KI-basierte Auswertung von Echtzeitdaten im Einzelhandel

Im Interview mit der Redaktion, erläutert Manish Choudhary, welche Lösungen den Einzelhandel helfen, aktuellen Herausforderungen erfolgreich zu begegnen.

 

Das vergangene Jahr hat gezeigt, wie instabil globale Lieferketten sind – Hafen- und Bahnstreiks, Fachkräfte- und Fahrermangel und mehr. Branchenexperten erwarten, dass Lieferketten etwa zwei bis drei Jahre brauchen werden, um sich von diesen Störungen zu erholen. Wie werden sich Lieferketten Ihrer Meinung nach im nächsten Jahr entwickeln?

Neben den aufgeführten Faktoren haben zahlreiche weitere Einflüsse dazu geführt, dass es in den vergangenen zwei Jahren entlang der Lieferketten zu kritischen Störungen gekommen ist. Kauf- und Konsumverhalten haben sich verändert und die geopolitischen Ereignisse sind Auslöser für Energie- und Ressourcenknappheit sowie die Inflation – all das darf man nicht außer Acht lassen.

Die schlechte Nachricht: Diese Lieferkettenstörungen werden auch in diesem Jahr – wenn nicht sogar wesentlich länger – anhalten. Wir werden 2023 beobachten, dass sich Händler zunehmend umstellen und mit langfristigeren Lagerbeständen haushalten werden müssen. Denn die Just-In-Time-Philosophie, die der Einzelhandel in den vergangenen zwei bis drei Jahrzehnten praktiziert hat, ist nur dann praktikabel, wenn die Lieferkette effizient funktioniert. Lagerflächen werden in der Folge wieder zunehmen.

Nun besteht für Einzelhändler die Herausforderung darin, eine Balance zwischen kostspieligen Übervorräten (Overstock) und Leerverkäufen (Out of Stock) zu finden. Folglich wird die agile, datenbasierte und akkurate Bedarfsvorhersage ganz oben auf der Einzelhandelsagenda stehen. Diese funktioniert nicht wirklich, wenn sie nur auf historischen Daten als Grundlage fußt. Die KI-basierte Auswertung von Echtzeitdaten erweist sich an dieser Stelle als effektiver. Dadurch können Handelsunternehmen ihre Prozesse optimieren und vorausplanen, anstatt lediglich auf eintretende Ereignisse zu reagieren.

Welche Trends oder Herausforderungen werden 2023 zu weiteren Störungen in der Lieferkette führen?

Die weitreichenden Folgen der aktuellen geopolitischen Ereignisse werden sich nicht einfach in Luft auflösen, sondern auch im kommenden Jahr die globale Wirtschaft überschatten. Das hat natürlich direkte Auswirkungen auf Lieferketten. Ansteigende Energiepreise werden Fertigungsunternehmen in ihrer Produktion wesentlich einschränken. Existenznöte zwingen sie dazu, ihre Strategien entsprechend anzupassen, um durch die Krise zu kommen. Gleichzeitig bedingt die Inflation direkt Kaufverhalten und -entscheidungen ihrer Kunden.

Demnach können sich Retailer nicht mehr einzig und allein auf historische Daten verlassen. Sie müssen sich vielmehr auf spontane und unerwartete Veränderungen vorbereiten. Hier verschaffen KI-getriebene Lösungen Einzelhändlern die notwendige Flexibilität, indem sie Echtzeitdaten auswerten und ihnen darauf basierend Einblicke in den Status quo liefern und Vorhersagen treffen.

Die Kühlkette sieht sich einer Reihe von (Sicherheits-) Risiken gegenüber. Was können Unternehmen tun, um sich entsprechend anzupassen?

Grundsätzlich kennt jedes Handelsunternehmen die Risiken, denen Kühlketten ausgesetzt sind. Diese sind zu jeder Zeit gegeben – auch jenseits der aktuellen politischen und wirtschaftlichen Situation und der gestörten Lieferketten. Akkurate Bedarfsvorhersagen und -planung sowie ein transparenter, datenbasierter Überblick über die gesamte Lieferkette hinweg sind hier der Schlüssel, um diese Risiken zu minimieren. Eine KI-getriebene Plattform ist beispielsweise in der Lage zu erkennen, wenn ein Hersteller oder Zulieferer mit Transportschwierigkeiten zu kämpfen hat, die unter Umständen zu einer Unterbrechung der Kühlkette führen könnten. Ist dies der Fall, kann die Lösung alternative Partner in der Beschaffung empfehlen.

Egal, um welche Branche es geht: Derzeit machen moderne Technologien überall Schlagzeilen. Wie beeinflussen sie die Zukunft des Einzelhandels, welcher in Deutschland bislang sehr an alteingesessenen Strukturen festgehalten hat?

Der deutsche Einzelhandel war lange Zeit sehr traditionell und hat sich auf bewährte Prozesse verlassen. Angesichts der Ereignisse, die die Weltwirtschaft in den vergangenen drei Jahren beeinflusst haben, erkennen Retailer aber auch hierzulande, dass sie ohne innovative Technologien langsam den Anschluss verlieren. Mit der Einführung moderner Lösungen verfolgen sie vor allem zwei Ziele: technologische Defizite ausgleichen und sich an das veränderte Kaufverhalten ihrer Kunden anpassen.

KI und Automatisierung etablieren sich in dieser Branche daher zunehmend zu einem Must-have und formen somit die Zukunft des Einzelhandels mit. So lassen sich mit entsprechenden Lösungen zum Beispiel akkurate Nachfrageprognosen erstellen, wodurch das Bestands- und Lagermanagement effizienter und bedarfsorientierter von der Hand geht. Außerdem unterstützen diese neuen Technologien Retailer im Aufbau einer Omnichannel-Strategie, bei der Kunden sowohl von den Vorteilen des Onlineshoppings als auch des stationären Einkaufs profitieren. Diese komfortablere Erfahrung wird künftig immer mehr an Bedeutung gewinnen und die Bindung zu bestehenden Kunden vertiefen und neue Kunden anziehen. Wie offen der deutsche Einzelhandel gegenüber neuen Technologien ist, zeigt sich zudem in seiner Bereitschaft, Standorte mit Automatisierung und Robotik auszustatten. Bekannte Supermarktketten experimentieren derzeit vermehrt mit autonomen Smart Stores, in denen Kunden rund um die Uhr einkaufen können, ohne dass Personal zugegen sein muss.

Der Fachkräftemangel hat direkte Auswirkungen auf den Einzelhandel. Was bietet SymphonyAI Retail CPG als Lösung für das Problem?

Als Software Provider entwickelt SymphonyAI Retail CPG KI-basierte Tools, mit denen Handelsunternehmen effizient und agil bleiben – und zwar mit den wenigen Ressourcen, über die sie wirklich verfügen. Denn sobald sie bestimmte Aufgaben automatisieren, können sie ihren Blick auf wertschöpfende und strategische Bereiche richten. Damit unterstützen wir sie nicht nur in ihrem Lieferketten-, sondern auch Bestandsmanagement sowie Marketing und sogar direkt im Verkaufsraum unter anderem durch Sortiment- und Flächenoptimierung und smarte Regale.

Unsere intelligente Data-Analytics-Plattform CINDE zum Beispiel verschafft Retailern nicht nur einen Einblick in das Kaufverhalten und die Erwartungen ihrer Kunden, sondern unterstützt bei personalisierten Marketing-Aktivitäten und sorgt für eine effektive Kommunikation zwischen Einzelhändlern, CPG-Herstellern und anderen Partnern.

 


Zur Person

Manish Choudhary – Präsident und CEO von SymphonyAI Retail | CPG

Manish Choudhary verfügt über mehr als zwei Jahrzehnte Erfahrung in der Leitung globaler Teams und im Management der Gewinn- und Verlustrechnung von börsennotierten Software- und Technologieunternehmen mit Schwerpunkt Transformation. Er hat eine besondere Leidenschaft und Expertise in den Bereichen KI-gesteuerte digitale Transformation, SaaS, Analytik und maschinelles Lernen. Zu Symphony Retail kam er von Diebold Nixdorf, wo er als EVP of Global Software tätig war, und von Pitney Bowes Inc. in SVP-Positionen in den Bereichen Sending Technology und Global Innovation & Products. Er verfügt über MBAs von der Anderson School of Management der UCLA und der National University of Singapore.

https://www.symphonyretailai.com/de/


English Version

Real-time retail data

Manish Choudhary explains which solutions can help retailers successfully meet current challenges.

 

The past year has shown how unstable global supply chains are – port and rail strikes, shortages of skilled workers and drivers, and more. Industry experts expect supply chains to take about two to three years to recover from these disruptions. How do you think supply chains will evolve over the next year?

In addition to the factors listed, numerous other influences have caused critical disruptions to occur along supply chains over the past two years. Purchasing and consumption patterns have changed, and geopolitical events have been triggers for energy and resource shortages and inflation – all of which cannot be ignored.

The bad news is that these supply chain disruptions will continue this year – if not much longer. In 2023, we’ll see retailers increasingly shifting and having to budget with more long-term inventory. This is because the just-in-time philosophy that retailers have practiced over the past two to three decades is only viable if the supply chain functions efficiently. Warehouse space will increase again as a result.

Now, the challenge for retailers is to strike a balance between costly overstock and out of stock. Consequently, agile, data-driven and accurate demand forecasting will be high on the retail agenda. This doesn’t really work if it relies only on historical data as a foundation. AI-based analysis of real-time data is proving more effective at this point. This allows retailers to optimize and plan ahead for their processes, rather than simply reacting to events as they occur.

What trends or challenges will cause further supply chain disruption in 2023?

The far-reaching consequences of current geopolitical events will not simply disappear into thin air, but will continue to overshadow the global economy in the coming year. This, of course, will have a direct impact on supply chains. Rising energy prices will significantly constrain manufacturing companies in their production. Existential pressures will force them to adjust their strategies accordingly to get through the crisis. At the same time, inflation is directly affecting the purchasing behavior and decisions of their customers.

Accordingly, retailers can no longer rely solely on historical data. Instead, they must prepare for spontaneous and unexpected changes. This is where AI-driven solutions give retailers the flexibility they need by analyzing real-time data and providing them with status quo insights and predictions based on that data.

The cold chain faces a number of (safety) risks. What can companies do to adapt accordingly?

Basically, every trading company knows the risks to which cold chains are exposed. These are present at all times – even beyond the current political and economic situation and disrupted supply chains. Accurate demand forecasting and planning, as well as a transparent, data-driven view across the supply chain, are key here to mitigate these risks. For example, an AI-driven platform is able to detect when a manufacturer or supplier is experiencing transportation difficulties that could potentially disrupt the cold chain. If this is the case, the solution can recommend alternative sourcing partners.

Whatever the industry, advanced technologies are currently making headlines everywhere. How do they affect the future of retail, which in Germany has so far held very tightly to long-established structures?

For a long time, the German retail sector was very traditional and relied on tried and tested processes. However, in light of the events that have affected the global economy over the past three years, retailers here in Germany are also realizing that without innovative technologies, they are slowly losing out. By introducing modern solutions, they are pursuing two main goals: Making up for accumulated technology deficits and adapting to the changing buying behavior of their customers.

AI and automation are therefore increasingly establishing themselves as a must-have in this industry and are thus helping to shape the future of retail. For example, these solutions can be used to create accurate demand forecasts, making inventory and warehouse management more efficient and demand-driven. In addition, these new technologies are helping retailers build an omnichannel strategy, where customers benefit from the advantages of both online and brick-and-mortar shopping. This more convenient experience will become increasingly important in the future and critical to retaining existing customers and engaging new customers. The openness of German retailers to new technologies is also reflected in their willingness to equip locations with automation and robotics. Well-known supermarket chains are currently increasingly experimenting with autonomous smart stores where customers can shop around the clock without the need for staff to be present.

The shortage of skilled workers has a direct impact on the retail sector. What does SymphonyAI Retail CPG offer as a solution to the problem?

As a software provider, SymphonyAI Retail CPG develops AI-based tools that help retail companies stay efficient and agile with the few resources they really have. Because as soon as they automate certain tasks, they can focus their attention on value-added and strategic areas. In this way, we support them not only in their supply chain, but also in inventory management and marketing, and even directly on the sales floor through assortment and space optimization and shelf intelligence, among other things.

Our intelligent data analytics platform CINDE, for example, not only provides retailers with insight into their customers‘ buying behavior and expectations, but also supports personalized marketing activities and ensures effective communication between retailers, CPG manufacturers, and other partners.

 

 

 

 

Aufmacherbild / Quelle / Lizenz
Foto von Ketut Subiyanto: https://www.pexels.com/de-de/foto/licht-restaurant-frau-dunkel-4473496/