Nachhaltigkeit – Trend Report https://trendreport.de Redaktion und Zeitung für moderne Wirtschaft Fri, 01 Dec 2023 20:39:14 +0000 de-DE hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.3.2 Marketing Trends 2024 https://trendreport.de/marketing-trends-2024/ Mon, 04 Dec 2023 07:00:37 +0000 https://trendreport.de/?p=44109



Diese Trends werden Marketing-Entscheider*innen 2024 umtreiben



 London / München, 29. November 2023 – Kantar, eines der weltweit führenden Unternehmen für Marketingdaten und -analysen, stellt heute ihre Marketing Trends 2024 vor. Die Studie kombiniert eine Vielzahl von Einstellungs- und Verhaltensdaten von Verbraucher*innen, um Marketing-Entscheider*innen dabei zu helfen, ihre Wachstumsstrategien für 2024 zu schärfen. Laut Kantar werden die folgenden 10 Marketingtrends im kommenden Jahr das Marketing bestimmen und den entscheidenden Unterschied machen:

1: KI geht in die nächste Runde

Etwa 67 % der Marketingspezialist*innen bewerten die Möglichkeiten generativer KI als positiv. Und da die Branche KI bereits konkret für die Entwicklung neuer Inhalte nutzt, wird es im nächsten Jahr und darüber hinaus immer wichtiger werden, die Effektivität dieses Outputs zu verstehen und einordnen zu können.

2: Werte stehen an erster Stelle

 Verbraucher*innen stellen immer lautere Forderungen an Marken. Weltweit geben 80 % an, dass sie sich bewusst dazu entschieden haben, von Unternehmen zu kaufen, die aus ihrer Sicht wichtige Anliegen unterstützen. Deshalb müssen Unternehmen künftig sicherstellen, dass ihre Marke mit dem allgemeinen Werteverständnis im Einklang steht.

3: Klare Botschaften treffen auf Cancel Culture

2024 werden sich diejenigen Marken einen Platz in den Herzen der Verbraucher*innen erobern, die sich auf eine Weise zu globalen Themen äußern, die mit ihrer Marken-DNA übereinstimmen. Trotz möglicher kurzfristiger Kontroversen wird sich ein solches Vorgehen über kurz oder lang für Unternehmen auszahlen.

4: Der Kampf um Aufmerksamkeit und Emotionen wird sich weiter intensivieren

Die Bedeutung von Aufmerksamkeit und Emotionen in der Werbung ist hinlänglich bekannt. Bei der Wirkungsmessung setzen jedoch 62 % der Werbetreibenden nach wie vor auf banale Verhaltenskennzahlen wie etwa die Betrachtungsdauer. Der Einsatz von KI-basierten Lösungen ist auch hier auf dem Vormarsch und wird Marketingspezialist*innen zunehmend dabei helfen, die Aufmerksamkeit für digitale Werbung ganzheitlich zu messen und ihre Performance präzise vorherzusagen.

5: Wandel hin zu ganzheitlichen Erfolgsmetriken

Wir wissen, dass 42 % der Unternehmen inzwischen Nachhaltigkeitskennzahlen in ihre KPIs einbeziehen – im Jahr 2021 waren es lediglich 26 %. Dies zeugt von einem Trend hin zu mehr Gleichgewicht zwischen Gewinn, Umwelt und Menschen: Und zwar nicht als Kompromiss, sondern als Geschäftsstrategie.

6: Nachhaltiges Wachstum verlangt radikale Innovationen

 Marken, die als innovativ wahrgenommen werden, verzeichnen dreimal mehr Wachstum als solche, denen dies nicht gelingt. Allerdings sehen wir ein sehr niedriges Innovationsniveau in den Jahren nach der Pandemie. Innovation, insbesondere radikale Innovation, wird jedoch für jede Marke wichtig sein, die 2024 bestmöglich wachsen möchte.

 7: Challenger Marken schaffen den Durchbruch

In der FMCG/CPG-Branche haben „Challenger Brands“ in der Vergangenheit überproportionales Wachstum erfahren, indem sie etablierte Konzepte, Ideen und Verbraucherbedürfnisse in Frage stellen. Da jede/r zweite Verbraucher*in weltweit lieber kleinere Marken kauft, wird dieser Weg auch weiterhin von Erfolg gekrönt sein. Große Marken müssen an ihrer Agilität, der Geschwindigkeit bei Markteinführungen, der Verbraucherorientierung und der datengestützten Entscheidungsfindung arbeiten, um Schritt zu halten.

8: Die Kraft der Premiumstrategie

 Angesichts der Inflation, die den Konsument*innen zu schaffen macht, und der zunehmenden Verbreitung von Eigenmarken setzen Unternehmen vermehrt auf Preisaktionen, Shrinkflation und Rabatte, um ihre Marktanteile zu halten. Unsere Daten zeigen, dass Premium-Strategien ein Weg zum Erfolg sind: Im Kantar BrandZ-Ranking 2023 waren 52 % der Top-Marken weltweit aus dem Premium-Segment, gegenüber 42 % im Jahr 2020. 2024 werden Marketingverantwortliche also das Preismanagement in den Vordergrund stellen müssen, um sicherzustellen, dass Preis und Wert übereinstimmen.

9: Leben jenseits der Suchmaschine

Mit dem Aufkommen von KI und großen Sprachmodellen durchläuft die Internetsuche eine Umbruchphase. Dies spiegelt sich in der Tatsache wider, dass Online-Suchmaschinen inzwischen der fünftstärkste Touchpoint in Bezug auf die Markenwirkung sind, während sie 2018 noch auf Platz 11 standen. Jetzt ist es für Marken an der Zeit, ihre digitale Strategie und ihre Inhalte zu überprüfen, um sicherzustellen, dass sie dort auftauchen, wo die Verbraucher*innen sind.

10: Retail Media auf dem Vormarsch

Unsere Daten zeigen, dass 56 % der Werbefachleute im Einzelhandel in den USA und Kanada in Zukunft mehr in Retail Media, also Werbung auf Online-Plattformen von Einzelhändlern, investieren werden. Auch in Deutschland sehen wir diesen Trend. Mit Blick auf das Jahr 2024 benötigen Käufer*innen und Verkäufer*innen unabhängige Messverfahren, um die Leistung der Kanäle bewerten zu können und bessere Werbeerlebnisse zu schaffen.

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Nachhaltiger Tourismus https://trendreport.de/nachhaltiger-tourismus/ Sat, 02 Dec 2023 07:30:38 +0000 https://trendreport.de/?p=44104



Wie klimaschonendes Reisen funktionieren kann



29. November 2023 – Nachhaltiger Tourismus ist in aller Munde. Doch wie geht klimaschonendes Reisen? Anderswo erklärt, worauf es ankommt, und hält jede Menge Inspirationen für einen nachhaltigen Urlaub parat. Die neue Jahresausgabe des Magazins erscheint am 1. Dezember.

Bonn, 29. November 2023 – Blauer Himmel, kristallklares Wasser, gesunde Wälder und zufriedene Menschen – die heile Welt, mit der viele Tourismusregionen werben, ist längst keine Selbstverständlichkeit mehr. Wie Tourismus gestaltet sein muss und wie man als Urlauber*in dazu beitragen kann, dass man nicht nur sich selbst, sondern auch künftigen Generationen noch unbeschwertes Reisen ermöglicht, das zeigt das Anderswo-Magazin 2024.

Die neue Ausgabe des Magazins für nachhaltiges Reisen informiert die Leser*innen darüber, was man unter nachhaltigem Tourismus versteht und wie nachhaltig oder wie wenig nachhaltig die Deutschen bereits reisen. Das Magazin liefert aber nicht nur wichtige Hintergrundinformationen über Möglichkeiten und Grenzen einer nachhaltigen Urlaubsgestaltung. Mit vielen konkreten und inspirierenden Reiseideen quer durch Europa will Anderswo vor allem zeigen, dass nachhaltiges Reisen nicht Verzicht bedeutet, sondern einen Mehrwert liefert.

So hat die Anderswo-Redaktion wieder viele interessante Reiseziele und spannende Geschichten recherchiert und zeigt, wie nachhaltige Alternativen zum klassischen Flug- und Pauschalurlaub aussehen können. Die aktuelle Jahresausgabe 2024 legt dabei einen Schwerpunkt auf nachhaltige Unterkünfte und klimaschonende Aktivitäten vor Ort. In der aktuellen Ausgabe lesen Sie unter anderem:

  • Von Hotel zu Hotel: Für das Anderswo-Magazin 2024 kombiniert die Redaktion einige Blaue Schwalbe-Unterkünfte zu individuellen Aktivreisen. So kann man im Zuge einer Urlaubsreise gleich mehrere nachhaltige Unterkünfte kennenlernen. Für Autorin Katharina Garus geht es so auf Radreise ins Allgäu. Und Tim Albrecht wandert mit seinem Sohn durch Südtirol.
  • Alles andere als einsam: Immer mehr Menschen entscheiden sich bewusst für einen Urlaub allein. Der Vorteil: Man muss keine Kompromisse bei der Urlaubsplanung eingehen und ist offener für neue Menschen und Erfahrungen. Anderswo spricht mit Sarah Glöckner von The Female Traveller, einem Internetportal für allein reisende Frauen, und berichtet von persönlichen Erfahrungen beim Alleinreisen.
  • Klare Sternennächte in der Rhön: Aufgrund zunehmender Lichtverschmutzung gibt es immer weniger dunkle Orte in Europa. Dabei ist Dunkelheit extrem wichtig für Mensch und Natur. Chefredakteurin Regine Gwinner genießt im Sternenpark Rhön, einem der vier Parks in Deutschland, in denen die natürliche Nachtlandschaft unter Schutz steht, atemberaubende Sternennächte.
  • Klimaschonende Unterkünfte: Im Blaue Schwalbe-Sonderheft stellt Anderswo auf mehr als 20 Seiten ausgezeichnete nachhaltige Unterkünfte in ganz Europa vor. All diesen hat die Anderswo-Redaktion die Auszeichnung Blaue Schwalbe für ein vorbildliches Nachhaltigkeitsengagement verliehen. Im Sonderheft beleuchtet Kim Nagel außerdem das Thema Foodwaste in der Hotellerie – und trifft dabei Menschen, die sich kreativ gegen Lebensmittelverschwendung einsetzen.

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Nachhaltige Ernährung https://trendreport.de/nachhaltige-ernaehrung/ Fri, 01 Dec 2023 20:41:17 +0000 https://trendreport.de/?p=44116



Studie: Mehr als acht von zehn jungen Bundesbürgern achten bei der Ernährung auf Nachhaltigkeit



Nachhaltigkeit ist kein Trend mehr, sondern inzwischen tief im Leben der 18- bis 34-Jährigen verankert. So spielt für 82 Prozent eine nachhaltige und gesunde Ernährung eine immer größere Rolle. 62 Prozent aus dieser Gruppe kaufen beispielsweise saisonales Obst und Gemüse. Und 59 Prozent verwerten Lebensmittelreste, um sie nicht wegzuwerfen. Dies zeigen die Ergebnisse der Studie „Zukunft Gesundheit 2023“ der vivida bkk und der Stiftung „Die Gesundarbeiter“. Befragt wurden 1.071 Bundesbürger zwischen 14 und 34 Jahren.

Villingen-Schwenningen – „Der Kauf von Produkten passend zur Saison sowie aus der Region ist eine gute Möglichkeit, für Nachhaltigkeit auf dem Teller zu sorgen“, sagt Sophia Hauser, Ernährungsexpertin bei der vivida bbk. „Regionale und saisonale Produkte sind oft nicht nur preiswerter, sie haben auch eine bessere Ökobilanz. Denn Lagerung und lange Transportwege entfallen.“ Da regionale Produkte reifer geerntet werden, enthalten sie zudem mehr Nährstoffe als Importware.

Junge Menschen, die auf Nachhaltigkeit achten, greifen allerdings nicht unbedingt zu Produkten mit Bio-Siegel. Das macht nur ein Drittel der Befragten (36 Prozent). Denn der Bio-Landbau hat seinen Preis. Die Mehrkosten belasten das Budget der jungen Erwachsenen ab 18 Jahren und führen zu Zurückhaltung beim Kauf. Interessant ist jedoch: Zahlen die Eltern die Einkäufe, was bei den unter 18-Jährigen in der Regel der Fall ist, greift fast die Hälfte der umweltbewussten Jugendlichen zu Bio-Produkten.

Gesundheit ist für junge Erwachsene bei der Ernährung am wichtigsten

93 Prozent der jungen Menschen spüren, dass eine nachhaltige und ausgewogene Ernährung positive Effekte auf ihre Gesundheit hat. Und acht von zehn haben dadurch mehr Energie, um den Alltag zu bewältigen. Das sind auch die Hauptmotive für eine nachhaltige sowie vielfältige Ernährung. „Kein Lebensmittel allein enthält alle Nährstoffe. Je abwechslungsreicher wir essen, desto geringer ist das Risiko einer einseitigen Ernährung“, empfiehlt Hauser. Vielfalt entsteht, wenn Gemüse, Obst und Getreide durch Milchprodukte sowie ab und zu durch Fisch und Fleisch ergänzt werden. Pflanzliche Lebensmittel sollten dabei den Hauptteil der Ernährung ausmachen. „Denn bei der Produktion von tierischen Lebensmitteln werden mehr Ressourcen verbraucht und schädliche Treibhausgase freigesetzt als bei pflanzlichen Lebensmitteln“, so Hauser. Bereits die Hälfte der nachhaltigkeitsorientierten jungen Menschen (51 Prozent) hat den Fleischkonsum grundsätzlich verringert, zeigt die Studie. Allerdings gilt das für Frauen (59 Prozent) deutlich häufiger als für Männer (42 Prozent).

Dennoch nehmen junge Menschen insgesamt noch zu viel ungesunde Lebensmittel wie Fast Food oder zuckerhaltige Getränke zu sich, wie der Kindergesundheitsbericht der Stiftung Kindergesundheit von 2023 zeigt. „Unser Ziel muss es sein, junge Menschen noch stärker darüber aufzuklären, welche Lebensmittel ihrem Körper guttun und was ihm schadet“, fordert Hauser abschließend.

Die eigene Ernährung gesünder und nachhaltiger zu gestalten, kann man lernen. Die vivida bkk unterstützt dabei zum Beispiel mit den Online-Kursen „Nachhaltiger leben – flexitarisch essen“ und „Gesunde Ernährung.

Die Studie „Zukunft Gesundheit 2023 – Jungen Bundesbürger auf den Puls gefühlt“ finden Sie als PDF hier: www.vividabkk.de/studie

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Schiffsrecycling in Deutschland https://trendreport.de/schiffsrecycling-in-deutschland/ Thu, 30 Nov 2023 07:30:55 +0000 https://trendreport.de/?p=44067 .avia-image-container.av-lpk47rfh-1340c76130574f4179b255ce6b6b38b9 img.avia_image{ box-shadow:none; } .avia-image-container.av-lpk47rfh-1340c76130574f4179b255ce6b6b38b9 .av-image-caption-overlay-center{ color:#ffffff; }

Nachhaltiges Schiffsrecycling in Deutschland – Ergebnisse einer Studie zum Marktumfeld

In Ihrem Koalitionsvertrag betont die Ampelkoalition die Notwendigkeit einer wettbewerbsfähigen maritimen Wirtschaft, von klimafreundlichen Schiffsantrieben, von der Stärkung des Schiffbaus über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg einschließlich des Schiffsrecyclings.

Derzeit gibt es in Deutschland keine genehmigte Schiffsrecyclinganlage. Deshalb hat das Deutsche Maritime Zentrum e.V. eine Studie zur Analyse des Marktumfelds für nachhaltiges Schiffsrecycling in Europa (nach Schiffstyp bzw. -kategorie) mit Fokus auf dem Potenzial von Schiffsrecyclingwerften in Deutschland beauftragt. Dahinter steht der Gedanke, dass eine Vielzahl der beim Abwracken eines Schiffes anfallenden Produkte recycelbar ist und damit die Kreislaufwirtschaft stärken kann.

Markteintrittsbarrieren in Deutschland
Der rechtliche Rahmen für die materiellen Genehmigungsvoraussetzung einer Schiffsrecyclingwerft ist unklar. Schiffsrecyclingwerften gelten als „ortsfeste Abfallentsorgungsanlage“. Ausschlaggebend für ihre Genehmigung nach §4 des Gesetzes zum Schutz vor schädlichen Umwelteinwirkungen durch Luftverunreinigungen, Geräusche, Erschütterungen und ähnliche Vorgänge (Bundes-Immissionsschutzgesetz/BImSchG) sind die Größe des Schiffes und die Menge der in ihm enthaltenen Materialien und Gefahrenstoffe.

Die Zuständigkeit zur Zulassung eines Schiffrecyclingplans wie auch die Art der Zustimmung sind in Deutschland nicht geklärt. Die Art der Zustimmung kann gemäß EU-Verordnung zum Schiffsrecycling (Verordnung (EU) Nr. 1257/2013) entweder ausdrücklich, also aktiv durch eine Freigabe des Recyclingplans durch eine Behörde, oder stillschweigend, indem die Behörde durch ihre Untätigkeit zustimmt, ohne die Zustimmung anders zu erklären, erfolgen. Ebenfalls gemäß der EU-Verordnung, ist die zuständige Behörde eine vom Mitgliedsstaat benannte Regierungsbehörde. Sie ist in einem bestimmten Gebiet oder Fachbereich für Abwrackeinrichtungen zuständig. Auch hier fehlt es in Deutschland an klaren Zuständigkeitsregelungen.

Hohe Lohnkosten, bürokratische Hürden sowie hohe Finanzierungsvolumina für den Kauf abzuwrackender Schiffe stellen in Deutschland erhebliche Markteintrittsbarrieren dar. Dies gilt auch für europäische Schiffsrecyclingwerften, wenn sie auch weniger bürokratische Hürden überwinden müssen. Der überwiegende Teil der weltweiten Schiffsrecyclingaktivitäten findet nach wie vor in Indien, Pakistan und Bangladesch statt. In Europa spielt sich der Großteil der Schiffsrecyclingaktivitäten in der Türkei ab, dies wird voraussichtlich auch zukünftig so bleiben. Im internationalen Wettbewerb nehmen die anderen europäischen Länder derzeit nur eine Nebenrolle ein – es werden geringe Stückzahlen kleinerer und mittlerer Schiffe recycelt.

Chancen für den Aufbau deutscher Schiffsrecyclingbetriebe
Stahlunternehmen werden im Zuge der Umstellung zu „Green Steel“ zukünftig mehr Stahlschrott verwenden. Green Steel ist teuer. Um ihn kostenrelevant produzieren zu können, braucht es bei seiner Gewinnung einen hohen Autonomisierungsgrad in Bezug auf den Einsatz von Personal. Einen Teil des Bedarfs kann durch aus dem Schiffsrecycling gewonnen Stahl gedeckt werden. Die maritime Wirtschaft würde damit einen Beitrag zur klima- und ressourcensparenden Kreislaufwirtschaft leisten.

Schiffsrecycling kann in Deutschland auch auf dem Areal bestehender Werften neben dem Neubau und dem Umbau/der Reparatur von Schiffen erfolgen. Voraussetzung dafür ist, dass bei der Einrichtung einer Schiffsrecyclinganlage nur ein Teil der Werft zum Zwecke des Schiffsrecyclings genutzt und ausgewiesen wird. Nur für diesen Teil des Areals des Schiffbauunternehmens müsste eine Genehmigung beantragt werden. Die bereits bestehenden Genehmigungen für das verbliebene Werftgelände blieben unangetastet. Das bedeutet, dass im Rahmen des BImSchG bereits erteilte Genehmigungen nicht verlorengehen.

In Deutschland soll die Rentabilität einer Schiffsrecyclingwerft in einem Pilotprojekt getestet werden. Ein solches Projekt will das Deutsche Maritime Zentrum gern begleiten und unterstützen, um die auftauchenden, spezifischen (v.a. rechtlichen) Probleme identifizieren und bearbeiten zu können.

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Die Wertschöpfung mit generativer KI beschleunigen https://trendreport.de/die-wertschoepfung-mit-generativer-ki-beschleunigen/ Tue, 21 Nov 2023 09:00:08 +0000 https://trendreport.de/?p=43681
Im Interview erklärt Martin Weis, Ma­naging Partner and Global Co-Lead Artificial Intelligence, Analytics & Au­tomation bei Infosys Consulting, in­novative Wertschöpfungsmöglich­keiten mit Data Science und künstli­cher Intelligenz.

 

Herr Weis, welche Tools und Funk­tionen umfasst Ihr neues KI-Lö­sungspaket?

Infosys Topaz ist unser KI-First-Set an Services, Lösungen und Plattformen, das den Geschäftswert für Unterneh­men durch generative KI beschleu­nigt. Es verstärkt das Potenzial von Menschen, Firmen und Gemeinschaf­ten. Damit lassen sich Chancen zur Wertschöpfung basierend aus Innova­tionen, vernetzten Ökosystemen und allgegenwärtigen Effizienzen erschlie­ßen. Mit den Vorteilen von mehr als 12.000 KI-Assets, über 150 vortrainier­ten KI-Modellen und mehr als zehn KI-Plattformen gewährleistet es Vertrau­en, Datenschutz, Sicherheit, Ethik und Einhaltung gesetzlicher Vorschriften.

Welche Rolle spielt das Thema „Re­sponsible AI“ bei Ihren Lösungen?

Infosys legt großen Wert darauf, dass die Prinzipien der verantwortungsvol­len KI bereits zu Beginn der Entwick­lungsprojekte berücksichtigt werden, um ethische Probleme und Befangen­heit zu vermeiden. Zu den wichtigsten Aspekten gehört, dass jede Phase des KI-Lebenszyklus gut dokumentiert und für die Beteiligten verständlich ist. Zu verantwortungsvoller KI bei Infosys ge­hört auch ein fairer und verantwor­tungsvoller Ansatz. Ethische Erwägun­gen werden berücksichtigt und sicher­gestellt, dass robuste Governance- und Sicherheitsmaßnahmen mit der ra­schen Verbreitung von KI-Funktionalitä­ten in Einklang stehen. Dieser umfas­sende Ansatz unterstreicht das Engage­ment für den Aufbau von KI-Systemen, die nicht nur technologisch fortschritt­lich, sondern auch ethisch einwandfrei und sozial verantwortlich sind.

Inwieweit können Unternehmen Ihr KI-Lösungspaket nutzen, um neue Wertschöpfungsmöglichkeiten und Umsatzsteigerungen für ihre Kun­den zu erschließen?

Infosys Topaz beschleunigt die Wert­schöpfung und das Wachstum durch die Konvergenz von Cloud und Datenana­lyse. Gleichzeitig ermöglicht die Suite kognitive Lösungen. Sie nutzt das an­gewandte KI-Framework von Infosys, um einen „KI-first“-Kern zu entwi­ckeln. Menschen liefern so kognitive Lösungen. Von Infosys unterstützte In­vestitionen in generative KI bieten schnelle Renditen aufgrund des pro­aktiven Ansatzes, um KI für Wert­schöpfung und Umsatzwachstum zu nutzen.

Gibt es Beispiele in diesem Zusam­menhang?

Wir haben Kunden aus verschiedenen Branchen, die von Infosys Topaz profi­tieren. Zum Beispiel nutzt ein nationa­les Eisenbahnunternehmen unsere Lösung, um einen intelligenten Kno­tenpunkt zu entwickeln. Dadurch konnten mit weiteren Partnern neue Funktionen wie die erste und letzte Meile in der Logistik aufgebaut wer­den. Das Ergebnis waren agile Wert­schöpfungsketten. Genauso innovativ arbeitet zum Beispiel eine britische Bank mit Infosys Topaz, um mehr als 2.000 Kundenservice-Prozesse so um­zugestalten, dass sie nahezu in Echt­zeit statt in einer Woche ablaufen.

 

Martin Weis, erklärt: „Infosys Topaz ist unser KI-First-Set an Services, Lösungen und Plattformen.“

 

Welche Kooperationen haben Sie und welchen Mehrwert bringen sie Ihren Kunden?

Infosys hat seine Allianz mit Google Cloud erweitert, um Unternehmen bei der Entwicklung von KI-gestützten Erlebnissen zu unterstützen. Diese nutzen Infosys Topaz-Angebote und die generativen KI-Lösungen von Google Cloud. Gemeinsam gründeten beide Unternehmen Generative AI Labs für die Entwicklung. Infosys arbeitet auch mit Microsoft zusammen, um die Einführung von generativer KI zu beschleunigen und zu demokratisieren. Beide Anbieter wollen Unternehmen dabei unterstützen, einen KI-first-Ansatz zu verfolgen. So lassen sich KI-Lösungen der nächsten Generation skalieren und die betriebliche Effizienz verbessern. Das Ergebnis: ein höheres Umsatzwachstum und eine geschäftliche Transformation.

Welche Möglichkeiten bieten Sie Unternehmen mit Ihren generativen KI-Lösungen?

Infosys bietet Unternehmen mit seinen generativen KI-Lösungen eine Fülle von Möglichkeiten, um die die Dynamik in den Bereichen Business, Technologie und Menschen neu zu gestalten.
Hier sind einige Aspekte:

  • Unternehmen neu aufstellen: Infosys Generative AI Labs, Teil von Infosys Topaz, erleichtert es, digitale Unternehmen neu zu gestalten. Es bietet gebrauchsfertige Industrielösungen, ein umfangreiches Partner-Ökosystem, Accelerator und verantwortungsvolle Design-Frameworks, um die generative Revolution anzuführen. Sie ermöglichen auch den von Stakeholdern angestrebten Wandel.
  • Schnelle Investitionsrendite: Unternehmen erhöhen ihre Investitionen in generativer KI und erzielen rasche Renditen. Für das nächste Jahr wird ein Anstieg der GenAI-Investitionen um 67 Prozent prognostiziert.
  • Erweiterung wichtiger Angebote mit generativer Infosys bietet Angebote, die sich mit generativer KI erweitern lassen. Dazu gehören eine Reihe von Funktionen und Anwendungen.

Welche Erkenntnisse haben Sie aus Ihrer aktuellen Studie gewonnen?

Eine davon: Organisationen sollten auf vier Säulen aufgebaut sein.

  1. Prozesse und Erfahrungen, die mit KI neugestaltet werden sollen, priorisieren. Es lässt sich eine Machbarkeitsstudie über drei Dimensionen durchführen: einfache Implementierung, Auswirkungen auf das Geschäft und Vertrauenswürdigkeit.
  2. Technische Exzellenz gewährleisten. Unternehmen sollten Plattform-Engineering-Praktiken und Code-Generierungs-Tools für maximale Wirkung nutzen.
  3. Eine KI entwickeln, die verantwortungsbewusst ist. Sponsoren aus dem Unternehmen sollten den Zweck der KI von Anfang an verstehen und sicherstellen, dass die KI die Datenschutzgesetze einhält.
  4. Schließlich sollte das Betriebsmodell produktorientiert sein und die KI-Produktteams nach Wertströmen oder Customer Journeys organisieren. Ein Mikro-Änderungsmanagement-Ansatz kann den Wandel in überschaubare Teile zerlegen, was zu exponentiellen Ergebnissen führt.

Was bedeutet „vortrainierte“ KI-Modelle?

Vorgefertigte KI-Modelle beziehen sich auf Modelle, die vor ihrem Einsatz auf einem großen Datensatz trainiert wurden. Diese Modelle haben bereits Muster und Merkmale aus den zur Verfügung gestellten Daten gelernt. Dies spart Zeit und Ressourcen. Sie lassen sich so verwenden, wie sie sind. Oder sie werden mit spezifischen Daten, die sich auf die jeweilige Aufgabe beziehen, weiter verfeinert. Infosys Topaz profitiert von den Vorteilen von mehr als 150 vortrainierten KI-Modellen unter seinen mehr als 12.000 KI-Assets, um das Potenzial von Menschen, Unternehmen und Gemeinschaften zu erweitern. Die Funktion „Document Comprehension“ zeigt beispielsweise ein vortrainiertes Modell, das Dokumente in der Realität versteht und verarbeitet.

Was raten Sie Unternehmen, die nach neuen und disruptiven Geschäftsmodellen suchen?

Infosys empfiehlt Unternehmen, die nach neuen Geschäftsmodellen suchen, einen mehrstufigen Ansatz. Erstens: Einsatz von Design Thinking, um sich in die Kunden hineinzuversetzen, Prototypen zu entwickeln und Lösungen zu testen. Zweitens: Eine zukunftsfähige digitale Strategie entwickeln, die neue Technologien und den Marktwettbewerb versteht. Drittens: Connected Ecosystems wie Infosys Topaz schaffen, um Daten zu demokratisieren, die disruptive Modelle und neue Einkommensströme ermöglichen. Viertens: Mutige Schritte, um disruptive Veränderungen zu bewältigen, proaktiv neue technologische Chancen ergreifen. Und schließlich KI und andere neue Technologien als Katalysator für neue Geschäftsmodelle und Produkte nutzen.

Inwieweit waren Sie in der Lage, Ihren eigenen Wandel in Bezug auf KI-Lösungen zu realisieren?

Infosys hat erhebliche Fortschritte bei der Umsetzung seiner eigenen Transformation hinsichtlich KI-Lösungen gemacht. Die Transformation spiegelt einen KI-First-Ansatz wider, bei dem KI-Technologien in seine Marktangebote, Unternehmensabläufe und Kundenservices einfließen:

  • Das Topaz-Angebot von Infosys ist darauf ausgelegt, Wachstum zu beschleunigen, vernetzte Ökosysteme aufzubauen und Effizienzsteigerungen in großem Umfang zu erzielen. Es hat beispielweise ein Unternehmen in die Lage versetzt, eigenständig Datensignale zu verknüpfen, kognitive Lösungen zu liefern und den Kundenservice durch generative KI-Technologien zu verbessern.
  • Außerdem ermöglichte es einer britischen Bank die Umstellung von mehr als 2.000 Kundendienstprozessen, so dass diese nun nahezu in Echtzeit statt innerhalb einer Woche ablaufen.
  • Infosys Generative AI Labs ist eine weitere Initiative, bei der generative KI-, Analyse- und Cloud-Technologien eingesetzt werden, um die Transformation von Unternehmen zu beschleunigen. Infosys entwickelte fast 50.000 wiederverwendbare intelligente Dienste, um seine Abläufe und Kundenkontakte durch KI-Technologien zu verbessern.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Infosys hat seine eigene Transformation hinsichtlich KI-Lösungen deutlich vorangetrieben. Dazu gehört die Entwicklung und der Einsatz von Angeboten wie Infosys Topaz und dem Cloud-First-Angebot Infosys Cobalt ebenso wie Generative AI Labs und die Nutzung verschiedener KI-Frameworks und -Technologien. So ließen sich Geschäftsprozesse neugestalten und die Wertschöpfung beschleunigen.

Inwieweit werden die neuen Technologien für KI und Machine Learning (ML) die Welt verändern?

Machine Learning hilft dabei zugrunde liegender Trends in Daten zu erkennen und ist für zahlreiche Bereiche wichtig. Die Entwicklung hin zu einer KI auf menschlichem Niveau hat das Potenzial, die Gesellschaft erheblich zu beeinflussen. KI und ML haben erhebliche Auswirkungen auf unterschiedliche Branchen und drängen Unternehmen dazu, diese Technologien zu nutzen, um produktiver und innovativer zu sein. Wirtschaftlich gesehen könnte KI das globale BIP bis 2030 um 15,7 Billionen Dollar bzw. 14 Prozent aufgrund KI-gesteuerter Automatisierung und Investitionen steigern –  insbesondere in Regionen wie China, Nordamerika und Nordeuropa. Diese Technologien sind ein wesentlicher Bestandteil der wirtschaftlichen und potenziell der gesellschaftlichen Entwicklung sowie des industriellen Wandels. Sie zeigen den Weg zu einer stärker vernetzten und automatisierten Welt auf.

Welchen Rat geben Sie Unternehmen, wenn es um die aktuelle Gesetzgebung zum EU-KI-Gesetz geht?

Unternehmen sollten sich proaktiv auf das KI-Gesetz der EU vorbereiten: es bringt neue Pflichten für Organisationen, die KI-Systeme entwickeln und einsetzen. Hier einige Überlegungen:

  1. Risikomanagement: Umfassendes KI-Risikomanagementprogramm einführen, um regulatorische Anforderungen zu erfüllen, rechtliche, Reputations- und wirtschaftliche Risiken zu minimieren und eine faire und ethische Nutzung von KI-Systemen sicherzustellen.
  2. Nachweis des KI-Nutzens: Nachweis, dass KI in der jeweiligen Branche einen messbaren Wert schafft, um dem KI-Gesetz zu entsprechen.
  3. Auswirkungen verstehen: Unternehmen müssen sich mit dem KI-Gesetz vertraut machen, um zu verstehen, welche Auswirkungen es auf sie haben kann. Dazu gehören auch Compliance- und Versicherungsaspekte. Sie sollten die KI-bezogenen Risiken einschätzen und auf Fragen von Versicherern in Bezug auf KI-Einsätze vorbereiten.
  4. Auseinandersetzung mit der vorgeschlagenen Gesetzgebung: Die vorgeschlagene KI-Gesetzgebung detailliert lesen, um deren Rahmen und die regulatorische Landschaft zu verstehen, die sie für KI-Anwendungen vorgibt.
  5. Über Aktualisierungen auf dem Laufenden bleiben: Sich über die Entwicklung des KI-Gesetzes und seine eventuelle Verabschiedung auf dem Laufenden halten. Nur so lassen sich Vorschriften einhalten und Unternehmen sind in der Lage, sich an etwaige Änderungen anzupassen.

Dank dieser Schritte sind Unternehmen in einer besseren Position, um sich in der durch das EU-KI-Gesetz geschaffenen Regulierungslandschaft zurechtzufinden. Damit lassen sich sowohl die Vorschriften einhalten als auch der Nutzen von KI-Anwendungen maximieren.

 

https://www.infosys.com

 

CC BY-ND 4.0 DE

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]]> Studierende und Mitarbeiter der FH Münster recyceln Bagasse zu nachhaltigem Kunststoff https://trendreport.de/studierende-und-mitarbeiter-der-fh-muenster-recyceln-bagasse-zu-nachhaltigem-kunststoff/ Sat, 04 Nov 2023 07:00:35 +0000 https://trendreport.de/?p=42527 .avia-image-container.av-ll1237jy-ef8ee64cdb94fd44561b2f0b7dbdc623 img.avia_image{ box-shadow:none; } .avia-image-container.av-ll1237jy-ef8ee64cdb94fd44561b2f0b7dbdc623 .av-image-caption-overlay-center{ color:#ffffff; }

Nachhaltiger Kunststoff: Martin, Calvin und Bence recyceln Bagasse

Es riecht nach Barbecue-Soße im Labor für Kunststofftechnologie am Fachbereich Chemieingenieurwesen. Oder zumindest erinnert der Duft, der aus der Spritzgießmaschine strömt, sehr stark daran. Bei 190 Grad Celsius verarbeitet die Maschine gerade einen Mix aus Bagasse und einem Biopolymer, um daraus einen recycelbaren Kunststoff herzustellen. Bagasse sind Pflanzenreste, die bei der Zuckerproduktion nach dem Auspressen von Zuckerrohr übrigbleiben. Der rauchig-süße Geruch kommt also nicht von ungefähr. Gemeinsam mit Labormeister Martin Althoff suchen die Design-Studenten Calvin Middel und Bence Ridder einen Weg, dieses Material sinnvoll zu Alltagsgegenständen zu verarbeiten.

Bence Ridder (l.) und Calvin Middel untersuchen für ihre Bachelorarbeit am Fachbereich Design der FH Münster, wie man aus dem Reststoff von Zuckerrohr recycelbare Alltagsgegenstände herstellen kann. (Foto: FH Münster/Frederik Tebbe)


Auf den Kapverdischen Inseln vor der Westküste Afrikas wird jede Menge Zuckerrohr angebaut, der vor allem zum Brennen des Zuckerrohrschnapses Grogue verwendet wird. „Die Bagasse ist im Grunde ein Abfallprodukt. 20.000 Tonnen fallen jährlich davon auf Kap Verde an und sie dienen nur als Brennmaterial für den Schnaps“, sagt Calvin, dessen Mutter selbst von der Inselgruppe stammt. „Bence und ich haben uns gefragt, was man stattdessen mit dem Material machen könnte.“ Für ihre Bachelorarbeit im Produktdesign sind die Studenten deshalb nach Kap Verde gereist, um sich vor Ort über das Material zu informieren und herauszufinden, was die Menschen dort eigentlich benötigen. „Regionale Nahrungsmittel haben dort eine hohe Bedeutung“, sagt Bence. „Wir entwickeln deshalb in unserer Arbeit auch eine Bagasse-Presse, um aus dem Material zum Beispiel Einweg-Geschirr oder -Becher machen zu können, die aber biologisch abbaubar produziert werden.“



 „Wir entwickeln deshalb in unserer Arbeit auch eine Bagasse-Presse, um aus dem Material zum Beispiel Einweg-Geschirr oder -Becher machen zu können, die aber biologisch abbaubar produziert werden.“

Um zu testen, ob das überhaupt möglich ist und um die Materialeigenschaften kennenzulernen, kommt das Labor für Kunststofftechnologie auf dem Steinfurter Campus ins Spiel. Bei Martin Althoff haben sie damit „offene Türen eingerannt“, wie sie sagen. Er hat sich unter anderem aufs Spritzgießverfahren spezialisiert – und wer eine gute Idee für Nachhaltigkeit in Sachen Kunststoff hat, tut an unserer Hochschule gut daran, zuerst bei ihm anzuklopfen. Bei dem Verfahren wird unter hohen Temperaturen ein Werkstoff plastifiziert und unter Druck in eine Form, das sogenannte Spritzgießwerkzeug, eingespritzt.

Im Vorversuch haben die Drei die Bagasse und das Biopolymer bei 170 Grad Celsius in einer Knetkammer vermengt, miteinander homogenisiert und bewertet. Im Nachgang haben sie aus der Rezeptur mit einem Compounder Granulat hergestellt. Dieses wird nun in der Spritzgießmaschine auf gut Glück verarbeitet. „Das ist die erste Versuchsreihe zur generellen Machbarkeit“, sagt Martin, während die Maschine im Labor rattert. „Jetzt sehen wir mal, was dabei herauskommt.“ Und der Versuch ist geglückt: Der Schulterstab, ein Probekörper, den Martin versuchsweise angefertigt hat, ist stabil. „Das sieht schon sehr gut aus. Viel besser als erwartet“, so der Fachmann. „Das funktioniert auf jeden Fall. Beim nächsten Mal sollten wir dem Kunststoff aber noch mehr Bagasse beifügen und die Verarbeitung optimieren.“

Mit der Unterstützung von Martin Althoff (r.) pressen und verkneten die Studenten Bagasse und ein Biopolymer miteinander, um dies anschließend in der Spritzgießmaschine weiterzuverarbeiten. (Foto: FH Münster/Frederik Tebbe)
Der erste Versuch ist geglückt (v. l.): Bence Ridder, Calvin Middel und Martin Althoff halten die Schulterstäbe aus Bagasse und Bio-Kunststoff in den Händen. (Foto: FH Münster/Frederik Tebbe)

Zwei Wochen später steht die neue Mischung und beim nächsten Versuch entstehen daraus Becher. Die Machbarkeit ist damit bewiesen. „Mit der Materialmischung und der Bagasse-Presse könnten die Menschen auf Kap Verde niedrigschwellig solche Gegenstände herstellen“, freuen sich Bence und Calvin. Zunächst bewältigen sie damit nun ihre Bachelorarbeit und präsentierten den Entwurf „CANA“ der Öffentlichkeit bereits bei der Ausstellung Parcours an der MSD, der Münster School of Design. „Wir könnten uns vorstellen, uns im Anschluss damit selbstständig zu machen und auf Kap Verde ein Unternehmen zu gründen“, überlegen die beiden. „Wir möchten, dass die Menschen dort auf kurzem Wege von unserer Arbeit profitieren und Bagasse nachhaltig verarbeiten können.“

Nachdem Martin Althoff das Mengenverhältnis von Bagasse und Biopolymer optimiert hat, sind daraus per Spritzgießverfahren recycelbare Becher entstanden. (Foto: FH Münster/Frederik Tebbe)

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Foto von Oleksandr Canary Islands

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Familienunternehmer warnen Gewerkschaften und Habeck https://trendreport.de/familienunternehmer-warnen-gewerkschaften-und-habeck/ Thu, 02 Nov 2023 16:34:26 +0000 https://trendreport.de/?p=43188 Ostermann: Industriestrompreis verhindert keine Deindustriealisierung

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck wirbt bei der IG Metall für den Industriestrompreis, da Deutschland angeblich ohne ihn die energieintensive Industrie verlieren würde. Dem widersprechen die Familienunternehmer vehement. Diese Maßnahme würde bei weitem nicht ausreichen, um die Deindustriealisierung Deutschlands zu verhindern. Das Gegenteil ist der Fall. Eine aktuelle Umfrage unter Familienunternehmern zeigt: Die Deindustriealisierung hat bereits auf breiter Front begonnen und nicht allein bei den rund 2400 Unternehmen, die überhaupt nur den subventionierten Industriestrompreis bekommen könnten. Ein Industriestrompreis würde alles nur noch schlimmer machen.

Marie-Christine Ostermann, seit 2023 ist sie Präsidentin des Verbandes Die Familienunternehmer © Raimond Spekking / CC BY-SA 4.0 (via Wikimedia Commons)

Marie-Christine Ostermann, Präsidentin der Familienunternehmer:

„Es ist absolut sinnlos und ein fataler Fehler, die Grundstoff-Industrie mit Subventionen halten zu wollen, wenn die weiterverarbeitenden Familienunternehmen dennoch über die Klinge springen. Ein wettbewerbsverzerrender Industriestrompreis für wenige Unternehmen wird die Deindustrialisierung in der Breite nicht verhindern und sogar zusätzlich noch vorantreiben.

Die Stimmung in den Familienunternehmen ist miserabel. Die Unternehmer schrauben ihre Investitionen bereits deutlich zurück. 42 Prozent planen derzeit gar keine Investitionen mehr. Selbst die Ersatzinvestitionen sind weiter rückläufig. Die Regierung täte gut daran, auf diese Sturmwarnung endlich mit guter Wirtschaftspolitik zu reagieren. Eine schleichende Substanz-Deindustriealisierung hat bereits begonnen.

Während Minister Habeck den Industriestrompreis voranzutreiben versucht, trauen sich nur noch 24 Prozent der Familienunternehmer, ihre Firmen durch Investitionen zu erweitern. Das ist ein noch niedrigerer Wert als im Lock-down der Corona-Krise 2020. Damals reagierten viele geschockt, als die Investitionsbereitschaft auf damals immerhin noch 27 Prozent einbrach.

Wenn sich die Gewerkschaften in dieser Wirtschaftskrise nur für rund 2.400 Unternehmen stark machen, wissend, dass es gut 40.000 produzierende Betriebe gibt, dann ist das unsolidarisch.

Wenn die Gewerkschaften die angebliche Rettung der Grundstoffindustrie daran knüpfen, dass die zu rettenden Unternehmen Tarifverträge haben müssen, dann ist das nicht nur unsolidarisch, sondern zynisch. Die IG Metall macht sich mit ihrer Forderung allein für die Großindustrie stark – in der sie gut vertreten ist – und versucht mit der Koppelung „Staatsknete nur gegen Tarifvertrag“ mitzubestimmen, wer mit dem Geld der Steuerzahler gerettet werden darf und wer nicht.

Will die Regierung wirklich alle der rund 40.000 produzierenden Unternehmen in Deutschland halten, muss sie sämtliche Standortbedingungen von Strom über Steuern bis Lohnzusatzkosten verbessen. Das Wachstumschancengesetzt ist dafür allerdings nur ein Anfang.“

DIE FAMILIENUNTERNEHMER folgen als die politische Interessenvertretung für mehr als 180.000 Familienunternehmen den Werten Freiheit, Eigentum, Wettbewerb und Verantwortung. Die Familienunternehmer in Deutschland beschäftigen in allen Branchen rund 8 Millionen Mitarbeiter und erwirtschaften jährlich einen Umsatz in Höhe von 1.700 Milliarden Euro.

 

DIE FAMILIENUNTERNEHMER e.V.
DIE JUNGEN UNTERNEHMER
www.familienunternehmer.eu | www.junge-unternehmer.eu

 

 

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Foto von Johannes Plenio: https://www.pexels.com/de-de/foto/beleuchtete-gebaude-in-der-nahe-von-gewassern-3105242/

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Klimaziel früher als geplant erreicht https://trendreport.de/klimaziel-frueher-als-geplant-erreicht/ Sat, 26 Aug 2023 06:00:24 +0000 https://trendreport.de/?p=42706 .avia-image-container.av-llmet4d7-3a387829a6472180e9445a89f864bde4 img.avia_image{ box-shadow:none; } .avia-image-container.av-llmet4d7-3a387829a6472180e9445a89f864bde4 .av-image-caption-overlay-center{ color:#ffffff; }

Miele erreicht eigenes Klimaziel früher als geplant

  • CO2-Emissionen aus Energie, Wärme und Verkehr um mehr als die Hälfte reduziert
  • Neues Nachhaltigkeits-Update gibt Überblick zu Fortschritten
  • Klimaschutz steht bei Miele auch auf der kommenden IFA im Fokus

Um 52 Prozent hat Miele seine direkten und indirekten CO2-Emissionen im Jahr 2022 im Vergleich zu 2019 senken können – bei zugleich gesteigerter Produktionsmenge. Diese und viele weitere Kennzahlen präsentiert der Gütersloher Familienkonzern in seinem heute veröffentlichten Nachhaltigkeits-Update. Damit liegt Miele vor seinem selbstgesteckten Ziel, seine eigenen Emissionen (Scope 1) und die für Energielieferungen (Scope 2) bis 2030 um 50 Prozent im Vergleich zu 2019 zu reduzieren. Dank seiner besonders energieeffizienten Geräte liegt Miele mit 8,2 Prozent Einsparung auch in der Nutzungsphase seiner Produkte (Scope 3.11) über Plan.

„Gerade in diesen sehr herausfordernden Zeiten stellen wir uns als produzierendes Familienunternehmen unserer Verantwortung für den Klimaschutz“, sagt Rebecca Steinhage, als Geschäftsführerin der Miele Gruppe unter anderem für Personal und Nachhaltigkeit verantwortlich. „Dass wir wichtige Klimaziele vorzeitig erreicht haben, ist ein schöner Erfolg, der vor allem den Mitarbeitenden zu verdanken ist, die Miele auf diesem Weg entscheidend vorangebracht haben.“ Gleichzeitig sei es aber auch weiterer Ansporn, diesen Kurs entschlossen weiter zu verfolgen. Das jetzt vorgelegte Nachhaltigkeits-Update dokumentiere die Erfolge, die in den vergangenen zwei Jahren erzielt wurden.

„Wir reduzieren unseren Fußabdruck in der Beschaffung konsequent weiter und setzen seit 2023 in Backöfen auch Aluminium ein, dessen Produktion zu 100 Prozent mit Ökostrom aus Wasserkraft erfolgt“

Dazu zählen vor allem die Senkung des Ressourcenverbrauchs und der CO2-Emissionen in der Produktion als auch bei den Produkten selbst. So konnten durch Energieeffizienzmaßnahmen seit 2019 jeweils rund 10 Gigawattstunden Energie pro Jahr eingespart werden, die Hälfte davon allein 2022. Im aktuellen Jahr investiert Miele 16 Millionen Euro in Photovoltaik- und Geothermie-Projekte zur Erzeugung regenerativer Energie. Standorte in China, Deutschland, den Niederlanden und Österreich verfügen über Photovoltaikanlagen oder bauen diese auf. Ende 2023 wird Miele so über 10 Gigawattstunden Strom pro Jahr selbst erzeugen. Dies entspricht in etwa dem jährlichen Verbrauch von 3.000 privaten Haushalten in Deutschland.

Darüber hinaus hat Miele am Stammsitz in Gütersloh mit dem Bau einer Geothermie-Anlage begonnen. Ziel des Vorhabens, für das insgesamt 175 Spezialbohrungen durchgeführt werden, ist die erneuerbare Erzeugung von Wärme und Kälte für die Miele-Verwaltungsgebäude. Damit spart das Unternehmen jährlich mehr als vier Millionen Kilowattstunden Wärme aus fossilen Quellen ein – und damit rund 600 Tonnen CO2.

Insbesondere den sogenannten Scope-3-Emissionen (3.11) kommt bei Miele eine große Bedeutung zu – denn gut 83 Prozent des CO2-Fußabdrucks eines Produkts entstehen während der Nutzungsphase. Angesichts der langen Lebensdauer der Hausgeräte – nur Miele testet seine Produkte auf bis zu 20 Jahre – ist hier also der größte Hebel zur Nachhaltigkeit. „Genau deshalb wollen wir diese CO2-Emissionen bis 2030 verglichen mit 2019 um insgesamt 15 Prozent senken, und zwar im tatsächlichen Gebrauch über alle Programme hinweg, nicht nur im Eco-Programm“, betont Rebecca Steinhage. Auch hier sei Miele auf einem sehr guten Weg und läge vor seinen Zielen.

Dies liegt nicht zuletzt an den besonders energie- und wassersparenden Geräten des Gütersloher Familienunternehmens. So gehören etwa die Geschirrspüler der Baureihe G 7000 zu den nachhaltigsten am Markt. Das Modell G 7465 SCVi XXL wurde kürzlich mit dem renommierten „Green Product Award“ ausgezeichnet. Außerdem unterstützt Miele seine Kundinnen und Kunden durch Assistenzprogramme oder mit smarten Features. Ein Beispiel ist das Consumption Dashboard der Miele App, mit detaillierten Verbrauchsanzeigen, langfristigen Statistiken zum Nutzungsverhalten und praktischen Tipps für eine möglichst verbrauchsgünstige Nutzung.

Weniger fossile Energien auch in der Lieferkette

Durch eingekaufte Güter und Dienstleistungen entstehen 15 Prozent der CO2-Emissionen von Miele. Stahl hat hieran den größten Anteil. Mit der thyssenkrupp Steel Europe AG, der Salzgitter AG sowie mit H2 Green Steel hat Miele daher Absichtserklärungen unterzeichnet, um künftig größtenteils CO2-armen Stahl beziehen zu können. Bereits jetzt zeigt ein Pilotprojekt mit Salzgitter, wie grüner Stahl erfolgreich in Backöfen verbaut werden kann. „Wir reduzieren unseren Fußabdruck in der Beschaffung konsequent weiter und setzen seit 2023 in Backöfen auch Aluminium ein, dessen Produktion zu 100 Prozent mit Ökostrom aus Wasserkraft erfolgt“, so Christoph Wendker, Vice President Sustainability and Regulatory Affairs bei Miele.

Regenerativer Kaffeeanbau in Brasilien

Seit Kurzem unterstützt Miele ein eigenes Klimaschutzprojekt und fördert den Aufbau einer rund zwei Hektar großen Modellfarm im brasilianischen Santana da Vargem, Minas Gerais. Ziel ist es, lokale Kaffeeproduzenten bei regenerativen Anbaumethoden zu unterstützen und so Bodenqualität, Artenvielfalt und Kohlenstoffkreislauf zu verbessern – und damit auch die Einkünfte und Lebensqualität der Menschen vor Ort. Partner im Projekt sind der brasilianische Projektinitiator Flowins und das Amsterdamer Startup reNature.

Im ersten Schritt hat Miele einen hohen fünfstelligen Euro-Betrag investiert, der nach erfolgreicher Testphase um ein Mehrfaches aufgestockt werden soll. Die Farm der Projektgruppe Flowins umfasst eine Fläche von 80 Hektar, davon rund die Hälfte Kaffeeplantagen. Die gesamte Flowins-Gemeinschaft im Osten Brasiliens ist deutlich größer, mit rund 5.900 Hektar, von denen 2.800 für den Kaffeeanbau genutzt werden. Insgesamt könnten dort mehr als 5.000 Tonnen Rohkaffee produziert werden, also etwa 84.000 Kaffeesäcke zu je 60 Kilogramm. „Durch das Engagement in Brasilien müssen wir langfristig weniger Kompensationszertifikate auf dem freien Markt kaufen und unterstützen gleichzeitig lokale Kaffeeproduzenten bei Anbaumethoden, die die Kaffeequalität verbessern, belastete Bodenflächen wiederherstellen und das Klima durch CO2-Bindung im Boden entlasten“, erklärt Wendker.

Nachhaltigkeit auch auf der IFA im Fokus

Innovative Produkte und Services für mehr Nachhaltigkeit im Haushalt hat Miele auch auf seinem diesjährigen IFA-Auftritt in den Fokus gerückt. Unter dem Motto „A Miele Open House“ zeigt der Gütersloher Hausgerätekonzern in Berlin, wie das Unternehmen seine Kundinnen und Kunden dabei unterstützt, ihren Alltag möglichst nachhaltig zu gestalten. Das stellt Miele vor allem mit seinen langlebigen und energiesparenden Hausgeräten unter Beweis und präsentiert etwa Waschmaschine und Kühl-Gefrier-Kombination, die jeweils um 10 Prozent sparsamer sind als die beste Energieeffizienzklasse A. Auf der IFA zeigt Miele zudem ein Update des Consumption Dashboards mit zusätzlichen Funktionen.

Auch mit einem interaktiven Infostand im neuen Sustainability Village (Halle 2.2) zeigt Miele Sparpotenziale im Haushalt auf. Besucherinnen und Besucher erfahren beispielsweise, wie sie ohne großen Aufwand Strom- und Wasserverschwendung vermeiden können – mit positiven Effekten für den Verbrauch, die Umwelt und den Geldbeutel.

Das Nachhaltigkeits-Update 2023 ergänzt den Miele Nachhaltigkeitsbericht. Beides ist über www.miele.com/nachhaltigkeit zum Download verfügbar.

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reNature/Miele

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Wirtschaftswachstum und Nachhaltigkeit gehören zusammen https://trendreport.de/wirtschaftswachstum-und-nachhaltigkeit-gehoeren-zusammen/ Tue, 22 Aug 2023 06:00:30 +0000 https://trendreport.de/?p=42650

von Johann Bödecker, CEO und Mitbegründer der Pentatonic GmbH, Berlin und London.

Nachhaltigkeit ist nicht nur ein Modethema von KlimaaktivistInnen und KapitalismuskritikerInnen. Die Gesetzgeber in den großen Industrienationen zwingen die Unternehmen zunehmend, wenn auch mit unterschiedlichem Tempo, ihre Produkte und Prozesse nachhaltiger zu gestalten. Nur Unternehmen, die die Herausforderung Nachhaltigkeit als wirtschaftliche Chance betrachten und die Initiative ergreifen, werden nachhaltig erfolgreich bleiben. Und richtig verstanden ist Nachhaltigkeit auch die Basis für eine lebenswerte Zukunft für alle Menschen.

Konsumverzicht ist nicht die Lösung

In den öffentlichen Debatten wird das Nachhaltigkeitsthema zu oft auf den Klimawandel und den CO2-Ausstoss reduziert. Immer wieder wird uns suggeriert, der einzige Lösungsweg liege darin, dass die Menschen in den Industrieländern ihren Konsum drastisch herunterschrauben.

Doch zum einen geht nicht nur um den CO²-Ausstoß. Wenn wir nachhaltig wirtschaften wollen, müssen wir uns gleichermaßen den Problemen der begrenzten Ressourcen, den Problemen der Umweltverschmutzung, der Zerstörung unserer Trinkwasserversorgung und dem Kampf gegen unmenschliche Arbeitsbedingungen stellen.

Ich habe große Vorbehalte gegen scheinbar einfache und angeblich alternativlose Lösungen für höchst komplexe Probleme. Der Wunsch, Dinge zu besitzen, zu konsumieren, etwas zu essen, was einem schmeckt, andere Länder zu bereisen, ist nicht an und für sich schon schädlich oder unmoralisch. Er ist zutiefst menschlich. Aber mein gewichtigeres Argument ist, dass wir den Kampf gegen Klimawandel, Umweltzerstörung und Armut schon von Anfang an verloren haben, wenn wir auf Konsumverzicht hoffen.

Kaum ein Mensch in den Industrieländern möchte auf ein gutes Leben verzichten. Und die PolitikerInnen in den westlichen Demokratien werden ihre Wähler und Wählerinnen auch nicht zu substantiellen Verzichten zwingen, weil sie mit derartigen Vorhaben nicht gewählt werden. Schon die vage Idee eines wöchentlichen „Veggie-Days“ der Grünen im Bundestagswahlprogramm 2013 führte zu einem medialen Aufschrei und trug wesentlich dazu bei, dass die Grünen in der Bundestagswahl 2013 über 20% ihrer Stimmen einbüßten.


Die Menschen in den westlichen Industrieländern wollen nicht verzichten, und die Menschen in Indien, China, Südostasien, in Südamerika und in Afrika sind verständlicherweise nicht bereit, ihren Traum preiszugeben, ihren Lebens-standard eines Tages dem unseren wenigstens anzunähern. Können und dürfen wir im Westen in postkolonialer Arroganz diesen Menschen den Verzicht predigen, den wir selbst nicht zu leisten bereit sind?

Ohne freiwilliges Mitwirken der Betroffenen wird eine substanzielle Reduktion des Konsums aber nicht zu verwirklichen sein. Ein erzwungener Konsum-verzicht auf breiter Basis würde nicht nur zu Gewaltexzessen auf den Straßen führen, sondern auch zu einem wirtschaftlichen Desaster werden:

Die Welt hat Jahrzehnte gebraucht, um zu erkennen, dass wir mit Vollgas in eine ökologische Sackgasse fahren – die Lösungsansätze stecken aber noch am Anfang, und es werden ungeheure Investitionen in Forschung und Entwicklung erforderlich werden, um große Volkswirtschaften auf Nachhaltigkeit umstellen zu können.

Über den Autor



Johann Bödecker ist der Geschäftsführer und Gründer von Pentatonic, einer führenden Plattform für Klima-Technologie und Kreislaufwirtschaft. Seit 2019 hat Pentatonic die Kreislaufwirtschaft von der Theorie in eine greifbare und rentable Realität für die weltweit größten Verbrauchermarken verwandelt, unterstützt durch technologiegestützte Supply-Chain- und Produktionsmaßnahmen. Johann hat mehrere Publikationen (Bücher und Artikel) über die Kreislaufwirtschaft und deren Beziehung zum Klimawandel verfasst. Zuvor arbeitete Johann mit herstellenden Betrieben in Taiwan und China in den Lieferketten grosser westlicher Marken.

Wo sollen die Investitionsmittel herkommen, wenn die Volkswirtschaften ihre Menschen zu massivem Einbremsen zwingen würden? Und wie sollte ein substantieller Konsumverzicht praktisch aussehen? Selbst in milden Wintern verursacht das Beheizen von Gebäuden sowie die Warmwasserbereitung in Deutschland fast ein Fünftel der CO2-Emissionen, rund 150 Millionen Tonnen. Einfach abschalten? Bei Wintertemperaturen, die auch unter -10° C fallen können?

Massive Konsumreduktion – die erzwungen werden müsste – würde wirken, als schlage man eine Eisenstange in die Speichen eines schnell fahrenden Fahrrads. Massive Arbeitslosigkeit wäre die erste und nur eine Folge. Unser gesellschaftlicher Konsens würde zerbrechen und gewaltsame Ausschreitungen würden unser Zusammenleben bestimmen. Schon jetzt lassen uns der Klimawandel und seine globalen Folgen wie Flucht und kriegerische Konflikte um Ressourcen immer weniger Zeit für einen gemeinverträglichen Strukturwandel.

Erzwungene radikale Konsumbeschränkung ist keine Lösung. Die aufgeheizte Debatte um das Heizungsgesetz ist nur ein zarter Vorgeschmack der Auseinandersetzungen, die wir dann zu erwarten hätten. Es gibt wirksamere Optionen, um zeitnah für mehr Nachhaltigkeit zu sorgen. Wenn wir es denn richtig anpacken …



Nachhaltigkeit richtig angehen- am Beispiel Plastik

Unsere Vorstellung von Nachhaltigkeit wird geprägt von suggestiven, emotional aufgeladenen Bildern, wie dem einer bedauernswerten Schildkröte, aus deren Nase ein Plastiktrinkhalm ragt. Es ist notwendig, dass wir uns die fundamentalen Fehler, die wir mit unserer Lebensart machen, klar vor Augen führen. Die Einsicht muss unter die Haut gehen.

Doch halbherzige punktuelle Verbote hier und da helfen nicht. Sehen wir uns Deutschland an, das ja für sich eine Vorbildrolle im Recycling reklamiert: Das Verbot von Plastiktrinkhalmen macht ein gutes Gewissen, verpufft aber weitgehend wirkungslos. Von 5,2 Millionen Tonnen Plastikabfall im Hausmüll jährlich werden zwei Drittel verbrannt. 15% werden ins Ausland verschifft und landen dort auf Deponien oder in der Verbrennung. Tatsächlich werden in Deutschland nur 15,6% oder 0,81 Millionen Tonnen zu recycelten Rohstoffen.[1] Doch Staaten, die bisher unseren Müll ins Land gelassen haben, werden wach. Die ersten, allen voran China, haben bereits begonnen, den Müllimport zu erschweren. Es ist eine Frage der Zeit, bis wir das Problem unserer Müllberge ganz allein für uns bewältigen müssen.

Seit dem Jahr 2000 hat sich die weltweite Plastikproduktion ungefähr verdoppelt, von 200 Mill. Tonnen auf 391 Mill. Tonnen 2019.[2]

Nicht vom Konsum zum Verzicht, sondern von der Ressourcen-verschwendung zum Kreislauf

Wenn wir wirksam reagieren wollen, brauchen wir eine kopernikanische Wende in unserem Wirtschaftssystem und in unserer Gesetzgebung. Allerdings nicht vom Konsum zum Verzicht, sondern von der Ressourcenverschwendung zum Kreislauf. Dieser Paradigmenwechsel kann funktionieren, weil Nachhaltigkeit ökonomisch Sinn macht und weil er den Menschen am wenigsten Verzicht abverlangen würde. Warum ist das so?

Die Natur macht es vor

Ein Beispiel: Chitin. Chitin ist ein Polysaccharid, das weltweit zweithäufigste nach Zellulose. Aus Chitin bestehen etwa Krebspanzer oder die Außenskelette von Insekten – und es ähnelt strukturell Polymeren, also Plastik. Die Biosphäre recycelt im Jahr etwa 11 Gigatonnen (=11 Milliarden Tonnen) davon. Zum Vergleich: Die Menge an Plastik, die die Menschheit bis heute insgesamt produziert hat, beträgt etwa 8,3 Gigatonnen, doch davon sind drei Viertel zu Müll geworden, annähernd fünf Gigatonnen sind auf Müllkippen oder in den Ozeanen gelandet.[3] Dort bleiben sie, weil sie nicht verrotten. Oder denken Sie an die unzähligen Masken, die während der Corona-Pandemie achtlos im Rinnstein gelandet sind. Das ist vollkommen unsinnig. Filter, Schaumstoffe und zahlreiche Verpackungen lassen sich aus wirklich kompostierbaren Materialien herstellen, zum Beispiel basierend auf Chitin, Lignin oder synthetischen Alternativen. Das ist nur ein Ausschnitt der möglichen Anwendungen, die sich aus der Orientierung an Materialkreisläufen ergeben, die uns die Natur an die Hand gibt.

Wenn wir Materialien so zirkulieren, wie die Natur es tut ist noch viel Luft nach oben, was unseren Konsum angeht.

Kreislaufwirtschaft und Wohlstand

Fast drei Viertel der menschengemachten Treibhausgas-Emissionen entstehen durch das Extrahieren, Transportieren, und Transformieren von Materialien.[4]  Dafür verbrauchen wir den größten Teil unserer Energien.

Diese Zahl zeigt das enorme Potential der Kreislaufwirtschaft. Materialien möglichst energieeffizient im Umlauf zu halten ist die Lösung, die uns die Natur vorlebt und die unsere Lebensgrundlage sichert. Die Materialforschung hat in den vergangenen Jahren beeindruckende Fortschritte in Richtung nachhaltiger Materialien gemacht.

Aber wir brauchen auch politische Entscheidungen für Rahmenbedingungen, die Langfristigkeit fördern, die also Unternehmen die Sicherheit bieten, dass es sich lohnt, in intelligente und nachhaltige Lösungen zu investieren.

Auch müssen die Konsumenten dafür gewonnen werden, nachhaltige Produkte zu honorieren. Studien belegen die Bereitschaft der Menschen, sich nachhaltigen Produkten zuzuwenden, aber allzu oft entscheidet an der Kasse endlich doch der Preis allein. Positives Beispiel dagegen ist der Erfolg von Toyota, der sich nicht zuletzt mit seinen Hybrid- und Elektroautos an der Volkswagen-Gruppe vorbei zur größten PKW-Marke weltweit hochgearbeitet hat. Auch in anderen Branchen setzt spürbar ein Umdenken ein.

Konsequente Kreislaufwirtschaft ist der Paradigmenwechsel, mit dem unsere Industrie im Wettbewerb wieder aufholen und gleichzeitig für eine lebenswerte Zukunft und Wohlstand sorgen kann. Unternehmen könnten sich von einem Teil der immensen Kosten entlasten, die bei der Gewinnung und Verarbeitung von Rohmaterialien entstehen. Kreislaufwirtschaft macht sie auch resilienter gegen Disruptionen in Lieferketten. Wenn Unternehmen ihre Materialien im Umlauf halten, können sie auf bessere Materialien setzen, die Produktqualität verbessern, sogar die Kunden mit opulenteren Verpackungen ansprechen. Unternehmen, die auf kreislaufwirtschaftliche Prozesse und Produkte setzen, sind autarker und können mit mehr Nachhaltigkeit eine höhere Kundenbindung erreichen. Mit Nachhaltigkeit sorgen sie für intelligentes Wachstum und mehr globale Stabilität.

Der Weg zur Nachhaltigkeit ist vorgezeichnet. Doch derzeit wird traditionelles Wirtschaften und die Verschwendung von Ressourcen noch im Wettbewerb bevorteilt. Ohne die Gesetzgeber bleibt Umweltpolitik ein Mikado-Spiel – wer sich zuerst bewegt, hat verloren. Zukunftsfähige Materialien sind entweder kompostierbar oder werden recycelt. Entsorgung muss auf das unvermeidbare Mindestmaß beschränkt werden, und dieses Mindestmaß ist regelmäßig auf dem neuesten technischen Stand zu aktualisieren.

Buchtipp

Circular Economy. 7. Industrielle Revolution: Der Weg zu mehr Nachhaltigkeit durch Kreislaufwirtschaft.



Bödecker ist mit Wolfgang Lehmacher Autor des im Juli erschienen Buches

Springer Gabler, Berlin, 2023.

Quellen:

https://www.spiegel.de/wirtschaft/plastikmuell-die-usa-sind-der-groesste-verursacher-weltweit-a-bf9e42c3-c11e-4619-a0ff-a29b4e3e8da5
[1] Zahlen von 2017 aus dem Plastikatlas, 6. Auflage, herausgegeben von der Heinrich-Böll-Stiftung, Berlin, August 2021, https://www.boell.de/de/plastikatlas
[2] https://www.oecd.org/environment/plastic-pollution-is-growing-relentlessly-as-waste-management-and-recycling-fall-short.htm
[3] https://www.sciencedaily.com/releases/2017/07/170719140939.htm)
[4] https://www.circularity-gap.world/2021)

Zum Unternehmen:

Pentatonic entwickelt für internationale Unternehmen, auch aus dem Kreis der Fortune Global 500, Strategien, zirkuläre Materialien und Warenkreisläufe, mit denen die Unternehmen die zunehmend strengeren Nachhaltigkeitsverpflichtungen erfüllen können.

CC BY-ND 4.0 DE

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Neu konzipiertes, schrankenloses Parken für Wertheim https://trendreport.de/neu-konzipiertes-schrankenloses-parken-fuer-wertheim/ Mon, 07 Aug 2023 16:22:46 +0000 https://trendreport.de/?p=42551 .avia-image-container.av-ll12rejp-9ad935010720397a710c6591e3ce9872 img.avia_image{ box-shadow:none; } .avia-image-container.av-ll12rejp-9ad935010720397a710c6591e3ce9872 .av-image-caption-overlay-center{ color:#ffffff; }

Neu konzipiertes, schrankenloses Parken für Wertheim

An der Tiefgarage und auf dem Parkplatz am Main wird das digitale, voll automatisierte Parkraumsystem von Peter Park installiert.

Die Stadtentwicklungsgesellschaft Wertheim lässt an der Tiefgarage am Main und auf dem Parkplatz am Main mit insgesamt 264 Parkplätzen das digitale schrankenlose Parkraumsystem des Münchner Unternehmens Peter Park System GmbH einrichten. Am 31. Juli sind die Installationsarbeiten gestartet und werden bis zum 4. August abgeschlossen sein.

Durch den Verzicht auf Schranken und Papiertickets werden verschleißanfällige Bauteile reduziert sowie Papier und Müll eingespart. Aufgrund dessen ist das System nicht nur nachhaltiger, sondern auch kosteneffizienter und weniger anfällig im Betrieb als eine Schrankenanlage.

Schrankenloses Parken – Funktionsweise und Wissenswertes für Parkende: Beim Ein- und Ausfahren wird das Kennzeichen des Fahrzeugs mithilfe eines Scanners gelesen und automatisch die Parkdauer ermittelt. Die Kassenautomaten überzeugen durch ein helles Display, lassen sich schnell und einfach bedienen und ermöglichen die Bezahlung mit Bargeld oder Karte. Eine weitere Alternative zu zahlen, bietet die PayByPhone-App. Der zu begleichende Betrag beschränkt sich auf die tatsächlich geparkte Verweildauer. Ausgehängte Beschilderung erinnert nochmals daran, das Bezahlen nicht zu vergessen. Ein herkömmliches Ticket aus Papier oder Plastik gibt es nicht, das reduziert Kosten und Müll. Ist der Zahlungsvorgang abgeschlossen, kann die Fläche mit dem Fahrzeug nahtlos und ohne Anhalten verlassen werden.

Welche Daten werden erfasst? Und ist das in Deutschland erlaubt? Eine Bildaufnahme des Fahrzeug-Kennzeichens sowie eine Textdatei mit Zeit- und Datumsstempel zur Ermittlung der Parkdauer werden festgehalten. Es findet ausdrücklich keine Video-Aufzeichnung statt. Es wird auch kein öffentlicher Grund erfasst. Das Lesen des Kennzeichens erfolgt gemäß Art 6 Abs. 1 lit. b und f DSGVO.

Was passiert mit meinen Daten? Bei der Einfahrt wird nur das Kennzeichen erfasst. Es ist dabei nicht erkennbar, wer der Fahrzeugführer ist. Lediglich im Fall eines Parkverstoßes kann ausschließlich durch die Parkplatz-Betreibenden über eine Abfrage beim Kraftfahrtbundesamt die Ermittlung der Halterdaten erfolgen, die zu diesem Zweck temporär in Deutschland gespeichert werden. Liegt kein Parkverstoß vor und erfolgt die Zahlung vor Verlassen des Parkplatzes, werden die Daten über Ein- und Ausfahrt automatisch gelöscht.

„Die Digitalisierung von Parkflächen gewinnt aufgrund ihrer Vorteile in den Bereichen der Nutzerfreundlichkeit, Wirtschaftlichkeit und der Prozesseffizienz in Städten immer größere Beliebtheit. Dank unseres großen Erfahrungsschatzes im kommunalen Bereich ist Peter Park auf stark frequentierten Parkplätzen mit individuellen und flexiblen Nutzungsmöglichkeiten wie die in Wertheim bestens eingestellt. Auf über 150 Flächen, darunter in zahlreichen Kommunen von der Nordsee bis ins Allgäu, haben wir unser digitales Parksystem bereits installiert. Wir freuen uns sehr, Wertheim darin zu unterstützen, seinen Bürgern und Gästen ein unkompliziertes, effizientes und nachhaltiges Parkerlebnis zu ermöglichen“, erklärt Maximilian Schlereth, CEO der Peter Park System GmbH.

Aufmacherbild/Quelle/Lizenz
Bild von Hands off my tags! Michael Gaida auf Pixabay

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