Einige Schritte in die richtige Richtung
Von Dinko Eror, Senior Vice President and Managing Director von Dell EMC in Deutschland
Es sieht ganz so aus, als hätte die deutsche Politik ganz plötzlich unsere sehnsüchtigsten Wünsche erhört. Ich spreche von KI, Mobilfunk und Bildung.
Es hat lange gedauert. Schon in der Digitalen Agenda 2014 hat die damalige Schwarz-Rot-Regierung viel versprochen: Flächendeckenden Breitbandausbau zum Beispiel, oder auch ein schnelles Mobilfunknetz für alle. Wer in der Fläche unterwegs ist weiß: Umgesetzt wurde hier wenig. Und was ist mit dem „Aufbau digitaler Kompetenzen“, also der Bildung? Die Schulbank kann man auch 2018 noch drücken, ohne jemals mit dem Fach Informatik in Berührung gekommen zu sein.
1. Künstliche Intelligenz
KI war 2014 noch kein Thema, aber im letzten Wahlkampf forderten CDU und SPD unisono einen Masterplan für Künstliche Intelligenz. Etwas konkreter wurde es letzten Sommer mit der Ankündigung einer immer noch vagen „Strategie Künstliche Intelligenz“ und dem Ziel, ein „weltweit führendes Niveau“ zu erreichen. Vor Kurzem hat die Bundesregierung nun ihre nationale KI-Strategie vorgestellt: mit eigener Website, viel mehr Details und dem schicken englischsprachigen Claim „Artificial Intelligence (AI) made in Germany“, den man tatsächlich zum weltweit anerkannten Gütesiegel entwickeln will.
Das Papier listet zahlreiche Handlungsfelder auf, von der Stärkung der Forschung über den Transfer in die Wirtschaft bis hin zur Schaffung von Standards. Auch die Einrichtung eines KI-Observatoriums und die Auseinandersetzung mit ethischen Fragen fehlen nicht. Am Ende will die Regierung bis 2025 drei Milliarden Euro für diese Ziele investieren. Das macht Hoffnung – auch wenn die Wörter „prüfen“ und „überprüfen“ auf den 80 Seiten des Strategieberichts mehr als 30 Mal vorkommen.
Die Bundesnetzagentur hat den Weg frei gemacht für 5G, also für das Zulassungsverfahren zur 5G-Frequenzauktion im nächsten Frühjahr. Nachdem bereits Kanzleramtschef Helge Braun den flächendeckenden Ausbau in Frage gestellt hatte („Unfassbar teuer“) und nun auch Bundes-Forschungsministerin Anja Karliczek der Meinung ist: „5G ist nicht an jeder Milchkanne notwendig“, sehen die Versorgungsauflagen für die Industrie immerhin „die Abdeckung von 98 Prozent der Haushalte je Bundesland mit mindestens 100 Mbit/s“ vor. Bis Ende 2022 soll auch jeder Autobahnkilometer mit dieser Bandbreite versorgt werden. Die Unionsfraktion traut dem Braten allerdings selber nicht ganz: “ Wir sehen (…) weiterhin die Gefahr, dass (…) ein Mobilfunkflickenteppich entsteht“, wie der stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion Ulrich Lange kundgibt.
3. Bildung
Gemeinsam mit FDP und Grünen hat die große Koalition einen Kompromiss gefunden, um die Digitalisierung von Schulen voranzutreiben. Weil Bildung eigentlich Ländersache ist, ist eine Grundgesetzänderung notwendig, damit der Bund die Ländern und Kommunen mitfinanzieren kann. Fünf Milliarden sind zunächst geplant, damit Schulen Notebooks und Tablets anschaffen und eine vernünftige WLAN-Infrastruktur aufbauen. Das ist schon mal ein Schritt in die richtige Richtung, auch wenn das Ziel damit bei Weitem nicht erreicht ist: Es geht schließlich nicht um den Gebrauch moderner Hardware, sondern um Lerninhalte. Ein Pflichtfach „Informatik“ oder „Programmierung“ gehört auf jeden Fall dazu, spätestens in der Sekundarstufe 1, sonst bleiben die Schüler am Ende trotz schicker Tablets digital unmündig. Um es zurückhaltend zu formulieren: Der künftigen Arbeitswelt ist das nicht dienlich (und natürlich muss auch die Lehrerschaft qualifiziert werden, betont der DigitalPakt Schule).
4. Breitbandausbau
Was ist mit dem Breitbandausbau? Nichts. Breitband ist und bleibt ein Trauerspiel in Deutschland. Gerade mal die Hälfte der Einwohner in ländlichen Gebieten werden mit 30 Mbit/s versorgt: Wir sind weit weg von den flächendeckenden 50Mbit/s, die die Regierung 2010 für das Jahr 2018 versprach – und 2012 bestätigte. 100 MBit/s werden in Deutschland nicht einmal 15 Prozent der Bevölkerung zur Verfügung gestellt. Das ursprüngliche Ziel, bis 2020 50 Prozent damit abzudecken, ist nicht mehr zu erreichen – der Traum der „Gigabit-Gesellschaft“ ist damit voerst ausgeträumt.
Und jetzt?
Immer wieder haben die Regierungsparteien Digitale Ziele versprochen, aber wohl selbst nicht ganz ernst genommen, Wahlkampf und vielleicht auch eine gewisse digitale Bildungsferne der Politik lassen grüßen. Dabei geht es nicht um Digitalisierung per se, sondern darum, was Digitalisierung ermöglicht: Wettbewerbsfähigkeit und damit Wohlstand – letztlich die Kernkompetenzen der Politik. Bei KI geben die USA und China Gas (und sind eigentlich so gut wie uneinholbar), ohne 5G gibt es weder das Internet der Dinge noch autonomes Fahren.
Vielleicht ist im Jahr 2018 tatsächlich ein Schalter in den Köpfen der Regierenden gekippt worden. Schön wäre, wenn sie jetzt den nächsten Gang einlegen und hart daran arbeiten, ihre digitalen Ziele wirklich zu erreichen.
Weitere Informationen unter:
www.dell.com/de
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