließen zu lassen.

Welchen Rat geben Sie Unternehmen, die beginnen, sich mit ESG zu befassen?

Die Empfehlung ist so schnell wie möglich anzufangen. Bereits 2024 müssen Unternehmen, die schon jetzt von der Non-Financial Reporting Directive (NFRD) betroffen sind, ein Sustainability Statement erstellen. Viele weitere Unternehmen sind ab 2025 gefordert, ESG-Themen zu reporten. Je eher ich starte, desto strategischer kann ich das Thema angehen und für mein Unternehmen gewinnbringend nutzen. Und auch Unternehmen, die noch nicht gleich von der Regulatorik betroffen sind, sollten ESG-Themen in ihre Maßnahmenplanung integrieren. Schauen Sie, was für ihr Unternehmen Sinn macht. Welche Maßnahmen bringen Ihr Unternehmen voran und schaffen einen wirklichen Wert? Dann profitieren Sie von ESG und verbessern Ihre Position im Wettbewerb!

https://www.board.com/de

 

Aufmacherbild: Cacey Horner  by Unsplash

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Wir verändern Deutschland https://trendreport.de/wir-veraendern-deutschland-2/ Mon, 17 Apr 2023 15:50:15 +0000 https://trendreport.de/?p=40598 Die Gamechanger von heute und morgen: Seit 2011 hat der Early-Stage-Venture-Spezialist UVC Partners, einen der führenden B2B-Venture-Capital-Fonds in Europa aufgebaut.

Wir sprachen mit Dr. Ingo Potthof und Johannes von Borries, Geschäftsführer bei Unternehmertum Venture Capital Partners (UVC Partners), über die enge Zusammenarbeit mit der UnternehmerTUM und den einzigartigen Zugang zu Talenten, Industriekontakten und Finanzpartnern.

 

Herr Dr. Potthof, wie lautet Ihre magische Formel, um so nachhaltig und erfolgreich innovative Gründer und Ideen an den Start zu bringen?

Mit mehr als 1.000 Industriepartnern im Netzwerk und einer engen Zusammenarbeit mit UnternehmerTUM, Europas führendem Innovationszentrum, bieten wir Start-ups einen einzigartigen Zugang zu Talenten, Industriekontakten und anderen Finanzpartnern. Die Magie entsteht in Zusammenarbeit mit jungen Gründern, sehr viel Tech-Knowhow, und unternehmerisches Wissen aus dem Mittelstand und der Industrie. Nachhaltigkeit liegt bei uns vor allem an der Konsistenz der Investitionsstrategie, die wir seit Beginn von UVC Partners durchführen. Das gibt uns eine sehr starke Expertise in unseren Kernsektoren. Diese Expertise nehmen Gründer, die zu uns kommen, wahr. Das verleiht uns Glaubwürdigkeit, sodass wir den Gründern überzeugend helfen können und Mehrwert generieren.

 

Johannes von Borries, Andreas Unseld, Dr. Ingo Potthof, Prof. Dr. Helmut Schönenberger und Benjamin Erhart (v.l.)

 

Herr von Borries wie sieht Ihre Unterstützung für Start-ups aus?

Wir stellen uns gemeinsam großen Herausforderungen wie dem Vertrieb und öffnen unser Netzwerk in die Führungsetagen der deutschen Wirtschaft. Insbesondere der persönliche Zugang zu innovationsfreundlichen Geschäftskunden ist für B2B-Start-ups in der frühen Phase sehr wichtig, da lange Vertriebszyklen und hohe Entwicklungskosten den Markteintritt erschweren. Wir beschleunigen schon heute über 10 % aller deutschen Tech-Start-ups und dienen für eine Vielzahl von etablierten Unternehmen – von Mittelständlern bis DAX-Konzernen – als zentrale, offene Innovationsplattform für Lösungen der Zukunft.

Herr Dr. Potthof, welche „Gamechanger“ konnten Sie z.B. identifizieren und erfolgreich in die Märkte bringen?

 

„Wir bieten ein einzigartiges Ökosystem mit Zugang zu Start-ups,
Branchenexperten, Investoren und Talenten.“

 

Wir waren z.B. bei Flixbus die ersten Venture-Capital-Investoren und haben an die Gründer und an das Geschäftsmodell geglaubt. Ein Markt im Mobilitätsbereich, den es damals noch nicht gab. Oder das Quantencomputer-Startup planqc, das bereits kurz nach der Gründung eine Finanzierungsrunde in Höhe von über fünf Mio. Euro gemeinsam mit Hermann Hauser und Speedinvest abgeschlossen hat. Mit der Finanzierung wird planqc einen hoch- skalierbaren, bei Raumtemperatur arbeitenden Quantencomputer entwickeln, der auf in optischen Gittern gefangenen Atomen basiert. Der Gesellschafterkreis vereint das technische und kommerzielle Know-how, um die leistungsfähigsten Rechner der Welt nicht nur zu bauen, sondern auch in industriell relevanten Anwendungen zu realisieren.

Herr von Borries, was ist das Spannende am UVC-Ökosystem?

Im erfolgreichen Venture-Capital-Geschäft geht es nicht nur um ein finanzielles Investment, sondern insbesondere auch um ein nachhaltiges, partnerschaftliches Verhältnis mit dem Gründerteam. Da wir gleichzeitig Schwesterunternehmen der UnternehmerTUM sind, punkten wir mit zwei wesentlichen Komponenten. Zum einen kommen sehr viel junge Gründer und Start-ups zu uns und wir haben Zugriff auf neue spannende Ideen sowie Innovationen. Zum anderen sind wir ein Netzwerk von potenziellen Kunden für Start-ups, denn viele Mittelständler und große Unternehmen, die sich hier treffen, wollen mit Start-ups in einer sehr frühen Phase zusammenarbeiten und deren innovative Produkte einsetzen. Das bedeutet, wir geben Start-ups nicht nur das erforderliche Kapital, sondern können gleich mit neuen Kunden aufwarten.

Herr von Borries, welche Zukunftsfelder sind Ihnen wichtig?

Wir orientieren uns an den Herausforderungen der Gesellschaft, hier in Deutschland und in Europa. Das ist einmal sicherlich das wichtige Thema Climate-Tech, wir stellen uns aber auch die Frage, wie wir in Zukunft arbeiten werden, hier im Hinblick auf Automatisierung und Digitalisierung. Gerade beschäftigt uns der Fachkräftemangel und wir wollen mit neuen Technologien und Möglichkeiten dabei helfen, Lösungen zu finden. Ein weiterer Baustein ist das Thema Mobilität – und diesbezüglich die Elektrifizierung im Kontext einer klimaneutralen Zukunft.

Herr Dr. Potthof, sind gerade neue Fonds in Vorbereitung?

Wir sind offen mit neuen Investoren zu sprechen, um unsere Werte und Investmentstrategien zu erklären. Im Hinblick darauf werden wir unseren Fonds IV Anfang 2024 aufsetzen. Der nächste Fonds wird eine ähnliche Strategie haben wie unsere jetzigen Fonds: Frühphase, Hochtechnologie, Europa mit Schwerpunkt Deutschland. Entsprechend passt es sehr gut, wenn wir jetzt mit Investoren in Kontakt kommen.

www.uvcpartners.com/

 

 

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ESG Reporting: Pflichten und Herausforderungen https://trendreport.de/esg-reporting-pflichten-und-herausforderungen/ Mon, 17 Apr 2023 15:30:09 +0000 https://trendreport.de/?p=40443 Interview:

Lisa Scharrer von BIG.Cube schafft Transparenz über Herausforderungen und Lösungsansätze im digitalen ESG Reporting – einem Thema, an dem zahlreiche Unternehmen aktuell nicht vorbeikommen.

Frau Scharrer, welche Herausforderungen müssen aktuell Finanzinstitute im Hinblick auf ESG Reporting meistern?

Die aktuellen Anforderungen an Unternehmen im Bereich ESG Reporting stellen ein Potpourri an Herausforderungen dar. Zum einen begibt man sich auf noch nahezu unerforschtes Terrain, auf dem es bislang nur wenige Experten gibt. Zum anderen sind Komplexität und Vielschichtigkeit der Anforderungen unheimlich groß – d.h. den Durchblick zu behalten ist bereits nicht einfach. Dazu kommt, dass mehrere „moving targets“ gleichzeitig im Blick behalten werden müssen. Das gilt insbesondere für die Vorgaben im regulatorischen Bereich, in dem sich leider noch kein Branchenkonsens bezüglich der Auslegung gebildet hat. Obendrein kommen die Klarstellungen der EU meist erst zu einem Zeitpunkt, an dem die IT-Implementierung schon lange begonnen haben muss, um rechtzeitig fertig zu werden. Zu guter Letzt müssen für das ESG Reporting Daten, die bisher im Unternehmen nicht oder zurecht ohne Berührungspunkte existieren, für ESG-Belange aufbereitet werden. Dafür müssen sie gematched, anhand komplexer Logiken prozessiert und reportingfähig gemacht werden – das ganze natürlich unter Einglie­derung in bestehende Infrastrukturen.

Welche Herangehensweise und Technologie empfehlen Sie für große Player im Finanzmarkt?

Wir bei BIG.Cube sehen die richtige Herangehensweise zunächst darin, die aktuellen Geschäfts- und IT-Prozesse grundlegend zu analysieren. Hier ist ein tiefes Verständnis voneinander für beide Bereiche wichtig. Auf dieser Basis kann in einer agilen Projektvorgehensweise eine Lösung für die volatilen Anforderungen erarbeitet werden. Zum ThemaTechnologie: Meist müssen sich die neuen KPIs und Datenmodelle in bestehende Reporting-Landschaften einfügen – dies gilt insbesondere bei großen Playern. Da hier oft bereits stark spezialisierte und professionalisierte Lösungen im Einsatz sind, entscheidet man sich eher für die Nutzung der vorhandenen Technologien und integriert die ESG- Anforderungen in die bestehenden Reporting-Lösungen.

Wie unterstützen Sie die Institute im Kontext dieser Anforderungen?

Wir sehen für solch herausfordernde Projekte drei Säulen als essenziell an: Die Businessanalyse, die Technologie sowie die agile, alles integrierende Methodik. Mit unseren eingespielten Projektteams, welche stets durch Experten in diesen Bereichen geprägt werden, bringen wir eine starke Struktur in diese Umsetzungen. Das ist bei der gegebenen Komplexität dringend nötig.

Wie können die nötigen Daten in guter Qualität erhoben werden?

Dies ist in der Tat ein großes Thema, welches unsere Kunden gerade stark beschäftigt. Die Datenqualität muss passen, sodass vor allem ESG KPIs, die in die nichtfinanzielle Erklärung der Unternehmen eingehen, bspw. zur EU-Taxonomie, SASB oder TCFD, korrekt sind. Hierfür halten wir es für sinnvoll, die geforderte Datenqualität der Eingangsdaten in einer automatisierten Lösung bei jeder Zulieferung sicherzustellen. Insbesondere bei manuellen Datenerhebungsprozessen oder tatsächlich auch bei Daten spezialisierter, externer Datenprovider ist der Bedarf dafür sehr groß. Zu diesem Zweck setzen wir beispielsweise unser eigenes Standardprodukt Q-THOR ein, ein Tool für fachlich getriebene Datenqualitätschecks.

Im Portrait
Lisa Scharrer, geb. 1989, M. Sc. Wirtschaftsmathematik, kam bereits 2019 mit Nachhaltigkeitsprojekten im BI-Kontext bei der Mercedes-Benz AG in Kontakt. Als Bereichs- wie auch Projektleiterin bei BIG.Cube, betreut sie aktuell Implementierungsprojekte für ESG-Reporting-Anforderungen im Finanzumfeld, vor allem in SAPTechnologien.

Welche Erfahrungen konnten Sie in den letzten Jahren im Hinblick auf die Nachhaltigkeitsberichterstattung und SAP Business Intelligence-Lösungen sammeln?

Gemeinsam mit unseren Kunden arbeiten wir bereits seit mehreren Jahren an großen Nachhaltigkeitsprojekten. Dabei sind wir stets in den Technologien SAP BW und SAP HANA unterwegs, da diese bereits bei vielen unserer Kunden im Einsatz sind und sie als mächtiges Reporting-Fundament geschätzt werden. Als SAP Premiumberatung im Bereich Analytics ist unsere Expertise hier von großem Vorteil. In den letzten drei Jahren konnten wir mit unseren Businessanalysten sehr tief in die fachliche Materie des ESG Reportings eintauchen, sodass wir die Herausforderungen selbst sehr gut verstehen und eigene Best Practices erarbeiten können. Diese umfassen beispielsweise, dass Flexibilität aufgrund der volatilen Anforderungen einer der wichtigsten Faktoren ist. Hierfür schaffen wir in der Datenarchitektur einen einheitlichen Aufbau sehr heterogener Datenflüsse und zentralisierte, modular aufgebaute Logikbausteine zur einfachen Anpassung bei Änderungen der gesetzlichen Vorgaben.


Woran arbeiten Sie gerade bzgl. des ESG Reporting?

Aktuell unterstützen wir vor allem dabei, EU-Regulatorik umzusetzen –zum einen im Hinblick auf die nichtfinanzielle Erklärung unserer Kunden, wie bereits erläutert. Zum anderen beschäftigen uns aber auch Implementierungsprojekte im Hinblick auf MiFID II oder der SFDR. Beispielsweise arbeiten wir gerade in diversen Projekten, um die Offenlegung von ESG-Werten in Jahresberichten von Fonds zu ermöglichen oder den angestrebten vereinfachten Datenaustausch via EET.


Wohin gehen die Entwicklungen?

Wir sehen aktuell, dass die Entwicklungen im ESG Reporting in eine Richtung gehen: Es wird immer mehr. Unsere Kunden bzw. konkret die IT- und Fachabteilungen, die wir unterstützen, können sich vor internen wie auch externen Anfragen zu KPIs, Rohdaten, abgeleiteten Informationen und Auswertungen kaum retten. Meist ist die Anforderung nach einer Information bereits eingegangen, bevor überhaupt fachlich formuliert werden konnte, wie die Rohdaten zu einer aussagekräftigen und wertstiftenden bzw. regulatorisch korrekt umgesetzten Kennzahl zusammengesetzt werden sollen. Wir bemerken also, dass die ESG-Thematik immer schneller jeden Unternehmensbereich durchdringt und zunehmend an Signifikanz und Aufmerksamkeit gewinnt.


Welche Rolle spielen Simulationen, um ESG-Szenarien und ihre Auswirkungen einzuschätzen? Gibt es hier bereits eine Beteiligung durch ML oder KI?

ML und KI sind sicherlich valide Mittel, um im Hinblick auf Planungsfunktionen Entscheidungen zu simulieren und auf dieser Basis ESG-Auswirkungen in wirtschaftliche Entscheidungen miteinzubeziehen. Allerdings ist hier aufgrund der multidimensionalen Zusammenhänge Vorsicht geboten, denn nahezu vergleichbar mit dem bekannten „Butterfly Effect“ können einzelne Entscheidungen nie auf eine Metrik für sich genommen ausgewertet werden – sondern müssen immer im Zusammenhang mit allen anderen bewertet werden. Beispielsweise kann eine Regionalisierung der Wertschöpfungskette negative Effekte auf die Profitabilität und somit die Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens haben, während sie sich positiv auf den CO2-Fußabdruck auswirkt. Hierfür ist vor der Planung eine intensive Auseinandersetzung mit Ist-Daten und -Zusammenhängen vorzunehmen – was aktuell bereits viele Unternehmen vor eine Herausforderung stellt.

Welche Risiken und Chancen entstehen durch das ESG Reporting für die Finanzbranche?

Ganz klar ergeben sich neben bereits zahlreich dargestellten Herausforderungen auch Chancen für die Finanzbranche, denn jetzt wird durch ein fundiertes ESG Reporting der Grundstein für eine Zukunft gelegt, in der Nachhaltigkeit eine immer wichtigere Rolle spielt. Während man also aktuell versucht, immer mehr „das Richtige“ zu tun, kann man sich ganz nebenbei dadurch einen Wettbewerbsvorteil verschaffen: Durch die EU-Taxonomie und das Lenken von Finanzströmen hin zu mehr Nachhaltigkeit wird in der Zukunft die ESG Performance ganz entscheidend werden für den Erfolg. Wir bemerken ferner, dass unseren Kunden auch bewusst ist: Nachhaltigkeit zieht an – sowohl Investoren als auch andere Businesspartner und schließlich auch Talente, denn für die Gen Z ist Sustainability ein entscheidender Faktor bei der Berufswahl.


Wie sollten Finanzinstitute vorgehen, um kurzfristige finanzielle Performance mit langfristiger Nachhaltigkeit in Einklang zu bringen?

Langfristige finanzielle Performance und Nachhaltigkeit sind absolut keine Gegensätze mehr, das zeigen diverse Studien. Um dies nun auch kurzfristiger betrachtet möglich zu machen, ist dies unseres Erachtens eine Governance-Frage: Seitens des Managements müssen neben finanzieller Performanceziele auch Performanceziele im ESG-Bereich ausgegeben werden. Damit die Ziele eingehalten werden können, muss die IT-gestützte Transparenzschaffung bzgl. dieser ESG KPIs für das Assetmanagement selbstverständlich vorhanden sein – im Idealfall durch BI-Lösungen im Real- oder Near-Time-Bereich und integriert in bestehende Lösungen.


Sie berichten, dass Sie ihre Sustainability-Reporting-Projekte mit SAP Analytics-Mitteln implementieren. Es gibt aber auch ein Standardtool der SAP: den Sustainability Control Tower (SCT). Warum setzen Sie diesens nicht ein?

Den SCT gab es schlichtweg noch nicht als wir bei unseren Kunden mit den Nachhaltigkeitsprojekten gestartet haben. Die Zeit bis zum Inkrafttreten der Regulatorik lief aber bereits. Außerdem – darüber hatten wir ja auch schon gesprochen – will man Parallellösungen zumeist vermeiden. Stattdessen braucht es eine Integration in bestehende Landschaften und Datenflüsse. Daher haben wir bei BIG.Cube bisher keine Erfahrungen mit dem SCT gemacht. Als SAP Gold Partner sind wir aber natürlich immer daran interessiert, die neueste Technologie, insbesondere SAP Standardprodukte, bei und mit unseren Kunden einzusetzen. Sollte der SCT zukünftig bei einem Kunden die richtige Wahl sein, würden wir uns sehr freuen auch dabei zu unterstützen.

https://www.big-cube.com/

 

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