Flexibilität darf keine Übergangslösung sein
Anja Popp, Chief People Officer bei Uberall im Gespräch mit der TREND REPORT Redaktion über New Work, Digitalisierung und Werte als Basis für erfolgreiche Unternehmen.
Frau Popp, welche Erkenntnisse haben Sie für Ihr Unternehmen aus den vergangenen Monaten gezogen?
Grundsätzlich haben die letzten Monate eindeutig gezeigt, dass Remote Working dauerhaft funktioniert. Wir mussten unsere Prozesse glücklicherweise nur wenig umstellen, da diese aufgrund unserer internationalen Ausrichtung schon vor der Pandemie zum größten Teil vollständig digitalisiert abliefen. Unsere Mitarbeiter:innen schätzen es sehr, ihren Arbeitsort frei wählen zu können und selbst zu entscheiden, wie sie arbeiten möchten. Remote Working ist mittlerweile zum Standard geworden und Unternehmen, die bislang nicht darauf umgestellt haben, befinden sich ganz klar im Nachteil.
Diese Entwicklung hat aber auch Auswirkungen auf die Loyalität zu Unternehmen, die wir in diesem Ausmaß nicht unbedingt erwartet hätten. Durch die freie Wahl des Arbeitsplatzes sind sowohl die Arbeitgeber:innen als auch die Arbeitnehmer:innen wesentlich flexibler, sodass die Hemmschwelle für den Wechsel zu einem anderen Unternehmen deutlich gesunken ist.
Sie arbeiten bereits sehr global und digital, sind als Unternehmen in den unterschiedlichsten „Kulturkreisen“ verankert. Wie haben Sie es geschafft, ein gemeinsames Mindset zu entwickeln?
Meiner Meinung nach ist ein gemeinsames Mindset hierbei nicht das Wichtigste. Vielmehr muss es darum gehen, eine kulturelle Basis zu schaffen, indem ganz bestimme Werte verankert werden. Für uns sind diese Werte „Grow Together“, „Demonstrate Passion And Performance“ und „Be Bold And Drive Change“. Diese dienen uns allen zur Orientierung und werden immer wieder in den Mittelpunkt gestellt.
Darüber hinaus verstehen wir uns als modernes und internationales Unternehmen und wollen unsere Mitarbeiter:innen dazu animieren, ihre individuelle Persönlichkeit auch bei der Arbeit einzubringen, um von den unterschiedlichen Perspektiven zu profitieren. Dafür haben wir ganz spezielle Prozesse und Strukturen geschaffen – so beispielsweise Workshops zur Cultural Awareness oder regelmäßige interne Meinungsumfragen.
„… wir wollen unsere Mitarbeiter:innen dazu animieren, ihre individuelle Persönlichkeit auch bei der Arbeit einzubringen, um von den unterschiedlichen Perspektiven zu profitieren.“
Die Innovationsgeschwindigkeit insbesondere bei IT nimmt zu. Welchen Rat geben Sie Unternehmen mit auf den Weg bei der Bewertung dieser Innovationen? Und wie schaffen Sie es selbst „auf Kurs zu bleiben“?
Innovation sollte von allen Unternehmen in sämtlichen Bereichen gezielt vorangetrieben und genutzt werden. Vor allem im Bereich der Digitalisierung müssen Arbeitgeber:innen sich ständig weiterentwickeln, um dauerhaft für Arbeitnehmer:innen attraktiv zu bleiben und sich im Konkurrenzkampf um sie durchzusetzen.
Besonders junge Mitarbeiter:innen legen immer mehr Wert auf digitale Tools, wie Smartphone-Apps, über die sie ihren Arbeitsalltag organisieren können. Dazu ist eine zeitgemäße Außenkommunikation unerlässlich, um die Zielgruppen direkt dort zu erreichen, wo sie sich aufhalten. Vor Instagram oder sogar TikTok sollten sich Unternehmen also nicht scheuen.
Um selbst nicht den Anschluss zu verlieren, stehen wir in ständigem Austausch mit unseren Mitarbeiter:innen und anderen HR-Verantwortlichen. Außerdem lassen wir uns gerne in sozialen Medien und von der kreativen Startup-Landschaft inspirieren, in der fast täglich neue spannende Lösungen präsentiert werden.
Wenn sich eines in den letzten Monaten gezeigt hat, dann, dass ein großer Teil der Gesellschaft für mehr „Digitalität“ bereit ist. Wie lässt sich das Momentum nutzen und auch insgesamt als Gesellschaft gewinnen?
Wir müssen uns daran gewöhnen, dass alles experimentierfreudiger wird. Corona hat die Digitalisierung in so gut wie allen Umfeldern rasant beschleunigt und damit gezeigt, wie schnell innovative Lösungen gefunden werden können.
„Wir müssen zukünftig mehr ausprobieren und uns auch an mehr Volatilität gewöhnen, um den Fortschritt nicht zu behindern.“
Die damit verbundene Flexibilität darf keine Übergangslösung sein, sondern muss dauerhaft etabliert werden. Besonders im internationalen Vergleich hat Deutschland hier noch großen Aufholbedarf.
Wir müssen zukünftig mehr ausprobieren und uns auch an mehr Volatilität gewöhnen, um den Fortschritt nicht zu behindern. Die Digitalisierung bildet hierfür eine Grundlage, da wir mit ihrer Hilfe nicht nur national, sondern auch global immer weiter zusammenrücken können.
Zur Person:
Anja Popp ist Chief People Officer beim Location-Marketing-Unternehmen Uberall. In ihrer Position ist sie für das Recruiting, die Mitarbeiterbindung sowie die Entwicklung von Personalrichtlinien verantwortlich und setzt innovative Ansätze im Personalwesen um. Anja Popp hat mehr als zwölf Jahre Erfahrung in der Leitung aller Aspekte im Bereich Human Resources in Tech-Unternehmen. Vor ihrer Tätigkeit bei Uberall arbeitete sie als Personalchefin beim internationalen Spieleentwickler King. Davor war Popp in leitenden HR-Positionen bei Fujitsu Global und AMD tätig.
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