Matchmaker für Kombinierten Verkehr
Mit Modility wird der Kombinierte Verkehr zur attraktiven Transportalternative für Spediteure. Hendrik-Emmanuel Eichentopf, Geschäftsführer der modility GmbH, erläutert im Hintergrundgespräch mit der Redaktion, wie Unternehmen Wettbewerbsvorteile für sich generieren.
Herr Eichentopf, Sie betonen, mit Ihrer Plattform einen Nerv im Transportmarkt getroffen zu haben – warum?
Der Transportmarkt steht aktuell vor großen Herausforderungen. Die überlastete Straßeninfrastruktur, Fahrermangel, hohe Spritpreise und ambitionierte Klimaziele sind nur einige Beispiele. Die gute Nachricht ist: Dafür gibt es schon Lösungen, zum Beispiel den Kombinierten Verkehr, kurz KV. Dieser verbindet Schienen- mit Straßentransport und damit die Vorteile beider Verkehrsträger, nämlich die Nachhaltigkeit und Effizienz des Güterzugs mit der Flexibilität eines Lkw.
Bis zu 90 Prozent weniger CO2-Emissionen, 10 Prozent höheres Maximalgewicht und auf längeren Strecken häufig sogar Kostenvorteile sind überzeugende Argumente, weshalb viele Unternehmen gerne mehr KV-Transporte buchen würden. Aber wie? Und bei wem? Zu diesen entscheidenden Fragen finden sie in dem intransparenten Markt bisher oft keine Antworten, weshalb viel zu häufig noch der reine Lkw-Transport vorgezogen wird.
Unsere Plattform ist eine Suchmaschine für den KV und Matchmaker zwischen Angebot und Nachfrage. Operateure bieten über Modility ihre Stellplätze an, Spediteure können diese über eine einfache Start-/Zielsuche finden, Kapazitäten einsehen, Preise vergleichen und den passenden Transport buchen. Das Ganze in weniger als einer Minute und dank der einfachen Bedienung auch ohne Vorkenntnisse. Damit führen wir alle wichtigen Infos an einem zentralen Zugangspunkt zusammen, vereinfachen die Buchung und stärken den KV als Transportalternative.
„Modility muss von Beginn an Mehrwerte sowie schnelle und intuitive Workflows bieten. Und das tun wir mit Effizienzsteigerungen von bis zu 25% im Vergleich zur heutigen Arbeitsweise mit langen E-Mail-Verläufen und Excel-Sheets.“
Sie haben kürzlich den Deutschen Exzellenz-Preis 2022 gewonnen. Was waren die ausschlaggebenden Argumente der Jury?
Beim Exzellenz-Preis haben wir die Preisrichter aus Wissenschaft und Wirtschaft vor allem mit zwei Eigenschaften überzeugt. Einerseits mit unserem komplett digitalen Lösungsansatz. An vielen Stellen ist die Transportorganisation im KV heute noch mit vielen analogen Tätigkeiten verbunden und dort, wo die Digitalisierung in Form von E-Mails, Buchungsplattformen etc. bereits angekommen ist, greifen die Systeme nicht effizient ineinander. Das ändern wir mit modility, sodass von der initialen Transportsuche bis zur Übertragung der Transportdaten nach der Buchung alles über einen zentralen Zugang und ohne Medienbrüche abläuft.
Andererseits war die nutzerzentrierte Entwicklung von modility entscheidend. Von Beginn an haben wir die Plattform gemeinsam mit zwölf Partnerunternehmen entwickelt. Das sind Logistikdienstleister und Unternehmen aus Industrie und Handel, die den Markt bestens kennen und somit genau wissen, welche Anforderungen Nutzer an unsere Lösung haben. Bis heute haben wir mehr als 1.000 Interviews mit ihnen geführt, um Anforderungen aufzunehmen und neue Features gemeinsam zu testen.
Welche Möglichkeiten nutzen Sie als Start-Up, um die tradierten Angewohnheiten des Transportmarktes zu verändern?
Die klassische Disposition arbeitet heute an vielen Stellen noch sehr traditionell. Man kennt seine üblichen Ansprechpartner, kommuniziert mit ihnen via E-Mail und Telefon und pflegt seine Daten in Excel-Listen. Mit modility geben wir unseren Nutzern nun ganz neue Möglichkeiten für die Organisation von KV-Transporten an die Hand, die an vielen Stellen Zeit sparen und bessere Ergebnisse liefern. Allerdings merken wir, dass es gerade im B2B-Kontext nicht einfach ist, eingefahrene und vermeintlich bewährte Prozesse anzupassen oder neu zu denken.
Für den Modal Shift brauchen wir also erstmal einen Mental Shift. Deshalb arbeiten wir in unserer Öffentlichkeitsarbeit, in vielen Gesprächen mit Marktakteuren und gemeinsam mit Branchenverbänden und -initiativen daran, überholte Arbeitsweisen aufzubrechen und vor allem kleine und mittelständische Spediteure von den Chancen durch innovative Lösungen und die Digitalisierung zu überzeugen.
Am Ende müssen wir aber natürlich vor allem mit unserer Lösung an sich begeistern. Modility darf im stressigen Alltag nicht als zusätzliche Arbeitsbelastung wahrgenommen werden, sondern muss von Beginn an Mehrwerte sowie schnelle und intuitive Workflows bieten. Und das tun wir mit Effizienzsteigerungen von bis zu 25% im Vergleich zur heutigen Arbeitsweise mit langen E-Mail-Verläufen und Excel-Sheets. Und es gehört auch dazu, regelmäßig sinnstiftende Kontaktpunkte mit den Nutzern aufzubauen und mit einem proaktiven Kundenservice dafür zu sorgen, modility im Dispo-Alltag etablieren.
„…Kernfunktionalität – informieren, planen, buchen in drei einfachen Schritten.“
Welche Features sind im Kontext des Funktionsumfangs Ihrer Plattform noch geplant?
Wir befinden uns im intermodalen Segment in einem sehr diversen und komplexen Umfeld, was die verschiedenen Rollen und Erfahrungsstände der Unternehmen angeht. Das spiegelt sich natürlich auch bei unseren Nutzer:innen wider und führt zu sehr unterschiedlichen Anforderungen an die Plattform. Aktuell fokussieren wir uns deshalb darauf, die unterschiedlichen Geschäftsmodelle, die mit einer KV-Buchung verbunden sind, in Modility abzubilden und dabei die einfache Bedienbarkeit beizubehalten, die Modility auszeichnet und auch KV-unerfahrenen Unternehmen das Finden, Planen und Buchen von KV-Transporten ermöglicht. Konkret geht es hierbei unter anderem um Themen wie die Berücksichtigung individueller Bestandteile des Transportpreises, den Ausbau von Funktionalitäten für Vor- und Nachläufe sowie die Anbindung weiterer Verkehrsträger wie dem Binnenschiff.
Auf welche Eigenschaften haben Sie bei der Entwicklung Ihrer Plattform Wert gelegt?
Da möchte ich zwei Dinge hervorheben. Erstens der funktionale Fokus. Modility ist Suchmaschine und Matchmaker im Kombinierten Verkehr. Nicht weniger, aber eben auch nicht mehr. In dem vielschichtigen und komplexen Transportmarkt lauert schnell die Gefahr, zu viel zu wollen, am Ende aber nichts richtig zu können. Nur wenn wir die Kernfunktionalität – also informieren, planen, buchen in drei einfachen Schritten – perfekt abbilden, wird modility auch tatsächlich als Erleichterung bei der Transportorganisation wahrgenommen.
Zweitens die Nutzerzentrierung. Bei Modility stehen die Marktakteure und ihre Bedürfnisse im Mittelpunkt. Um Mehrwerte für alle Unternehmen im Markt zu schaffen, arbeiten wir gemeinsam mit Partnerunternehmen, die den KV-Markt besonders gut kennen. Sie unterstützen uns von Beginn an tatkräftig dabei, die Anforderungen und Erfahrungen aus dem operativen Tagesgeschäft direkt in die Weiterentwicklung von modility einfließen zu lassen.
„… ein großes buchbares Netzwerk aus mehr als 500 Schienenverbindungen zahlreicher Operateure bzw. 2.000 Abfahrten pro Woche in zwölf europäischen Ländern…“
Welche Ziele gilt es noch zu erreichen?
Im ersten Jahr des operativen Betriebs haben wir den Grundstein dafür gelegt, um modility als Suchmaschine und Matchmaker für intermodale Transporte zu etablieren. Das heißt, wir haben die Grundfunktionalität im Produkt abgebildet, ein großes buchbares Netzwerk aus mehr als 500 Schienenverbindungen zahlreicher Operateure bzw. 2.000 Abfahrten pro Woche in zwölf europäischen Ländern aufgebaut, über 150 Unternehmen als Nachfrager gewonnen und modility als Marke in der Branche etabliert.
Jetzt geht es darum, dieses rasante Tempo in allen Bereichen beizubehalten. Deshalb treiben wir die Entwicklung neuer Funktionen voran und verbessern den bestehenden Produktstand auf Grundlage von generierten Nutzungsdaten und Kundenfeedback aus dem vergangenen 12 Monaten. Im Netzwerk sollen neue Routen und Standorte erschlossen werden, um Nutzern zusätzliche Transportalternativen zu bieten. Und schließlich steht neben dem Anschluss weiterer Unternehmen auf Anbieter- und Nachfragerseite vor allem die Etablierung des Portals im operativen Dispo-Alltag unserer Kunden im Mittelpunkt. Denn unser Ziel ist es, dass modility für jeden Transportauftrag unserer Kunden der erste Anlaufpunkt wird.
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