Nachhaltigkeit bei Banken: Wenn, dann richtig
Von Dr. Carsten Wengel
Mit dem Thema Nachhaltigkeit können sich Banken wertvolle Wettbewerbsvorteile verschaffen. Dazu müssen sie sich aber Glaubwürdigkeit verdienen und umfassende Nachhaltigkeitslösungen schaffen. Wie das geht, zeigt das Beispiel Bezahlkarten.
Die Geschäftsmodelle der traditionellen Banken geraten derzeit von gleich zwei Seiten unter Druck. Auf der einen Seite von den immer zahlreicheren Fintechs, die vor allem mit ihrer Expertise für User Experience glänzen können; und auf der anderen Seite von Tech-Riesen wie Google, Amazon, Facebook oder Apple. Sie begeben sich mit ihren Payment-Services immer stärker auf das klassische Terrain der Banken und können dabei auf ein schier unerschöpfliches Reservoir an Kundendaten zurückgreifen. Das ermöglicht ihnen, hochpersonalisierte Dienste anzubieten.
Eine hervorragende Möglichkeit, sich gegenüber diesen Playern Wettbewerbsvorteile zu verschaffen, bietet Banken das Thema Nachhaltigkeit. Umweltschutz und Ökologie zählen häufig nicht zu den zentralen Stärken der Fintechs und Tech-Giganten, sind aber sowohl der Generation Z als auch den Millenials wichtig – und damit zwei ganz entscheidenden Zielgruppen. Die Generation Z war es, von der die ersten Impulse für ökobewusstes Konsumieren ausging, und die Millenials sind es jetzt, die den Wandel dazu herbeiführen. Sie befinden sich in ihren besten Arbeitsjahren, geben das meiste Geld aus, und zeigen fast dieselbe Bereitschaft wie die Generation Z, für umweltfreundliche Produkte mehr zu bezahlen.
Erste Schritte sind bereits getan
Erste Schritte in Richtung Nachhaltigkeit sind viele Banken bereitsgegangen. So bieten sie ihren Kunden mittlerweile oft umweltfreundliche Bezahlkarten an. Dazu gehören Karten, die aus biobasierten Materialien, aus recyceltem PVC oder sogar aus Ozeanplastik – also aus recycelten Kunststoffabfällen, die in maritimen Umgebungen eingesammelt wurden.
Das alleine reicht aber heute nicht mehr aus. Um ihre Zielgruppen mit dem Thema Nachhaltigkeit erfolgreich anzusprechen, müssen die Banken dabei eine Führungsrolle einnehmen. Die öko-innovativen Karten sollten die Nachhaltigkeitsstrategie einer Bank verstärken und widerspiegeln. Zusätzlich sollten sie mit anderen Initiativen für ökologische oder soziale Verantwortung zusammenspielen. Das kann etwa die Finanzierung von Baumpflanzungen sein oder ein CO2-Fußabdruckrechner für Verbraucher. Nur wenn Banken umfassende nachhaltige Lösungen entwickeln, können sie glaubhaft kommunizieren, dass sie nicht nur kommerzielle Interessen verfolgen, sondern sich dem höheren Ziel des Umweltschutzes und der Rettung unseres Planeten verschrieben haben.
Nachhaltigkeit über den kompletten Lebenszyklus
Bei Bezahlkarten beispielsweise bedeutet das: Die Nachhaltigkeit darf sich nicht nur auf die Verwendung umweltfreundlicher Materialen für ihre Herstellung beschränken, sondern sollte sich über ihren kompletten Lebenszyklus erstrecken: von der Produktion und Personalisierung über die Auslieferung an die Endkunden und ihre Aktivierung bis hin zu ihrem Lebensende.
So können beispielsweise umweltfreundliche Verfahren bei der Herstellung der Karten zum Einsatz kommen und für Verpackungen oder Willkommensbriefe lässt sich klimaneutrales Papier verwenden. Indem auf den herkömmlichen Ansatz beim Druck von Trägerbriefen, Beilagen oder anderen Materialien verzichtet wird, lassen sich außerdem Abfälle reduzieren. Bei diesem traditionellen Ansatz werden große Mengen vorproduziert und dann bei Bedarf personalisiert und an die Endkunden verschickt. Bei einem speziellen Print-on-Demand-Service dagegen wird immer nur die exakt nötige Menge an Materialien gedruckt, personalisiert und für die Endverbraucher fertiggestellt.
Auch der Einsatz digitaler Tools ermöglicht es Banken, Abfälle zu vermeiden. Ein Beispiel dafür ist der ePIN-Service. Die Endkunden erhalten die PIN für ihre Bezahlkarte nicht durch einen separaten Brief per Post, sondern papierlos per mobiler App oder SMS. Durch die Integration von QR-Codes und Augmented-Reality-Lösungen in die Trägerbriefe der Karten lassen sich darüber hinaus auch Vertriebs- und Marketing-Inhalte, die üblicherweise gedruckt werden, auf digitalem und damit papierlosem Weg bereitstellen.
Ein kollaborativer Ansatz ist erforderlich
Die Realisierung solcher umfassenden Nachhaltigkeitslösungen erfordert einen kollaborativen Ansatz. Banken müssen dafür zahlreiche Partner an Bord holen, darunter Payment-Scheme-Anbieter, Kartenhersteller, Verpackungsproduzenten, Logistikunternehmen oder Recyclingspezialisten. Besonders wichtig ist außerdem die Einbindung von Umweltbewegungen, -organisationen und -netzwerken wie etwa Parley for the Oceans. Sie verfügen über die erforderliche Expertise, die es für die Schaffung echter nachhaltiger Lösungen und verleihen ihnen die erforderliche Glaubwürdigkeit.
Diese Partnernetzwerke aufzubauen, zu pflegen und zu steuern und gemeinsam mit ihnen nachhaltige Lösungen zu implementieren, ist ein aufwändiges und komplexes Unterfangen. Am besten können Banken diese Herausforderung meistern, wenn sie mit einem Payment-Partner zusammenarbeiten, der diese Aufgaben für sie übernehmen kann. Er sollte im Zentrum des kollaborativen Modells stehen und Banken aus einer Hand einen Zugang zu Expertise, Fertigungsstätten, Services, Reputation und weiterreichenden Nachhaltigkeits-Ökosystemen eröffnen. Und nicht zuletzt sollte dieser Payment-Partner natürlich auch selbst dem höheren Ziel der Nachhaltigkeit verpflichtet sein. Das kann er etwa unter Beweis stellen, indem er seine Produkte und Services so gestaltet, dass sie die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen unterstützen und fördern.
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Ich finde Banken dann glaubwürdig nachhaltig, wenn sie sich bemühen, 100% ihres Kapitals in ethische Investments zu investieren und nur Kredite für faire Investitionen vergeben.
Daneben gibt es für Privatanleger so viele gute Möglichkeiten, besonders bei Genossenschaften mitzumachen: FairTrade, Wohngenossenschaften, Bürgerenergiegenossenschaften, Crowd-Investment.
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