Make Web3 more beautiful
Das Metaverse ist in aller Munde und verspricht eine grundlegende Transformation der Internetnutzung, wie wir sie heute kennen. Doch was steckt eigentlich dahinter? Die Veranstaltungsreihe „Beautiful Business in Web3“ befasst sich mit den als Metaverse etablierten Web3-Technologien. Wir sprachen mit den Veranstaltern Monika Jiang sowie Till Grusche von House of Beautiful Business und Ute Hildebrandt von Hotwire Deutschland über das neue Format.
Welchem Thema wird sich Ihr neues Format widmen?
Monika Jiang: Wir wollen die Teilnehmenden mit “Beautiful Business in Web3” auf eine Learning Journey mitnehmen. Gemeinsam erforschen wir die Möglichkeiten, aber auch potenzielle Fallstricke beim Aufbau eines inklusiveren, gerechteren und nachhaltigeren – in einem Wort: schöneren – Paradigmas für das Internet. Mit einem multidisziplinären Spektrum an Perspektiven – aus Bereichen wie Wirtschaft, Technologie, der Kreativwirtschaft, Politik, Wissenschaft, Medien und Kunst – wollen wir einen Raum für tiefgreifende, fundierte und nuancierte Konversationen schaffen. Wir wollen diejenigen hören, die in den aktuell hitzig geführten Diskussionen nicht gehört werden.
Denn wir stehen derzeit vor einer einzigartigen Situation: Wir haben die Möglichkeiten einer dezentralen, Blockchain-basierten Infrastruktur, die Bereitschaft des Marktes für neue Geschäftsmodelle und Formen der Zusammenarbeit sowie eine Dynamik, die Nutzer:innen von passiven Konsumenten in aktive Creators und Eigentümer:innen verwandelt. Dadurch stehen wir vor einer komplexen, aber auch aufregenden Neugestaltung des Internets, seiner Zwecke und Werte, den Beteiligten und Währungen sowie der Fragen zu Nutznießenden, Eigentum und Fairness. Gleichzeitig sind uns in den letzten Jahren die strukturellen Probleme von Big Tech als Hauptakteure des Web2 und die Auswirkungen auf die Gesellschaft nur allzu sehr bewusst geworden. Ob es sich dabei um den Facebook – bzw. heute Meta – Cambridge Analytica Skandal handelt, um Suchmaschinen, die Rassismus verstärken, das Datenleck bei der NSA oder, ganz frisch, die Uber Files.
Deshalb müssen wir uns fragen, an welcher Art von Internet wir teilnehmen und wie wir es gestalten wollen. Wir müssen bei diesen Fragen so viele Menschen und Unternehmen wie möglich einbeziehen. Im Laufe des Programms wollen wir daher unter anderem Folgendes diskutieren: Welche gesellschaftlichen Implikationen und Verhaltensänderungen sind zu erwarten? Welche Möglichkeiten für Geschäftsmodelle und neue Organisationsstrukturen ergeben sich durch DAOs (Decentralized Autonomous Organizations)? Wie wird der Krypto-Markt reguliert werden? Was sind energie- und klimasichere, nachhaltige Lösungen für die Blockchain-Technologie? Können NFT-Communities dazu beitragen, sozialen Wandel im echten Leben voranzutreiben? Und wie wird all dieser technologische Fortschritt unsere Lebensweise voran- und unsere Gesellschaft zusammenbringen, anstatt sie immer weiter zu zersplittern?
Monika Jiang:
„Wir wünschen uns, dass unsere Veranstaltungsreihe über das offizielle Ende des Programms hinaus bestehen bleibt und immer wieder Menschen zum Gespräch einlädt. Dadurch könnten wir es Menschen ermöglichen, als Teil einer neuen Community in Kontakt zu bleiben und von den Kenntnissen und Verbindungen der anderen Teilnehmenden zu profitieren, ihre gewonnenen Erkenntnisse auf persönlicher Ebene zu vertiefen und/oder gemeinsam Projekte oder andere Formen der Zusammenarbeit zu initiieren. Schließlich soll dies erst der Anfang dessen sein, was Beautiful Business im Web3 sein und werden kann.“
Was ist an dem Format der „Learning Journey“ neu?
Till Grusche: Auf der einen Seite ist die Learning Journey ein sorgfältig kuratiertes Programm, in dem Expert:innen über 20 Wochen Impulse geben, die helfen, die Themen Web3 und Metaverse Schritt für Schritt zu erschließen. Auf der anderen Seite ist es, fast wie eine „Unconference“, ein von der Community selbst zu gestaltender Raum. Um diese zwei Pole zusammenzubringen, haben wir das Format einer „asynchronen Konferenz“ ins Leben gerufen. Sie findet auf einem Discord Server statt und basiert auf dem zentralen Prinzip, dass die Teilnehmer:innen sich immer dann, wenn es gerade in ihren vollgepackten Tagesablauf passt, mit den Inhalten und den anderen Teilnehmenden auseinandersetzen: durch einzelne Live-Momenten, mehrere vorproduzierte Inhalte, und vor allem mit viel Spontanität und Interaktivität.
Wir experimentieren dabei viel: Wie funktionieren Sprachnachrichten, die von Expert:innen in die Runde geschickt werden? Wie funktioniert ein Talk, wenn er statt in 15 Minuten auf einer Bühne oder in einem Zoom-Fenster über den Verlauf einer Woche als Chat stattfindet? Hat ein Live-Moment ein ganz anderes Nachleben und verändert er seinen Charakter, wenn der Inhalt von der Mehrzahl der Teilnehmenden vielleicht gar nicht live erlebt, sondern erst im Nachgang erschlossen und kommentiert wird? Allein in den ersten zwei Tagen des Programms sind zum Beispiel durch Impulse der Community schon neue Kanäle und Strukturen auf dem Discord-Server entstanden, in dem eine gemeinsam kuratierte, fortlaufend aktualisierte Bibliothek von lesenswerten Artikeln über Web3 entsteht. Menschen aus aller Welt und den unterschiedlichsten Disziplinen stellen sich einander vor, beschreiben was sie an Web3 interessiert und vernetzen sich. Irgendwo an der Schnittstelle von dem, was wir ansonsten an LinkedIn, einer guten Konferenz, eines entspannten Community-Meetups und einer für uns wichtigen Chatgruppe schätzen, entsteht hier etwas Neues – und wir sind sehr gespannt, wie sich dieses Experiment entwickelt.
Till Grusche
Auf der einen Seite ist die Learning Journey ein sorgfältig kuratiertes Programm, in dem Expert:innen über 20 Wochen Impulse geben, die helfen, die Themen Web3 und Metaverse Schritt für Schritt zu erschließen. Auf der anderen Seite ist es, fast wie eine „Unconference“, ein von der Community selbst zu gestaltender Raum. Um diese zwei Pole zusammenzubringen, haben wir das Format einer „asynchronen Konferenz“ ins Leben gerufen.
Welche Zielgruppen sprechen Sie damit an?
Ute Hildebrandt: Wir wollen im Grunde zwei Zielgruppen erreichen. Das sind zum einen Menschen, die sich schon länger mit der Thematik Web3 beschäftigen – Creator, aber genauso auch Kritiker – oder die zwar noch keine Erfahrung, jedoch Interesse haben und mehr darüber lernen wollen. Uns ist wichtig, dass Thema Web3 in all seinen Facetten zu beleuchten und dafür wollen wir so viele unterschiedliche Perspektiven hören wie möglich. Nur so können die vielseitigen Diskussionen entstehen, auf die wir hoffen. Wenn alle einer Meinung sind, ist das ja eher langweilig.
Zum anderen wollen wir mit unserem Projekt natürlich auch Unternehmen ansprechen, um mit ihnen gemeinsam die neuen Möglichkeiten und das Potenzial des Web3 auszuloten. Als Beratungsunternehmen für Tech-Kommunikation liegt es für uns in der Natur der Sache, dass wir uns mit neuen Technologien auseinandersetzen und unseren Kunden Wege aufzeigen, diese für ihr Business und ihre Ziele zu nutzen. Und der Gestaltungsspielraum ist dabei selten so groß wie aktuell beim Web3. Daher laden wir sowohl Unternehmen ein, die schon erste Schritte in diese Richtung unternommen haben, als auch diejenigen, die bislang kaum oder noch gar keine Berührungspunkte damit hatten, Teil unserer Web3 Learning Journey zu werden.
Auf welche Weise werden die Lerninhalte vermittelt?
Monika Jiang: Wir verfolgen das Ziel, ein integratives und kollaboratives Lernumfeld zu schaffen. Deshalb ist unser Programm so konzipiert, dass es Neugier und Spielfreude weckt sowie zu konstruktivem und kritischem Denken anregt. Wir haben für unsere mehr als 30 Expert:innen aus verschiedensten Disziplinen unterschiedliche Formate entwickelt, in denen sie ihre Ansichten und Insights teilen. Dazu gehören Sprachnachrichten, Ask-Me-Anything-Formate, Interviews, aber auch Townhall-ähnliche Debatten, um Diskussionen zu starten und zu gestalten, die von der Community dann weitergeführt werden.
Über unseren speziellen Discord-Server können sich alle Teilnehmenden und Mitwirkenden miteinander verbinden. Sie werden hier entlang der wöchentlichen Themen und Schlüsselfragen angeleitet und ihnen stehen alle Inhalte in einer On-Demand-Bibliothek zur Verfügung. Zudem werden wichtige Erkenntnisse in einem wöchentlichen, digitalen Magazin veröffentlicht.
Die Idee dahinter ist, eine wechselseitige, interaktive und gemeinschaftsorientierte Erfahrung zu kreieren. So sollen Neulinge, Skeptiker, aber auch diejenigen, die bereits im oder am Web3 arbeiten, gleichermaßen voneinander lernen, neue Perspektiven entdecken und das Gefühl bekommen, dass Veränderungen in der Luft liegen.
Wie und wer finanziert das aktuelle Projekt?
Ute Hildebrandt: Die Web3 Learning Journey ist ein großes Herzensprojekt von Hotwire und wir sind sehr glücklich, dass wir mit dem House of Beautiful Business einen genauso engagierten Partner gefunden haben, um es gemeinsam umzusetzen.
Tech ist zentraler Bestandteil unsere DNA, deshalb beschäftigen wir uns natürlich immer mit spannenden Entwicklungen, neuen Trends und Hypes. Was setzt sich tatsächlich durch, was stellt sich nur als heiße Luft heraus? Aber wir wollen nicht nur von außen zusehen, sondern auch selbst Entwicklungen mit unserem Innovationsgeist und unserer Expertise vorantreiben. Für uns ist klar, dass das Web3 und das Metaverse nicht nur kurzfristige Hypes sind, sondern die nächste Evolutionsstufe darstellen. Die Neugestaltung des Internets birgt sowohl Möglichkeiten als auch Herausforderungen und genau diese wollen wir mit dem Projekt erforschen. Daher ist es für uns eine lohnende Investition und wir sind stolz darauf, das Projekt als Treiber finanziell ermöglichen zu können.
Ute Hildebrandt
Mit unserer asynchronen Konferenz wollen wir deshalb Brücken zwischen diesen Extremen bauen und eine gemeinsame Diskussionsgrundlage schaffen. Denn trotz aller Zweifel ist die Sehnsucht nach einer dezentralen Infrastruktur in der Tech-Community stark. Die Expert:innen werden dafür praktische Beispiele ihrer Arbeit oder Projekte im und rund um das Web3 vorstellen. So können wir tatsächliche Erfahrungswerte vermitteln und hoffentlich Web3-Interessierten eine objektive Basis für die Orientierung in diesem Universum liefern.
Welche Ergebnisse und welchen Benefit wünschen Sie sich nach der Projektlaufzeit?
Ute Hildebrandt: Wenn wir ehrlich sind, findet in den Diskussionen zum Thema Web3 derzeit vor allem Buzzword-Bingo zwischen zwei komplett gegensätzlichen Seiten statt. Die einen erhoffen sich praktisch eine wahre Utopie, im Internet und darüber hinaus, während die anderen das ganze Vorhaben verteufeln und überzeugt sind, dass es zum Scheitern verurteilt ist. Hinzu kommen diejenigen, die die technischen Grundvoraussetzungen für ein dezentrales Internet in Frage stellen und Web3 vor allem vor dem Hintergrund jüngster Fraud-Vorfälle als Träumerei bezeichnen und solche, die erste Pilot-Projekte in schon existierenden Plattformen umsetzen. Dabei fliegen Begrifflichkeiten hin und her, bei denen Neulingen bald der Kopf schwirrt und für Nuancen und ausgewogene Diskussionen kein Raum bleibt.
Mit unserer asynchronen Konferenz wollen wir deshalb Brücken zwischen diesen Extremen bauen und eine gemeinsame Diskussionsgrundlage schaffen. Denn trotz aller Zweifel ist die Sehnsucht nach einer dezentralen Infrastruktur in der Tech-Community stark. Die Expert:innen werden dafür praktische Beispiele ihrer Arbeit oder Projekte im und rund um das Web3 vorstellen. So können wir tatsächliche Erfahrungswerte vermitteln und hoffentlich Web3-Interessierten eine objektive Basis für die Orientierung in diesem Universum liefern. Und da die meisten von uns am besten lernen und Dinge verinnerlichen, indem sie diese ausprobieren, geben wir ihnen durch die integrierten Selbstexperimente eine Anleitung an die Hand, um selbst im Web3 tätig zu werden und ihre eigenen Erfahrungen zu machen.
Monika Jiang: Wir hoffen, an einem Punkt anzukommen, an dem wir sowohl neue Insights generiert als auch Antworten auf grundsätzliche Fragen gefunden haben. Damit die Teilnehmenden diese Impulse in ihren privaten genauso wie in ihren beruflichen Umgebungen nutzen können. Vor allem aber wünschen wir uns, dass dieser temporäre Raum über das offizielle Ende des Programms hinaus bestehen bleibt und immer wieder Menschen zum Gespräch einlädt. Dadurch könnten wir es Menschen ermöglichen, als Teil einer neuen Community in Kontakt zu bleiben und von den Kenntnissen und Verbindungen der anderen Teilnehmenden zu profitieren, ihre gewonnenen Erkenntnisse auf persönlicher Ebene zu vertiefen und/oder gemeinsam Projekte oder andere Formen der Zusammenarbeit zu initiieren. Schließlich soll dies erst der Anfang dessen sein, was Beautiful Business im Web3 sein und werden kann.
Nach dem Projekt ist vor dem nächsten Projekt?
Till Grusche: Auf jeden Fall. Das Thema Web3 wird uns noch lange beschäftigen. Ich bin mir sicher, dass wir da noch zahlreiche Projekte starten werden. Aber jetzt schauen wir erst einmal, wie sich dieses Programm entwickelt. Wir sehen auf jeden Fall jetzt schon,, dass dabei eine kontinuierlich wachsende Community entsteht und zusammenfindet, die weit über den Rahmen der von uns bespielten 20 Wochen für sich gegenseitig Nutzen stiften und gemeinsam daran arbeiten kann, Web3 „more beautiful“ zu machen.
Lesen Sie mehr unter:
https://www.hotwireglobal.com/whitepaper/beautiful-business-web3/
https://houseofbeautifulbusiness.com/beautiful-business-web3
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