Handel mit Zukunft
Märkte, Technologien und Menschen im Blick behalten ist Voraussetzung für ein erfolgreiches Geschäft.
Der Handel erlebt momentan Veränderungen, die schnell den Untergang oder Rekordumsätze bescheren können. In beiden Fällen sind Probleme vorprogrammiert. Eventuell können Händler gerade jetzt mit frischen Ideen punkten. In diesem Kontext sind kreative Retailer gefragt wie nie. Neue Kundenbedürfnisse sollten identifiziert werden und die aktuellen Rahmenbedingungen müssen analysiert werden. Außerdem sollte sich ihr Geschäftsmodell an die momentanen Anforderungen schnell anpassen lassen. Wer jetzt seinen digitalen Reifegrad in den Griff bekommt, kann viel Umsatz generieren. Vorausgesetzt, die Lager sind gefüllt und das Sortiment stimmt. Der stationäre Handel sollte sich in diesen Tagen schleunigst Plattformen suchen, um neue Absatzmärkte zu finden. Im Hinblick darauf stehen gute digitale Möglichkeiten zur Verfügung. Absatz und Umsatz können auf großen Online-Marktplätzen wie Amazon, Ebay und Co. anvisiert werden. Was schadet es auch, sich hier und da noch mit seinem Sortiment anzumelden. Dabei ist genügend Zeit einzuplanen, denn der digitale Aufwand ist nicht zu unterschätzen.
Einen einfachen Start für Händler verspricht in diesem Kontext Dr. Carsten Keller von Zalando mit seinem Connected-Retail-Programm. „Dabei war es von vornherein ein Prinzip des Programms, dass es für alle Händler einfach, kostengünstig und risikofrei ist“, betont Keller im Gespräch mit unserer Redaktion. „Deswegen haben wir von Anfang an bei der Technologie darauf geachtet, dass Händler eben keine IT-Abteilung benötigen. Alles funktioniert durch den Upload einer CSV-Datei aus dem Warenwirtschaftssystem des Händlers. In dieser Datei stehen die Europäische Artikelnummer (EAN) des Artikels, sein Preis sowie die Angebotsmenge. Über die EAN ist die Plattform in der Lage, auf bereits bei Zalando vorhandene Artikelbilder und Produktbeschreibungen zuzugreifen und den Artikel entsprechend online anzubieten“, führt Dr. Keller aus. Teilnehmen kann jeder Händler mit Angeboten in den Kategorien, die auch Zalando selbst zur Verfügung stellt.
Digitale Assistenten
Der Fortschritt, den das „Natural Language Processing“, also jenes KI-Teilgebiet, welches sich speziell mit der menschlichen Sprache befasst, in den letzten Jahren erlebt hat, beeinflusst auch den E-Commerce. Auch wenn nur einfache Dialoge zustande kommen, entsteht durch die Kommunikation mit den digitalen Assistenten ein neuer Touchpoint, der seinen eigenen Regeln folgt. So gewinnt das Thema „Voice Commerce“ immer mehr an Bedeutung. Sprachsteuerung ist eben en vogue. Das Medium Audio verändert sich damit grundlegend: Content wird interaktiv und wächst von einer One-Way-Communication zu einem Dialog-Umfeld. Sprachgesteuerte Smart Speaker werden neben der reinen Audio-Content-Nutzung zu hohen Anteilen zur Informationsbeschaffung genutzt. Eine weitere Möglichkeit für Handelsunternehmen, ihre Kunden zu adressieren. Die technologische Basis dieser Produkte ist wiederum die Fähigkeit von Software, menschliche Sprache immer besser zu verstehen. Darum wird es wichtig, an den Aufbau einer Audiomarke zu denken. Laut einer Studie von Capgemini nutzen schon jetzt 40 Prozent der Verbraucher Sprachassistenten anstelle von Websites oder Apps. Markenverantwortliche stehen vor neuen Herausforderungen. War es bisher relevant, bei Google unter die ersten drei Suchergebnisse zu kommen, wird es jetzt auch wichtig, über Voice Search auffindbar zu sein. War früher das bekannte Gesicht für die Marke wichtig, ist die passende Stimme in Zeiten von Siri, Alexa und Co. mindestens genauso wichtig.
War früher das bekannte Gesicht für die Marke prägend, ist die passende Stimme nun genauso wichtig.
Doch wie hat sich in unseren digitalen Zeiten die Experience Loyalty und die Brand Loyalty verändert? „Die Zeiten, in denen Unternehmen ausschließlich mithilfe von Werbung definieren, was Kunden über sie denken, sind vorbei. Stattdessen beeinflussen Kundenbewertungen, Social-Media-Kommentare, Influencer-Beiträge oder Unboxing-Videos das öffentliche Bild über Hersteller und Produkte. Und dabei wird nicht nur die Produktqualität berücksichtigt, sondern die gesamte Erfahrung, die ein Kunde im Verlauf des Kaufprozesses und auch danach mit einem Unternehmen macht“, erklärte uns Anton Eder von parcelLab. Diesen Ansatz sollten Unternehmen nutzen, um sich durch eine bessere Customer Experience in der kompletten Customer Journey von etablierten Playern abzuheben. „Händler, die unsere Operations-Experience-Management-Plattform nutzen, informieren ihre Kunden automatisiert über den Stand ihrer Bestellung und reduzieren diese Fragen signifikant. Darüber hinaus ergibt sich mit jedem neuen Status-Update ein neuer Touchpoint zum Kunden, der für Cross- oder Upselling genutzt werden kann. Schlussendlich sind auch die Kunden begeistert, wenn sie in Echtzeit darüber direkt vom Händler Bescheid bekommen, wo sich ihr Paket gerade befindet. Und begeisterte Kunden kommen immer wieder“, betonte Anton Eder im Gespräch mit unserer Redaktion.
Neue Payment-Verfahren
Auch bei den Payment-Verfahren erlebt der stationäre Handel im Kontext der digitalen Transformation und des Online-Handels erhebliche Veränderungen. Unter „Seamless Payment“ versteht man das Verlassen einer Verkaufsfläche, ohne zuvor die Ware an der Kasse gescannt und bezahlt zu haben.
Noch vor wenigen Jahren war die Abschaffung der Kasse kaum vorstellbar. Amazon ist gerade dabei, auch offline seine marktbeherrschende Stellung auszuspielen. Schon Ende des Jahres 2018 gab Amazon-Gründer Jeff Bezos bekannt, dass sein Konzern bis 2021 über 3 000 kassenlose Filialen betreiben möchte. Aber auch Deutschland versucht in diesem Kontext am Ball zu bleiben.
Der Elektronikkonzern MediaMarktSaturn bietet zum Beispiel seit 2019 in Hamburg kassenloses Einkaufen in einem seiner Märkte an. So wird es möglich, rund 100 000 Produkte direkt am Regal zu bezahlen. In den Filialen der Edeka Rhein-Ruhr ist das Bezahlen zum Beispiel per App möglich. Kunden können direkt beim Einkaufen Produkte mit dem Smartphone und der passenden App scannen und beim Verlassen des Ladens automatisch bezahlen. Anstehen und das Verpacken des Einkaufes an der Kasse gehört damit der Vergangenheit an.
Im Kontext einer optimalen Customer Experience und Journey nimmt das professionelle Bezahlerlebnis einen hohen Stellenwert ein, so beschrieb es Ken Serdons von Mollie im Interview mit unserer Redaktion. Das Unternehmen bietet innovative Zahlungslösungen für Online-Payments an.
Auf die stark wachsende Subscription Economy und deren Abo- und SaaS-Modelle hat sich Ken Serdons schon eingestellt: „Mit regelmäßigen Zahlungen kann der Kunde entweder seinen Zugang zu einem Produkt periodisch verlängern oder automatische Top-ups für kreditbasierte Services kaufen. Da der Zahlbetrag bei regelmäßigen Zahlungen nicht immer der gleiche sein muss, gibt es viele weitere innovative Use-Cases.“
So könnte man zum Beispiel für teurere Produkte erst eine Anzahlung leisten und später den Restbetrag peu à peu begleichen. Oder man erstellt manuell eine Rechnung über das Dashboard von Mollie, wenn der Kunde per Telefon bestellt. Wiederkehrende Zahlungen geschehen im Hintergrund. Der Kunde muss nur einmal, bei der allerersten Zahlung, durch den Bezahlvorgang gehen. „In Zukunft werden wir auch wiederkehrende Zahlungen über Chargebee ermöglichen“, erklärte uns abschließend Ken Serdons.
Am Rande notiert:
Das Lieferkettengesetz ist da | |
Der Bundestag hat den Entwurf am 11. Juni 2021 beschlossen. Am 25. Juni 2021 hat der Bundesrat das Gesetz gebilligt. Was ist das Ziel des Gesetzes? Ziel ist es, den Schutz grundlegender Menschenrechte zu verbessern und insbesondere das Verbot von Kinderarbeit durchzusetzen. Auch Umweltbelange sind relevant, wenn sie zu Menschenrechtsverletzungen führen (z. B. durch vergiftetes Wasser) oder dem Schutz der menschlichen Gesundheit dienen. Welche Unternehmen werden vom Gesetz erfasst? • Ab 2023: Unternehmen mit mehr als 3 000 Mitarbeitenden (900 Unternehmen) • Ab 2024: Unternehmen mit mehr als 1 000 Mitarbeitenden (4 800 Unternehmen) Danach wird der Anwendungsbereich evaluiert. |
Lieferketten – liefern ohne Engpässen
Lieferengpässe können Unternehmen schnell in die Bredouille bringen – vor allem, wenn das eigene Geschäft dadurch ausgebremst wird. Mit modernen E-Procurement-Plattformen können drohende Lieferrisiken gezielt identifiziert, analysiert und gesteuert werden.
Corona-Krise, Suez-Blockade und Russland-Embargo sind nur einige der jüngsten Ereignisse, die zu Unterbrechungen im Welthandel bis hin zu Nachschubproblemen und milliardenschweren Einbußen führen.
Moderne E-Procurement-Plattformen müssen vier zentrale Forderungen des Einkaufs erfüllen.
www.trendreport.de/lieferengpaesse
Kommunikation digital
Mit einem Perspektivenwandel und den richtigen Strategien bietet die digitale Kommunikation viele neue Möglichkeiten für Unternehmen zur Kundenansprache – national und international. Botschaften lassen sich mithilfe relevanter Inhalte und Medien-Formaten umfassender und authentischer kommunizieren als je zuvor.
Eine langfristige Redaktionsplanung und eine schnelle Reaktion auf aktuelle Themen mithilfe der richtigen Tools unterstützen eine kontinuierliche Medien-Präsenz über viele verschiedene Medien und sorgen so für mehr Reichweite und Sichtbarkeit.
Tipps und Anregungen für die erfolgreiche Content-Planung gibt unsere Gastautorin Melanie Tamble unter
https://trendreport.de/digitale-kommunikation
Internationalisierung und D2C
„Handel mit Zukunft“ bedeutet aber auch, über neue Vertriebsstrategien und Märkte nachzudenken. Für mehr Umsatz und Wachstum beim E-Commerce stehen in diesem Kontext auch die Begriffe Internationalisierung und der Direct-to-Customer-Vertrieb (D2C). Die Wettbewerbsvorteile beim D2C sind laut Oliver Lucas, ecom consulting, vielfältig: „Viele denken D2C sei nur ein weiterer Vertriebskanal, doch zusätzlicher Umsatz ist nicht die Hauptmotivation. Entscheidend ist neben der digitalen Hoheit über das komplette eigene Marken- und Produktspektrum vor allem der direkte Zugang zum Endkunden – und damit zu einem unmittelbaren, direkten Feedback zu Marke, Produkten, Prozessen und Services.“
Lesen Sie mehr: | |
Wie D2C den E-Commerce revolutioniert |
Ob Business to Business oder Business to Consumer, attraktive neue Märkte sollten in der EU erschlossen werden. Doch die Euroländer sind wirtschaftlich verschieden und die Entwicklungsunterschiede sind genauso unterschiedlich wie die Vorlieben ihrer Bürger. Vor dem Neugeschäft müssen aber die Reglungswut und die jeweilig geltenden Gesetze beim grenzüberschreitenden elektronischen Handel gemeistert werden. Hier kann Carine Moitier von Cross-Border Commerce Europe Ihre E-Commerce-Internationalisierungsstrategie unterstützen. CBCommerce.eu hat sich zur anerkannten Publikations-, Forschungs- und Veranstaltungsgruppe für EU-Handelsinformationen entwickelt. Diese schnell wachsende Wissens- und Netzwerkplattform fördert die internationale Gemeinschaft von Führungskräften des Einzelhandels aus über 9 000 Unternehmen.
Carine Moitier erklärte uns abschließend dazu: „Wir sind der EU-Einzelhandelsbeschleuniger, der wertvolle Informationen und Partnerverbindungen für Unternehmen bereitstellt, die ihren grenzüberschreitenden elektronischen Handel in, aus und nach Europa starten oder ausweiten wollen. Diese Positionierung ist einzigartig auf dem EU-Markt.“
von Bernhard Haselbauer
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