Nachhaltige Geldanlagen – Trend Report https://trendreport.de Redaktion und Zeitung für moderne Wirtschaft Fri, 04 Aug 2023 09:30:07 +0000 de-DE hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.3.2 Familienunternehmer: Mitteldebatte überdeckt eigentliches Problem https://trendreport.de/familienunternehmer-mitteldebatte-ueberdeckt-eigentliches-problem/ Sat, 05 Aug 2023 06:00:21 +0000 https://trendreport.de/?p=42506 .avia-image-container.av-lkwdg1nx-cb0a8a75e8a707f40224134c740ce573 img.avia_image{ box-shadow:none; } .avia-image-container.av-lkwdg1nx-cb0a8a75e8a707f40224134c740ce573 .av-image-caption-overlay-center{ color:#ffffff; }

Ostermann: „Wir brauchen tiefgreifende Reformen“

Berlin, 03.08.2023

Laut Medienbericht fällt das Budget für die Verwaltungsdigitalisierung 2024 gering aus. Das erzürnt viele Gemüter. Doch die Sachlage ist weitaus komplexer.

Marie-Christine Ostermann, Präsidentin der Familienunternehmer:

„Selbst, wenn die Regierung das Budget jetzt hierfür verdoppeln statt runterfahren würde, ginge es bei der Digitalisierung der Verwaltung nicht schneller voran. Denn Geld alleine löst nicht die Probleme. Um in der Digitalisierung voranzukommen, braucht es endlich tiefgreifende Strukturreformen in den Verwaltungen. Und zwar dringend. Es wird Zeit, dass Kanzler Scholz dieses Thema in der Ampel zur Chefsache macht und vorantreibt. Selbiges muss aber auch in den Ländern und Kommunen geschehen. Denn solange nicht in den Verwaltungen selbst mit Verve von oberster Ebene konsequent Strukturreformen und damit auch die Digitalisierung vorangetrieben werden, kann die Regierung noch so viel Geld ins Fenster stellen, die Wirkung bleibt mau.

Im EU-Vergleich belegt Deutschland bei der Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung nurmehr Platz 18 von 27 Plätzen (DESI-Index 2022). Das ist für ein Industrieland nicht nur peinlich, sondern geradezu wettbewerbsschädigend. Denn Digitalisierungspolitik ist Standortpolitik. Während bei uns nicht einmal die Auszahlung des Energiebonus an die Studenten richtig klappt, schafft es nicht nur Österreich per Knopfdruck, seinen Bürger schnell und passgenau das Geld aus der CO2-Steuer zu überweisen. Die Grundsteuer ist ein weiteres Desaster der deutschen Bürokratie.

Dabei ist ein moderner, leistungsfähiger Staat entscheidend für die Wettbewerbsfähigkeit. Gerade in Zeiten zunehmenden Fachkräftemangels wäre eine digitalisierte Verwaltung ein Rettungsanker für Deutschland, um in den nächsten Jahren überhaupt noch handlungsfähig zu bleiben.

Statt über kluge Digitalisierung schnellstens die Bremsklotz-Bürokratie aus unseren Amtstuben zu fegen, hat die Ampel die Verwaltungsdigitalisierung im Vergleich zur Vorgängerregierung sogar noch verschlimmbessert. Dabei ist ein moderner, leistungsfähiger Staat entscheidend für die Wettbewerbsfähigkeit. Gerade in Zeiten zunehmenden Fachkräftemangels wäre eine digitalisierte Verwaltung ein Rettungsanker für Deutschland, um in den nächsten Jahren überhaupt noch handlungsfähig zu bleiben.

Daher muss die Regierung jetzt dringend die Nachfolgeregelung des Onlinezugangsgesetzes nachbessern. Das „OZG 2.0“ muss einen klaren Fokus auf die vordringlichen Projekte, verbindliche Fristen und genaue Monitoring-Prozesse haben. Solche zentralen Projekte sind beispielsweise die Registermodernisierung sowie die digitale Identität. Mittelfristig sind dringend Governance-Reformen und eine Neuverteilung föderaler Kompetenzen und Zuständigkeiten anzugehen, damit wir dann auch eine Verwaltungsdigitalisierung aus einem Guss bekommen. Bislang haben wir hier ein Flickenteppich mit teuren Parallelentwicklungen. Zudem brauchen wir ein viel höheres Tempo und weniger Datenschutzbedenken. Ohne verbindliche Standards und einen beschleunigenden Druck werden wir uns anderenfalls noch in zehn Jahren über das Thema unterhalten.“

Bild von Gerd Altmann auf Pixabay

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Warum Bluechips nachhaltiger sind als ihre kleineren Pendants https://trendreport.de/warum-bluechips-nachhaltiger-sind-als-ihre-kleineren-pendants/ Mon, 26 Sep 2022 08:00:00 +0000 https://www.trendreport.de/?p=39832 Daniel Feix, Geschäftsführer und Head of Portfolio Management bei I-AM Impact Asset Management GmbH führt aus, warum nachhaltig orientierte Investoren große Unternehmen vorziehen (sollten).

Die Krisen der vergangenen Jahre haben ihre Spuren bei vielen Menschen hinterlassen. So haben die Coronapandemie und der Ukraine-Krieg und die daraus folgenden Entwicklungen wie beispielsweise eine hohe Inflation die Sorgen der Menschen verstärkt. Eine regelmäßig erhobene Umfrage in 28 Ländern durch das Meinungsforschungsunternehmen Ipsos offenbart die größten Ängste. So wurden in der Umfrage von August 2022 die Inflation mit durchschnittlich 39 Prozent als wichtigster Faktor genannt, gefolgt von Armut und sozialer Ungleichheit mit einem Anteil von 31 Prozent und Arbeitslosigkeit mit 27 Prozent. Auch der Klimawandel findet sich mit 17 Prozent auf den vorderen Rängen. Vor allem in Westeuropa hat die Sorge vor dem Klimawandel durch den Hitzesommer 2022 stark zugenommen.

Die Corona-Krise und der Ukraine-Krieg haben die Notwendigkeit einer nachhaltigen Transformation der Wirtschaft, aber auch den großen Rückstand bei der nachhaltigen Energiewende schonungslos offengelegt. Gleichzeitig kam es zu einem kurzfristigen Rückschlag bei der Dekarbonisierung der Energieerzeugung. Intensiv wird darüber diskutiert, längst tot geglaubte Energieformen wie Atomkraft und Kohleabbau wiederzubeleben. Dieser Rückschritt in der nachhaltigen Ausrichtung der Wirtschaft kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Produktion mittel- und langfristig auf saubere Energien umgestellt werden muss, um nicht weiter am Tropf autokratischer Regierungen zu hängen und künftigen Generationen eine Hypothek von Umweltschäden aufzubürden.

„Gemäß des Sorgen-Barometers von Ipsos fürchten sich unter anderem die Menschen weltweit vor den Folgen des Klimawandels. Jedoch beschäftigen aktuell die Auswirkungen der hohen Inflation und die Sorge vor Armut die Menschen noch stärker. ESG-Fonds sollten also nicht nur möglichst nachhaltig sein, sondern auch eine auskömmliche Rendite generieren“, führt Daniel Feix aus.

Die Entschlossenheit in der Gesellschaft, die Wirtschaft nachhaltig zu gestalten, manifestiert sich wiederum in der Geldanlage. So verzeichnen nachhaltige Fonds vor allem in Europa eine hohe Nachfrage. Laut Morningstar nahmen bei europäischen Fonds die Nettomittelzuflüsse im zweiten Quartal 2022 um knapp 31 Mrd. USD zu. Damit lagen die Nettomittelzuflüsse zwar 57 Prozent unter dem Wert aus dem Vorquartal, aber konnten trotz eines schwierigen Marktumfelds noch ein zweistelliges Plus verbuchen. Auf Jahressicht stiegen laut dem Forum für nachhaltige Geldanlagen die nachhaltig angelegten Fondsvolumen auf neue Rekordwerte. In Deutschland nahmen nachhaltige Geldanlagen um 50 Prozent auf 501,4 Mrd. Euro zu. Besonders das Anlagevolumen privater Anleger in entsprechende Produkte stieg stark an und verdreifachte sich auf 131,2 Mrd. Euro. In Österreich zeigt sich das gleiche Bild. Hier nahmen nachhaltige Geldanlagen um 62 Prozent auf insgesamt 63 Mrd. Euro zu. Dieser Rekordwert geht ebenso vor allem auf Privatanleger zurück, die ihr Investitionsvolumen in ESG-Produkte 2021 um 164 Prozent gesteigert haben.

Gemäß des Sorgen-Barometers von Ipsos fürchten sich unter anderem die Menschen weltweit vor den Folgen des Klimawandels. Jedoch beschäftigen aktuell die Auswirkungen der hohen Inflation und die Sorge vor Armut die Menschen noch stärker. ESG-Fonds sollten also nicht nur möglichst nachhaltig sein, sondern auch eine auskömmliche Rendite generieren.

Ein hohes Maß an finanzieller Stabilität und Nachhaltigkeit können Anleger vor allem bei Emittenten von Blue Chip-Aktien vorfinden. Bei Blue Chips handelt es sich um umsatzstarke Aktien großer, internationaler Unternehmen mit einem hohen Börsenwert. Letztere verfügen im Gegensatz zu kleineren Unternehmen oftmals über ein etabliertes Geschäftsmodell, das stabiles Ertragswachstum generiert und eine hohe Profitabilität aufweist. Außerdem sind diese Unternehmen typischerweise durch ein hohes Eigenkapital und eine solide Bonität gekennzeichnet. In wirtschaftlich unsicheren Zeiten gelten diese eher als Fels in der Brandung.


Die Entschlossenheit in der Gesellschaft, die Wirtschaft nachhaltig zu gestalten, manifestiert sich wiederum in der Geldanlage.

Daniel Feix

Nachhaltigkeit als zentrales Element der Unternehmensstrategie

Selbst dem rückständigsten Unternehmen sollte durch die gegenwärtige Energiekrise klar geworden sein, dass eine nachhaltig orientierte Geschäftspolitik einen strategischen Wettbewerbsvorteil nicht nur in langfristiger, sondern auch in kurzfristiger Hinsicht darstellt. Nicht nur Investoren bewerten die Risiken bei nachhaltig aufgestellten Unternehmen niedriger. Auch Kunden, Geschäftspartner und Mitarbeiter können sich angesichts der akut hohen Energiepreise und des Materialmangels sicherer wägen, wenn ein Unternehmen ressourcenschonend und in der Produktion auf erneuerbare Energie setzt. Denn nur so können die Kosten für das Unternehmen im Zaum gehalten, die Profitabilität gesteigert und Verträge eingehalten werden. Die stringente Umsetzung einer ESG-Strategie erfordert jedoch nicht nur finanzielle Investitionen und Anstrengungen im ökologischen Bereich, sondern auch die Forcierung sozialer und Governance-bezogener Kriterien. Zum Beispiel haben verschiedene Studien belegt, dass je höher die Diversität in einem Unternehmen ausgeprägt ist, desto stärker dessen Profitabilität ist. Ein Unternehmen, das Nachhaltigkeit in allen drei Bereichen umgesetzt hat, zeigt, dass es in langfristigen Zeiträumen denkt, dynamisch ist und eine positive Einstellung gegenüber Innovation einnimmt. Dies macht es in kritischen Zeiten und konkreten Krisen dank Flexibilität und Anpassungsfähigkeit resilienter.

Große Unternehmen verfügen über ausreichend finanzielle Polster und Stabilität, um Nachhaltigkeit als eigenständige Säule der Unternehmensstrategie zu etablieren und ESG-Maßnahmen umsetzen zu können. Sei es die Umstellung der Energieversorgung auf erneuerbare Energien, die Etablierung nachhaltiger Mobilität, die Förderung von Diversität in Führungspositionen oder die Bekämpfung von Korruption: Es bedarf vielseitiger Anstrengungen und finanzieller Stärke, um ein Unternehmen umfassend nachhaltig aufzustellen. Laut einer Umfrage der Managementberatung Sopra Steria und dem F.A.Z.-Institut von 2022 messen vor allem Konzerne, im Gegensatz zu kleineren Unternehmen, allen drei Nachhaltigkeitsbereichen (E, S und G) die gleiche Bedeutung bei. In der Praxis werden jedoch über alle Unternehmen hinweg bisher vorwiegend Investitionen im Bereich der Ökologie getätigt. Laut der Umfrage spüren vor allem börsennotierte Großunternehmen den Druck vonseiten des Kapitalmarkts, Nachhaltigkeit ganzheitlich zu denken und entsprechend zu implementieren, da diese immer mehr zum entscheidenden Anlagekriterium wird.

Nachhaltigkeit ist für börsennotierte Großunternehmen von einem Nice-to-have- zu einem Must-have-Kriterium geworden. Dabei können Großunternehmen für kleinere Unternehmen eine Leuchtturmfunktion einnehmen. Eine Studie der Unternehmensberatung Staufen von 2022 offenbart beispielsweise, dass lediglich 26 Prozent der Unternehmen in Deutschland eine Nachhaltigkeitsstrategie aufgesetzt haben. Ganz im Gegensatz zu den Unternehmen aus der DAX-Familie: 76 Prozent der im Auftrag des Deutschen Aktieninstituts befragten Entscheider aus diesen Unternehmen gaben an, im Unternehmen eine Nachhaltigkeitsstrategie etabliert zu haben, die bereits praktisch umgesetzt wird.

Bei Blue Chips im Speziellen erweist sich das starke Engagement institutioneller Investoren als Treiber für Nachhaltigkeit. Letztere können durch ihre hohen Besitzanteile gezielt Einfluss auf die Unternehmensstrategie nehmen. Die „European Asset Allocation Insights“-Studie von Mercer offenbart, dass institutionelle Investoren zunehmend Wert auf eine kohlenstoffarme oder klimabezogene Asset Allocation legen. Auch soziale Aspekte rücken stärker in den Fokus. Eine Studie der Boston Consulting Group zum Engagement aktivistischer Investoren zeigt auf, dass ESG zunehmend eine Rolle bei diesen spielt. Aktivistische ESG-Kampagnen werden längst nicht mehr nur von Hedgefonds betrieben, sondern auch von bisher eher passiven Akteuren wie Asset Managern oder Pensionsfonds, die sich Net-Zero-Asset-Manager-Allianzen verschrieben haben.

Blue Chips sind transparenter

Große Unternehmen und Konzerne, die im Durchschnitt mehr als 500 Mitarbeiter aufweisen und kapitalmarktorientiert sind, wurden schon 2017 durch die CSR-Richtlinie der Europäischen Union dazu verpflichtet, zu nichtfinanziellen Themen zu berichten. Dabei müssen Informationen zu Umwelt, Mitarbeiter, Soziales, Menschenrechte, Anti-Korruption/Bestechung sowie unter bestimmten Voraussetzungen zur Diversität geliefert werden. Durch diesen gesetzlichen Rahmen haben große börsennotierte Unternehmen und Konzerne einen zusätzlichen Anreiz bekommen, ESG zentral in der Geschäftsstrategie zu etablieren. Es wurden eigenständige ESG-Abteilungen aufgebaut, die die nachhaltige Transformation strategisch begleiten und Informationen zu den umgesetzten ESG-Maßnahmen sammeln. Diese Informationen werden wiederum von ESG-Ratingagenturen benötigt, um Unternehmen systematisch nach ihrer Nachhaltigkeit bewerten und mit anderen Unternehmen vergleichen zu können.

Eine hohe Datentransparenz hilft wiederum dabei, Greenwashing vorzubeugen. Denn für nachhaltig orientierte Investoren ist es entscheidend, ob ein Unternehmen nur eine grüne Fassade zur Imagepflege und Marketingzwecken aufrechterhält oder Nachhaltigkeit ernsthaft in ihrer Unternehmensstrategie etabliert hat. Hierbei kann ein aktiver Asset Management-Ansatz eine weitere Absicherung bieten. Denn neben den vom Unternehmen bereitgestellten Informationen nutzt ein Fondsmanager den direkten Kontakt zum Unternehmen, um sich ein eigenes Bild von der gelebten Nachhaltigkeit im Unternehmen zu machen.

Ein nachhaltiger, aktiv gemanagter Fonds, der zusätzlich auf die hohe Qualität von Blue Chips setzt, ist der I-AM GreenStars Opportunities (ISIN R-Tranche: AT0000A2GU35) von Impact Asset Management. Dieser Mischfonds investiert in nachhaltige Aktien und Anleihen von Weltklasse-Unternehmen, die eine hohe Profitabilität, ein stabiles Ertragswachstum und eine niedrige Verschuldung aufweisen. Auch in weniger günstigen Wirtschafts- und Zinszyklen sind die Blue Chip-Unternehmen in der Lage, sich flexibel an die jeweilige Marktsituation anzupassen. Neben Ausschlüssen und Best-in-Class-Kriterien setzt das Fondsmanagement auf aktives Engagement und Stimmrechtsausübung. Diese stringente ESG-Anlagestrategie drückt sich in hohen ESG-Ratings aus: neben der höchsten Bewertung von fünf Globen durch Morningstar weist der I-AM GreenStars Opportunities weitere Top-Ratings durch die Nachhaltigkeits-Research-Anbieter MSCI ESG (AAA) und ISS ESG (5 Sterne) auf.

Weltklasse in allen Belangen

Blue Chip-Unternehmen sind nicht nur Weltklasse bei ihrem Produktportfolio und ihrem Geschäftsmodell, sondern auch in puncto Nachhaltigkeit. Ihre etablierte Marktstellung führt zu einer ausgezeichneten finanziellen Lage. Diese ermöglicht wiederum Investitionen in eine umfassende nachhaltige Transformation des Unternehmens. Neben der Regulierung erweist sich auch der Druck von Investoren, Kunden, Geschäftspartnern und Mitarbeitern zunehmend als Treiber für mehr Nachhaltigkeit. Denn Nachhaltigkeit wird immer mehr als selbstverständlich erachtet. Hier haben sich Blue Chips als Vorreiter etabliert.

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Panel: Nachhaltigkeit und Rezession? https://trendreport.de/panel-nachhaltigkeit-und-rezession/ Tue, 13 Sep 2022 08:42:04 +0000 https://www.trendreport.de/?p=39678 Ist Nachhaltigkeit nur ein „Schön-Wetter-Thema“, wenn es der Wirtschaft gut geht oder machen nachhaltige Geldanlagen und nachhaltiges Investieren auch dann Sinn, wenn – wie jetzt – sich die wirtschaftlichen Aussichten verdunkeln und Anzeichen einer Rezession erkennbar sind? Wir haben uns umgehört.


Guy Wilkinson ist ESG Analyst bei La Française AM.

Nachhaltigkeit gewinnt langfristig

Klimawandel und Nachhaltigkeit können den Aufschwung nach einer Rezession erschweren. Infolge der Pandemie, der Invasion in die Ukraine und der Energiekrise steht nun das Thema Nachhaltigkeit im Fokus – eine Baisse kann als Bewährungsprobe für nachhaltiges Investieren verstanden werden. Die EU versucht, sich vorsichtig von russischem Gas zu lösen, und fordert gleichzeitig durch den Green Deal mehr Investitionen in saubere Energie. Kurzfristig wird die potenzielle Abkühlung infolge des Inflationsdrucks bei den Unternehmen vermutlich zu sinkenden Gewinnmargen und Barmitteln führen, was ihre Kapitalaufwendungen und damit ihre Investitionen in saubere Energie und Energieeffizienz verringern wird. Langfristig werden jedoch der Regulierungsdruck zugunsten eines sauberen Energiesystems und der Verbraucherdruck zur Senkung der Energiekosten das Wachstum grüner Anlagen vorantreiben. Nachhaltige Portfolios haben sich bisher in Abschwungphasen als stabil erwiesen und bieten weniger Volatilität, was sich auch in der bevorstehenden Rezession nicht ändern dürfte.


Paul Schofield bekleidet bei NN Investment Partners die Position Head of Sustainable & Impact Equity.

Nachhaltigkeit liegt auf der Hand

Zwar gibt es Stimmen, die behaupten, dass „nachhaltige“ Geldanlagen ein neues Phänomen sind, aber viele verwalten ihr Geld schon seit Jahrzehnten so. Nachhaltiges Investieren ist daher auch unter Rezessionsbedingungen erprobt und hat sich in der Vergangenheit bewährt. Der Grund dafür liegt für mich auf der Hand: Ein Unternehmen, das seine wesentlichen Umwelt-, Sozial- oder Governance-Risiken gut im Griff hat, schneidet meist auch in schweren Börsenzeiten besser ab. Gute Unternehmensführung ist eindeutig ein Pluspunkt in schwierigen Zeiten. Ist der Arbeitsmarkt angespannt, wie derzeit, können Unternehmen mit einer vielfältigeren und integrativeren Belegschaft gewöhnlich leichter Talente gewinnen und binden und somit unsichere Zeiten besser überstehen.

Außerdem dürfte ein nachhaltiges Aktienportfolio dazu führen, dass man sich von zyklischeren Marktbereichen, wie Rohstoffen, ab- und den nicht-zyklischen Sektoren wie dem Gesundheitswesen zuwendet. Dies kann zu einer defensiveren Ausrichtung der Fonds führen, die auch für ein Rezessionsumfeld geeignet sein dürften.


Adrienn Sarandi ist Head of ESG Strategy & Development bei Janus Henderson Investors.

Drei Gründe für Nachhaltigkeit

Es gibt drei Gründe, warum ESG eine Rezession überdauern wird.
Erstens: ESG-Fonds zeigten sich bisher resistent gegen Marktrückgänge. Wissenschaftler der Harvard University haben herausgefunden, dass besonders nachhaltige Unternehmen zwischen 1993 und 2010 selbst in Abschwungphasen deutlich besser abschnitten als ihre weniger nachhaltigen Mitbewerber.
Zweitens: Die Gründe für eine Integration von ESG sind stärker denn je. Wir benötigen dringend Lösungen gegen den Klimawandel, den Biodiversitätsverlust und viele andere Nachhaltigkeitsfragen. Regierungen spielen eine wichtige Rolle, aber wir sind auch auf Innovationen angewiesen und auf langfristige Kapitalallokationen.
Drittens: ESG-Anleger verfolgen in der Regel eine langfristige Strategie über Marktzyklen hinaus. Wir glauben, dass die Entwicklung hin zu ESG-Investitionen anhält, denn Regularien werden verschärft und die Gesellschaft wird umweltbewusster und sozialer.

ESG ist keine Modeerscheinung oder ein Luxus, der in schwierigen Zeiten vernachlässigt werden kann. ESG ist ein entscheidender Faktor für langfristig stabile Renditen und eine nachhaltige Welt.


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Impact Investing oder Impact-Washing: Wohin geht der Trend? https://trendreport.de/impact-investing-oder-impact-washing-wohin-geht-der-trend/ Tue, 12 Jul 2022 07:38:19 +0000 https://www.trendreport.de/?p=38969 Dr. habil. Moritz Isenmann, Research and Strategy Manager bei Invest in Visions GmbH, grenzt „echtes“ Impact Investing von „unechtem“ ab.

Kaum ein Begriff ist am Finanzmarkt aktuell so populär wie „Impact“. Immer mehr Anbieter von Finanzprodukten geben an, mit ihren Investments eine positive Wirkung für Gesellschaft und Umwelt zu erzielen, sprich „Impact Investing“ zu betreiben. Dies spiegelt sich in den Angaben zum verwalteten Vermögen wider, die Branchenverbände und Netzwerkorganisationen veröffentlichen. Das Forum Nachhaltige Geldanlagen (FNG) beispielsweise, das im Zeitraum 2019/2020 für Deutschland bereits ein Wachstum von 104 Prozent (von 8,1 Mrd. auf 16,6 Mrd. Euro) verzeichnet hatte,[1] gibt in seinem aktuellen Marktbericht eine neuerliche Steigerungsrate von 80 Prozent auf nunmehr 29,9 Mrd. Euro an.[2] Innerhalb von zwei Jahren wäre dies eine Steigerung von knapp 270 Prozent.

Aber wohin geht der Trend, der sich in diesen Zahlen manifestiert, wirklich: zu mehr Impact Investing oder zu mehr „Impact-Washing“? Die Crux mit solchen, in ihrem Steigerungsgrad kaum plausiblen, Marktangaben besteht nämlich darin, dass sie auf Aussagen von Produktanbietern beruhen. Wie viel echter Impact, wie viel gefühlter Impact und wieviel Impact-Washing sich dahinter verbirgt, ist schwer einzuschätzen. Eine unabhängige Datengrundlage gibt es nicht. Durch die Wissenschaft belegt ist jedoch mittlerweile, dass Impact-Washing, also die irreführende Verwendung des Begriffs für werbliche Zwecke, bereits stattfindet.[3] Sollte sich Impact-Washing weiterverbreiten, ist die Legitimität dieses noch jungen Markts bedroht und ein Vertrauensverlust der Anleger zu befürchten.

Was ist eigentlich Impact Investing?

Befördert wird Impact-Washing nicht zuletzt durch unklare bzw. zu breit gefasste Definitionen. Eine gute Orientierung bietet der Definitionsansatz der International Finance Corporation (IFC). Die IFC ist eine privatwirtschaftliche Schwestergesellschaft der Weltbank und selbst einer der weltweit größten Impact Investoren. 2019 hat sie mit den „Operating Principles for Impact Management“ einen ambitionierten Industriestandard für Impact Management vorgelegt, zu dem sich bereits über 160 internationale Impact Investoren bekennen, darunter auch Invest in Visions.[4]

Invest in Visions-Vordenker Moritz Isenmann: „Impact Investing kann einen signifikanten Beitrag zur nachhaltigen Transformation der Wirtschaft leisten.“

Der IFC zufolge müssen für Impact Investing drei Voraussetzungen erfüllt sein: eine Wirkungsabsicht, ein Wirkungsbeitrag (contribution) und die Messung der Wirkung. Nur wenn alle drei Elemente gegeben sind, sollte man von einem „Impact Investment“ sprechen.[5] Die zentrale Position nimmt der Wirkungsbeitrag ein. Ein Wirkungsbeitrag – in der gegenwärtigen Diskussion wird hierfür auch der Begriff „Additionalität“ verwendet – liegt dann vor, wenn ein Unternehmen durch die Investition seine eigene Wirkung (den „Company Impact“) erhöhen oder verbessern kann. Wird der „Company Impact“ hingegen nicht beeinflusst, liegt auch kein „Investment Impact“ vor. Dasselbe gilt, wenn Wirkungsabsicht oder -messung fehlen.

Der Königsweg für das Leisten eines Wirkungsbeitrags ist die Allokation von Kapital. Hier ist der Privatmarkt in einer privilegierten Position, da das Kapital direkt vom Investor an das Unternehmen fließt. Über den Sekundärmarkthandel an der Börse ist ein Wirkungsbeitrag hingegen kaum zu erbringen, da kein neues Kapital allokiert wird, sondern eine Aktie lediglich den Besitzer wechselt. Das bedeutet nicht, dass nicht möglicherweise eine irgendwie geartete Wirkung entfaltet wird, beispielsweise das Stützen eines Aktienkurses. Doch ist diese weder im Vorhinein plan- noch im Nachhinein messbar, wie es die anderen beiden Merkmale von Impact Investing erfordern. Die IFC jedenfalls schließt das reine Investieren am Sekundärmarkt von den eigentlichen Impact-Strategien aus. Das ist auch sinnvoll, wenn Impact Investing als klar definierbare Investitionsstrategie erhalten werden soll. Begriffsschöpfungen wie „Impact Alignment“, die darauf abzielen, auch Investitionen ohne zurechenbaren Wirkungsbeitrag als Impact Investments bezeichnen zu können,[6] werden hingegen, so ist zu vermuten, zu einer Vermehrung von Impact-Washing führen, weil sie den Anspruch an eine Verwendung des Impact-Begriffs senken.

Mikrofinanz und SME-Finanzierung

Eine der ältesten Formen von Impact Investments mit Wirkungsbeitrag, die bis in die 1970er Jahre zurückreicht, ist die Vergabe von Mikrokrediten in den Entwicklungs- und Schwellenländern. Mittlerweile ist Mikrofinanz eine fest etablierte Asset-Klasse. Über Mikrofinanzfonds wie den IIV Mikrofinanzfonds werden Mikrofinanzinstitute in den Entwicklungs- und Schwellenländern refinanziert, die Kleinstkredite an ihre Kunden:innen vergeben. Bei diesen handelt es sich um einkommensschwache Menschen, die keine ausreichenden Sicherheiten bieten können, um Darlehen von traditionellen Finanzinstituten zu erhalten. 1,7 Mrd. Menschen sind Schätzungen zufolge in den Emerging Markets von Finanzdienstleistungen ausgeschlossen.[7] Die Mikrokredite werden mehrheitlich für die Aufnahme bzw. Ausübung gewerblicher Tätigkeiten vergeben, mit denen die Darlehensnehmer:innen sich eine Existenz aufbauen bzw. sichern können, oder für sozial notwendige Ausgaben wie beispielsweise Beerdigungen.[8]

Mikrofinanz bzw. der Zugang zu Finanzdienstleistungen wird von den Vereinten Nationen als Beitrag zu verschiedenen nachhaltigen Entwicklungszielen (Sustainable Development Goals, kurz: SDGs) anerkannt und im Text von mehreren Unterzielen erwähnt.[9] Tatsächlich haben es Mikrounternehmen, ebenso wie SME (Small and Medium Enterprises), die zusammen mehr als 90 Prozent aller Unternehmen stellen, in den Entwicklungs- und Schwellenländern oft schwer, an Kapital zu gelangen. Damit wird ihr enormes Potenzial zur Schaffung von Arbeitsplätzen sowie Wirtschaftswachstum und damit auch zum Abbau von Ungleichheiten stark einschränkt. Die IFC schätzt die Finanzierungslücke für MSME (Micro, Small and Medium Enterprises) in den Emerging Markets auf 5,2 Billionen US-Dollar, von denen 772 Milliarden auf Mikrounternehmen und 4,5 Billionen auf den SME-Sektor entfallen.[10]

Die „Impact-Leitlinien“: ein Aufruf zu mehr Transparenz

Impact Investing (in seiner traditionellen Form) kann, das hat auch der Sustainable Finance-Beirat der Bundesregierung (SFB) in seinem Abschlussbericht vom Februar 2021 festgestellt,[11] einen signifikanten Beitrag zur nachhaltigen Transformation der Wirtschaft leisten. Eine wichtige Voraussetzung dafür ist jedoch, dass Impact-Washing auf dem Finanzmarkt konsequent eingehegt wird. Dazu sollen die „Leitlinien zur Darstellung von Impact im Bereich wirkungsorientierter Investments“ (kurz Impact-Leitlinien) beitragen. Unterzeichnet haben diese zusammen mit der Invest in Visions die GLS Investments, die GLS Bank, die Frankfurt School of Finance, die Bank im Bistum Essen, die Steyler Bank, Arethe Ethik Invest und die Pax-Bank.

Nicht zuletzt plädieren die Impact-Leitlinien auch für einen verantwortungsvollen Umgang mit den SDGs. Unbestritten ist, dass sich die graphisch ansprechenden Piktogramme außerordentlich gut für Marketingzwecke eignen. Falls der Anspruch erhoben wird, einen Beitrag zum Erreichen eines bestimmten nachhaltigen Entwicklungsziels zu leisten, sollte man sich aber auf ein offizielles Unterziel oder einen Indikator des jeweiligen Ziels beziehen. Sonst kann ein Bezug leicht missbräuchlich werden. Schließlich trägt nicht jede Investition in ein Pharmaunternehmen zu „SDG 3: Gesundheit und Wohlergehen“ bei, ebenso wie nicht jeder Lebensmittelkonzern dabei hilft, den Hunger aus der Welt zu schaffen („SDG 2: Kein Hunger“).

Die Impact-Leitlinien sind an allererster Stelle ein Aufruf zur Transparenz, präsentiert in Form von sechs Fragen, auf die man als Impact Investor Antwort geben können sollte. So lautet die erste Frage: „Wer ist für den Impact verantwortlich: Investor oder Investment“? Hier sollte genau differenziert werden, ob durch das Investment Kapital an Unternehmen fließt, mit dem diese eine positive Wirkung erzielen können, oder ob es sich um einen Sekundärmarkthandel ohne Kapitalfluss hin zum Unternehmen handelt. Eine weitere Frage zielt darauf ab, ob spezifische Impact-Indikatoren aufgestellt wurden, um den Beitrag zur Erreichung bestimmter sozialer oder ökologischer Ziele zu messen. Im Mikrofinanzbereich sind solche Indikatoren u. a. die Anzahl erreichter Kreditnehmer:innen (berechnet über den refinanzierten Anteil des jeweiligen Kreditportfolios) oder die Portfolioallokation nach wirtschaftlichen Sektoren.[12]

Die vollständigen „Impact-Leitlinien“ finden Sie hier.


Quellen:

[1] FNG_Marktbericht2021_Online.pdf (fng-marktbericht.org), S. 10.

[2] https://fng-marktbericht.org/deutschland#c1936danlagen (fng-marktbericht.org), S. 10.

[3] Suzanne Findlay / Michael Moran, Purpose-washing of impact investing funds: motivations, occurrence and prevention, in: Social Responsibility Journal 15 (2019), S. 853-873.

[4] Signatories & Reporting | Operating Principles for Impact Management (impactprinciples.org)

[5] IFC, Creating Impact. The Promise of Impact Investing, 2019, S. 3 ff. Online unter: https://www.ifc.org/wps/wcm/connect/66e30dce-0cdd-4490-93e4-d5f895c5e3fc/The-Promise-of-Impact-Investing.pdf?MOD=AJPERES&CVID=mHZTSds.

[6] Timo Busch et al., Impact investments: a call for (re)orientation, SN Bus Econ, 2021 S. 1-33.

[7] Asli Demirgüc-Kunt et al., The Global Findex Database 2017. Measuring Financial Inclusion and the Fintech Revolution, Washington D.C.: International Bank for Reconstruction and Development/Worldbank 2018.

[8] Zu den wichtigsten Entwicklungen im Bereich Mikrofinanz und finanzielle Inklusion in den vergangenen zehn Jahren siehe unseren Impact Report 2021, S. 13-14. https://www.investinvisions.com/media/iiv_impact_report_2021.pdf

[9] So beispielsweise in Unterziel 4 von „SDG 1: Keine Armut“ und Unterziel 2 von „SDG 2: Kein Hunger“.

[10] IFC, MSME Financing Gap: Assessment of the Shortfalls and Opportunities in Financing Micro, Small, and Medium Enterprises in Emerging Markets, 2017, S. 28.

[11] Sustainable Finance-Beirat der Bundesregierung, Shifting the Trillions. Ein nachhaltiges Finanzsystem für die Große Transformation, 2021, https://sustainable-finance-beirat.de/wp-content/uploads/2021/02/210224_SFB_-Abschlussbericht-2021.pdf

[12] Invest in Visions, Impact-Report 2021, S. 30-31.


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Sieben Wachstumschancen für nachhaltige Aktienanleger https://trendreport.de/sieben-wachstumschancen-fuer-nachhaltige-aktienanleger/ Tue, 21 Jun 2022 08:50:40 +0000 https://www.trendreport.de/?p=38576 Pieter van Diepen, Head of Impact & Sustainable Analyst Team, bei NN Investment Partners, analysiert für uns sieben Felder, mit denen Aktienanleger an Nachhaltigkeit partizipieren können.

  • Nachhaltig investieren: Qualitätsunternehmen mit nachhaltigen Lösungen und Verhaltensweisen identifizieren
  • Chancen stecken in allen Wertschöpfungsketten – Dekarbonisierung, Kreislaufwirtschaft bei Kunststoffen und Cybersicherheit
  • Aktuelle Entwicklungen beschleunigen nachhaltige Trends, z. B. Übergang zu erneuerbaren Energien

Hochwertige und dabei nachhaltige Unternehmen zu finden, die sich auf Dauer bewähren, ist kein schneller oder einfacher Prozess. Dekarbonisierung, Cybersicherheit und die Wiederverwertung von Kunststoffen sind Bereiche, die vor einigen Jahrzehnten noch in den Kinderschuhen steckten; heute stehen sie bei Investoren im Mittelpunkt des Interesses. Wie können Aktienanleger also die nachhaltigen Gewinner von morgen finden?

Die einfache Antwort ist: Man sucht nach Unternehmen, die eine starke, wettbewerbsfähige Marktposition mit der Fähigkeit verbinden, unabhängig von Konjunkturzyklen und geopolitischen Ereignissen langfristig nachhaltiges Wachstum und Rendite zu erzielen. Es ist jedoch keine einfache Aufgabe, Unternehmen ausfindig zu machen, die all diese Attribute aufweisen und gleichzeitig ein umweltfreundliches Verhalten an den Tag legen.

Der strenge Auswahlprozess von NN Investment Partners basiert auf einem breiten investierbaren Universum aus und grenzt es auf ein konzentriertes Portfolio von etwa 50 Unternehmen ein. Dies erfolgt durch Screening und Fundamentalanalyse auf Grundlage strenger ESG-Kriterien und einer Gesamtbetrachtung des Geschäftsmodells, der Wettbewerbsposition, der Finanzdaten und der Risiken eines Unternehmens.

Die aktuellen Ereignisse machen die Vorteile dieses Ansatzes deutlich. Unsere nachhaltigen Aktienstrategien, die in Unternehmen mit starker Preissetzungsmacht und überschaubaren Lieferkettenrisiken investieren, sind gut positioniert, um auch mit der steigenden Inflation umzugehen. Die geopolitische Lage in Europa und in anderen Teilen der Welt wirft ein Schlaglicht auf das Verhalten der Unternehmen, das von allen Stakeholdern zunehmend kritisch beäugt wird. Durch eine gründliche Analyse des Verhaltens und der Unternehmenskultur vor der jeweiligen Investition minimieren wir potenzielle Reputations- und Rechtsrisiken.

Pieter van Diepen sieht in der Wertschöpfungskette nahezu aller Branchen enorme Potenziale für nachhaltig ausgerichtete Anleger. Exemplarisch greift er sieben Branchen heraus.

Value-Chain-Ansatz

Im Auswahlprozess betrachtet NN IP eher die Wertschöpfungsketten als die Sektoren. Dies gibt unseren Analysten mehr Spielraum, potenzielle Wachstumschancen ausfindig zu machen und die Unternehmen zu identifizieren, die angesichts des grünen Wandels und der Schaffung einer integrativeren Wirtschaft am besten aufgestellt sind.

Die Wertschöpfungskette der Unternehmen, welche die Energiewende voranbringen, umfassen zum Beispiel die Hersteller von Solarmodulen und Windturbinen, Unternehmen, die das Stromnetz und die Ladestationen für Elektrofahrzeuge entwickeln, sowie Firmen, die an modernster Technologie zur Kohlenstoffabscheidung arbeiten. Viele von ihnen könnten bei einem traditionellen sektorbezogenen Ansatz übersehen werden.

Im Folgenden werden einige Wachstumstrends in sieben Wertschöpfungsketten vorgestellt, die von dem jeweils zuständigen Analystenteam ermittelt wurden. Wir beleuchten jeweils eine nachhaltige Lösung, bei der wir langfristiges Wachstumspotenzial sehen, das von aktuellen Ereignissen unbeeinflusst bleibt – oder in bestimmten Fällen sogar beschleunigt wird, wie etwa bei der Umstellung auf erneuerbare Energien.

Energiewende: Dekarbonisierung

Um die ehrgeizigen Klimaziele der Vereinten Nationen und des Pariser Abkommens zu erreichen, muss jedes Teilstück der Wertschöpfungskette seinen Beitrag leisten. Angesichts der Tatsache, dass 80 % des weltweiten Energieverbrauchs immer noch an fossile Brennstoffe geknüpft sind, ist der Ausbau der erneuerbaren Energien eindeutig notwendig. Die jüngsten Ereignisse haben zudem verdeutlicht, wie wichtig sie angesichts steigender Strompreise, wetterbedingter Ausfälle und der Abhängigkeit von russischen Öl- und Gaslieferungen für das Streben nach mehr Energieunabhängigkeit sind.

Stromquellen sind jedoch nur ein Teil der Lösung. Das Stromnetz muss aufgerüstet werden, um eine stärkere Elektrifizierung zu ermöglichen, und es wird ein umfangreiches Netzwerk von Ladestationen benötigt, um den Ausbau der Elektromobilität zu unterstützen. Die Einführung von grünem Wasserstoff und Technologien zur Kohlenstoffabscheidung werden eine wichtige Rolle bei der Dekarbonisierung energieintensiver Industrien wie Stahl und Zement spielen.

Erschwingliche Gesundheitsversorgung: klinische Forschungseinrichtungen

Der rasante Fortschritt im Gesundheitswesen und in der Medizintechnik vertieft unser Wissen und verbessert die Behandlungen. Die Förderung medizinischer Forschung ist auf einem historischen Höchststand. Dennoch ist die Identifizierung des Pharmaunternehmens, das die nächste bahnbrechende Erfindung hervorbringen wird, schwierig.

Klinische Forschungseinrichtungen, die für Pharma- und Biotech-Unternehmen forschen, sind interessant, weil sie eine Beteiligung an diesem schnell wachsenden Sektor ermöglichen, ohne riskante Wetten auf den Erfolg oder Misserfolg neuer Behandlungen und Technologien einzugehen. Durch Investitionen in physische und digitale Ressourcen und die Entwicklung von Fachwissen machen diese Unternehmen die klinische Forschung effizienter und tragen zum medizinischen Fortschritt bei.

Digitale Revolution: Cybersicherheit

Die Nachfrage nach Lösungen für Cybersicherheit war noch nie so groß wie heute. Cyberangriffe werden immer häufiger und intensiver. Gleichzeitig sind die Unternehmen anfälliger, da sie ihre Tätigkeiten in die Cloud verlagern und immer mehr Mitarbeiter außerhalb des Büros arbeiten, was zu dem sogenannten „Zero-Trust“-Sicherheitsmodell führt. Strengere Regularien wie die Allgemeine Datenschutzverordnung in Europa erhöhen das Reputationsrisiko für Unternehmen, die gehackt werden.

Es handelt sich um eine schnelllebige Branche, in der die Unternehmen immer wieder um einen Vorsprung gegenüber Angreifern kämpfen. Für Anbieter von Cybersicherheitslösungen treibt dieses schnelle Innovationstempo die Nachfrage an. Bei den Unternehmen dieser Branche lohnt es sich, ihre Erfolgsbilanz und ihre Ausgaben für Forschung und Entwicklung zu analysieren und die Produkte von Dritten bewerten zu lassen.

Umweltlösungen und Werkstoffe: Kunststoffrecycling

Die Verringerung von Kunststoffabfällen ist entscheidend für das Erreichen unserer Klimaziele, allerdings werden weltweit nur etwa 14 % bis 18 % des jährlich produzierten Kunststoffs recycelt. Die meisten Kunststoffprodukte werden verbrannt oder auf Mülldeponien entsorgt, was der Umwelt schadet. Ziel ist es, eine Kreislaufwirtschaft für Kunststoffe zu schaffen, in der das Wachstum vom Verbrauch endlicher Ressourcen entkoppelt ist.

Um dieses Ziel zu erreichen, ist eine Vielzahl von Lösungen erforderlich, z. B. chemisches und werkstoffliches Recycling. Auch die Entwicklung von Alternativen zu erdölbasierten Kunststoffen, wie z. B. biobasierte Kunststoffe aus erneuerbaren Ressourcen wie Mais und anderer Biomasse, wird notwendig sein. Für Investoren eröffnet die Entwicklung hin zu einer Kreislaufwirtschaft Chancen in dieser enorm wichtigen Wertschöpfungskette.

Verbrauchertrends: E-Commerce

Der Online-Handel gewinnt seit Jahren Marktanteile hinzu. Während der Pandemie stieg er sprunghaft an und hat das während der Lockdowns erreichte Niveau weitgehend gehalten. In Großbritannien macht E-Commerce fast 28 % des gesamten Einzelhandelsumsatzes aus, in den USA sind es etwas mehr als 13 %. Die wachsende Kaufkraft der Millennials wird diesen Trend vermutlich noch verstärken.

Zweiseitige E-Commerce-Plattformen spielen eine wichtige Rolle in diesem wachsenden Markt. Sie bieten vielen Menschen, die sonst vielleicht nicht die Möglichkeit gehabt hätten, ein Unternehmen zu gründen, einen einfachen und kostengünstigen Einstieg in die Selbständigkeit. Die Plattformen nehmen kreativen Unternehmern viele der typischen Eintrittsbarrieren und verschaffen ihnen Zugang zu Käufern in aller Welt.

Intelligente Fertigung und Dienstleistungen: Wärmepumpen

Gebäude verursachen weltweit fast 40 % aller Treibhausgasemissionen. Die Reduzierung dieser Emissionen ist entscheidend für die Begrenzung der globalen Erwärmung im Einklang mit dem Pariser Abkommen. Die beste Möglichkeit, dieses Ziel zu erreichen, besteht darin, den Energieverbrauch für Raumheizung und Warmwasserbereitung zu senken, der etwa die Hälfte des Energieverbrauchs eines Gebäudes ausmacht. Hier kommen Wärmepumpen ins Spiel.

Wärmepumpen senken den Energieverbrauch durch die Elektrifizierung des Heizens, wodurch Heizkessel und Öfen, die in der Regel fossile Brennstoffe verbrennen, überflüssig werden und eine bessere Energieeffizienz erreicht wird. Es handelt sich um eine einfache, ausgereifte Technologie. Der Wärmepumpenmarkt ist konzentriert, sodass Unternehmen mit Preissetzungsmacht und Marktführerschaft in ihrer Region geografischer Marktbeherrschung gut positioniert sind, um sich durchzusetzen.

Fintech und finanzielle Inklusion: ESG-Daten und -Analysen

Die Nachfrage nach ESG-Daten und -Analysen boomt. Es wird erwartet, dass sich der Markt mit diesen Daten bis 2025 auf einen weltweiten Umsatz von 5 Mrd. US-Dollar mehr als verdoppeln wird. Die ESG-Performance nimmt für die Entscheidung der Investoren seit Jahren an Bedeutung zu. Für börsennotierte Unternehmen ist die Offenlegung aufgrund immer strenger werdender Regularien zu einer Reputationsfrage geworden, die für die Kapitalbeschaffung sowie die Personalbeschaffung und -bindung entscheidend ist.

Während die Nachfrage stark zunimmt, befindet sich das Angebot an Daten und Analysen noch in einem frühen Entwicklungsstadium, was ein großes Potenzial für Investoren bietet. Die Konsolidierung der Branche führt auch zu Unternehmen mit größerer Preissetzungsmacht, Wettbewerbsvorteilen und einer breiteren Angebotspalette.

Langfristig nachhaltig investieren

Die Welt steckt in einer Phase extremer Ungewissheit: Klimawandel, die Corona-Pandemie, geopolitische Unruhen und wirtschaftliche Turbulenzen machen eine Prognose für die nächsten ein bis zwei Jahre äußerst schwierig. Auch die unmittelbaren Perspektiven nachhaltiger Aktienanlagen sind schwer einzuschätzen.

NN IP betrachtet nachhaltige Aktien nicht als kurzfristige Strategie. Wir konzentrieren uns auf die langfristige Performance – sowohl auf die Auswirkungen, die unsere Portfoliounternehmen auf die Umwelt und die Gesellschaft haben werden, als auch auf die Renditen, die sie für die Investoren erzielen werden.

Aus dieser Warte betrachtet, ist die Zukunft unserer nachhaltigen Aktienstrategien voller Chancen. Wir investieren in Unternehmen, die nachhaltige Lösungen in Bereichen wie ESG-Daten, Cybersicherheit und der Energiewende entwickeln, für die eine steigende Nachfrage erwartet wird. Dabei handelt es sich auch um erstklassige Unternehmen mit starken Fundamentaldaten. In Zeiten erhöhter Unsicherheit und Volatilität sind dies die Unternehmen, die relative Stabilität und attraktive Renditen bieten sollten.

Weitere Informationen unter:
www.nnip.com

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Atom und Erdgas: Eine Änderung der Taxonomie ist wahrscheinlich https://trendreport.de/atom-und-erdgas-eine-aenderung-der-taxonomie-ist-wahrscheinlich/ Wed, 19 Jan 2022 14:36:14 +0000 https://www.trendreport.de/?p=36009 Maren Schmitz kommentiert die aktuellen Bestrebungen der EU-Taxonomie in Bezug auf Nachhaltige Geldanlagen

Maren Schmitz ist Partnerin bei KPMG (Quelle: KPMG)

Mit der EU-Taxonomie sollen Kapitalströme in nachhaltige Investitionen umgelenkt werden, was für „grüne“ Technologien ein Geldregen, für „braune“ Unternehmen dagegen die finanzielle Trockenlegung bedeuten würde. Mehr sogar: Laut EU-Aktionsplan könnte nicht-nachhaltigen Finanzprodukten in Zukunft nicht nur der Geldhahn zugedreht, sondern könnten ihnen auch finanzielle Sanktionen auferlegt werden. Nur verständlich, dass sich Frankreich um seine Kernkraftwerke und Deutschland um seine Erdgas-Verstromung sorgt, mit denen beide Länder jeweils den Brückenschlag in eine klimaneutrale Zukunft schaffen wollen. Und auch andere EU-Staaten sind auf die derzeit so umstrittenen Energieträger angewiesen, um ihre Klimabilanzen kurzfristig aufzubessern. Eine Ablehnung des neuen Taxonomie-Entwurfs, für den es die Unterstützung von etwa 20 Mitgliedsstaaten bräuchte, scheint deshalb unwahrscheinlich.

Wie die Finanzmärkte auf eine solche Ausweitung des „grünen“ EU-Labels reagieren würden, ist noch unklar. Sicher ist dagegen, dass ein „grünes“ Label allein nicht ausreicht, um über die Schwächen der beiden Technologien hinwegzutäuschen. So sind Kernkraftwerke schon heute der mit Abstand teuerste Energieträger und könnten ohne staatliche Subventionen und Unterstützung bei der Atommüllentsorgung kaum mehr am Markt bestehen. Zumindest nicht, wenn es um den Ausbau neuer Kapazitäten geht. Gleiches gilt für die Verstromung von Erdgas, die angesichts eines steigenden CO2-Preises ebenfalls ein stark risikobehaftetes Investment darstellt.

Für Anleger dürften Investitionen in Erneuerbare, die in den vergangenen zehn Jahren eine historische Kostendegression durchlaufen haben, also auch mit der Umwidmung die attraktivste Option darstellen, wenngleich das ESG-Label dafür sorgen würde, dass EU-Sanktionen bei Erdgas- und Atom-Investitionen auch in Zukunft ausbleiben. Das wiederum dürfte dazu führen, dass die Abwanderung von Kapital aus diesem Sektor sich zumindest verlangsamt und der Handlungsdruck im Change-Prozess für investierte Anleger deutlich abnimmt. Ein Effekt, der dem Gesetzeszweck der EU-Taxonomie eigentlich entgegensteht. Allerdings könnte genau hier auch eine Chance liegen, da „braune“ Unternehmen den Weg Richtung Dekarbonisierung nur mit einer finanziellen Unterstützung werden antreten können. Davon unabhängig ist allerdings auch klar: Wird das Label auf Kernkraft und Erdgas ausgeweitet, leidet die Glaubwürdigkeit am Markt.

Maren Schmitz ist Partnerin bei KPMG und leitet in Financial Service den Consulting Bereich für Banking, Asset Management und Real Estate in Deutschland. Sie ist Expertin für „Sustainable Finance“, „digital Assets“ und „digitale Transformation“ und bringt langjährige Expertise in der Prozessoptimierung mit. Mit Ihrer Future of Asset-Management- Story teilt sie nicht nur Ihre Vision von der Branche, sondern manifestiert auch ein klares Statement: „Zukunft gestalten!“

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Klimadaten und Investmentprozesse einfach integrieren https://trendreport.de/klimadaten-und-investmentprozesse-einfach-integrieren/ https://trendreport.de/klimadaten-und-investmentprozesse-einfach-integrieren/#comments Mon, 25 Oct 2021 08:06:47 +0000 https://www.trendreport.de/?p=34524 Dies ist ein Gastbeitrag von Naciye Atalay, Prof. Dr. Rüdiger Hahn und Dario Foese unter Mitwirkung der Universitäten Hamburg und Kassel sowie der Radboud University und des WWF. Die Autoren gehen der Frage nach, warum sich die Finanzbranche bei der Integration von Klimadaten in Investmentprozesse weiterhin so schwer tut. In einem Pilotprojekt zeigen die Autoren Alternativen auf.

Nachteilige Auswirkungen des Klimawandels auf unternehmerische Tätigkeiten sind bereits heute in Form von physischen Risiken, Reputationsrisiken, regulatorischen Risiken und so weiter absehbar. Entsprechend erfordern solche Risiken bereits heute eine Berücksichtigung in der Unternehmensstrategie.

Tools, wie Investoren eine zielgerichtete Klimastrategie enwickeln und berücksichtigen, sind bereits vorhanden: Die Task Force on Climate-related Disclosures (TCFD) gibt zum Beispiel Empfehlungen, wie Klimarisiken und Chancen von Banken und Finanzmarktdienstleistern in Geschäftsprozessen berücksichtigt werden können. Eine solche Integration erfordert auch, dass Klimakennzahlen von Wertpapieren und Krediten erfasst werden – was jedoch noch nicht gängige Praxis in der Branche ist. Viele Asset Manager und Banken beschränken sich lediglich darauf, die regulatorischen Mindestanforderungen im Rahmen des Reportings oder des Risikomanagements umzusetzen.

Um ein Verständnis von Gründen für die unzureichende Nutzung von Klimadaten in Investmentprozessen zu erhalten, wurden im Rahmen eines vom BMBF geförderten Forschungsprojekts 50 Tiefeninterviews mit Expert*innen aus Finanzwirtschaft und Unternehmen durchgeführt, um Beweggründe, Motivation und Hürden im Umgang mit Klimadaten in Investmentprozessen zu erforschen. Präsentiert werden im Folgenden fünf Konfliktfelder, die eine umfangreiche Klimadatenintegration hemmen.


Unternehmensbezogene Information über die ESG-Performance und zu klimarelevanten Themen tragen zum Abbau von Informationsasymmetrien bei und sind daher für die Informationseffizienz und damit Funktionsfähigkeit der Kapitalmärkte wichtig.
Eine verpflichtende unternehmensbezogene Offenlegung von Treibhausgasemissionen führt im Vergleich zu freiwilliger Offenlegung zu signifikant stärkerer Emissionsminderung betroffener Unternehmen.
Unternehmensbezogene Treibhausgasemissionen gehen in die Unternehmensbewertung ein, wobei Unternehmen mit besonders hohen Emissionen niedrigere Marktwerte aufweisen.
Aus dem Policy-Brief: „Verpflichtende klimabezogene Unternehmensberichterstattung als Mittel zur Reduzierung von CO2-Emissionen“ des CRed-Projektes.

Interne Prioritäten: Der Klimawandel ist zwar ein wichtiges Thema in der Finanzbranche, jedoch wird aktuell die Umsetzung einer Klimastrategie nicht priorisiert.

Klimaaspekte werden noch nicht branchenübergreifend in Investmentprozesse integriert. Doch warum sind Investor*innen noch unentschlossen, wenn es darum geht, materielle Emissionen in ihren Entscheidungen zu berücksichtigen? Zum einen fehlt vielen Investor*innen nach eigener Aussage das Know-How darüber, welche Klimadaten relevant sind, wie Emissionsgrenzen gezogen, Daten erfasst oder interpretiert werden. Es besteht die Herausforderung, materielle, vergleichbare und zuverlässige Emissionsdaten zu erhalten. Zum anderen ist der Prozess des Datenmanagements zeitintensiv und komplex. Der Erwerb von Klimadaten über externe Ratingagenturen ist möglich und üblich, aber mit Kosten verbunden. Zudem legen die Expertengespräche nahe, dass aktuell schlichtweg die Bereitschaft fehlt, interne Ressourcen – sowohl personelle als auch finanzielle – zu mobilisieren, um Klimainformationen umfassend im Research und bei der Auswahl der einzelnen Investments zu berücksichtigen. Dies steht im Widerspruch zu der betonten Dringlichkeit des Klimawandels – denn die Interviewpartner*innen lassen keinen Zweifel daran, dass der Klimawandel eine wichtige Herausforderung der Finanzbranche darstellt.

Investmentzeithorizont: Der Investmenthorizont ist kurzfristig, sodass die langfristig zu erwartenden Auswirkungen nicht in heutigen Entscheidungen berücksichtigt werden.

Ein maßgeblicher Faktor, der die Entscheidung zu mehr Klimadatenintegration beeinflusst, ist der Investmentzeithorizont. Denn der mitunter recht lange Zeithorizont von Nachhaltigkeitsrisiken kollidiert mit der eher kurzfristig renditeorientierten Perspektive der konventionellen Finanzmarktakteure. So werden kurz- oder mittelfristige Risiken und Veränderungen effizient und schnell im Rahmen des Asset Managements eingepreist. Langfristige Unsicherheiten werden hingegen weniger stark berücksichtigt. Klima- beziehungsweise allgemein Umweltrisiken manifestieren sich oftmals erst, wenn Investitionen und Projekte bereits abgeschlossen sind. Erschwerend kommt hinzu, dass vorhandene Tools wie Szenarioanalysen und Stresstests methodische Herausforderungen und Datenlücken aufweisen, sodass die Anfälligkeit von Investitionen für physische und transitorische Risiken schwer vorherzusagen ist.

Datenverarbeitung: Die Datenbeschaffung und Verarbeitung ist komplex und geht zulasten von Transparenz und Vergleichbarkeit.

Damit Investor*innen Umweltaspekte in ihren Investmententschiedungen berücksichtigen können, benötigen sie Daten, die über die traditionelle Bonitätseinschätzung hinausgehen. Die Beschaffung von Informationen zur Nachhaltigkeitsperformance von Unternehmen ist in aller Regel wesentlich aufwendiger als die Nutzung finanzieller Kennzahlen. Quantitative und qualitative Daten zur Nachhaltigkeitsperformance können Corporate Social Responsibility (CSR)-Berichten  entnommen werden. Anders als für Geschäftsberichte sind für diese Berichte jedoch keine unabhängige Prüfung oder einheitliche Bilanzierung vorgeschrieben. Die Berechnungsmethoden der verschiedenen Klimaprotokolle, die von Unternehmen für die Offenlegung ihrer Klimadaten genutzt werden können, geben keine spezifischen und verbindlichen Regeln vor, wie Emissionen kalkuliert und Emissionsgrenzen gezogen werden sollen. Dies verleitet unter Umständen Unternehmen dazu, Kennzahlen und Informationen zu beschönigen und für Investoren bleiben Bemessungsgrundlagen und Abgrenzungen unklar.

Somit ist es eine Herausforderung für Analysten, unternehmerische Klimadaten auszuwerten und miteinander zu vergleichen. Ein Großteil der Finanzdienstleister nutzt das breite Angebot verschiedener Ratingagenturen und erwirbt die notwendigen Klimainformationen in Form von Ratings. Nachhaltigkeitsratingagenturen sammeln relevante Nachhaltigkeitsdaten und Leistungsindikatoren und werten sie mit Blick auf die unterschiedlichen Erhebungs- und Bilanzierungsmethoden aus. Die aus unternehmerischen CSR-Berichten, durch Fragebögen, direkten Gesprächen mit Unternehmen und öffentlich zugänglichen Informationen erlangten Daten fließen in hauseigene ESG (also Environmental, Social & Governance)-Ratingprodukte ein. Die Ergebnisse können je nach Datenquelle und Bewertungsmethodik der Agenturen teilweise erheblich voneinander abweichen. Für das Investmentfondsmanagement erscheint dieser Vorgang oftmals undurchsichtig – vor allem bei fehlenden Fachkenntnissen im Klima- und Umweltbereich. Der Zugang zu unbearbeiteten und vergleichbaren Primärdaten erleichtert es dem Asset Management, Unternehmen auf ihre Nachhaltigkeitsgesichtspunkte zu bewerten – vorausgesetzt, dass ein Grundverständnis für Klimakennzahlen vorhanden ist. Wie die Interviews jedoch verdeutlichen, fehlt vielfach noch die Expertise sowie die nötigen Ressourcen, um sich dem Thema anzunehmen. Daher greift der Großteil der Investor*innen auf Ratingprodukte zurück, wobei Datennutzer*innen auch eigene Informationen hinzuziehen und die Daten re-interpretieren, um so eine Informationsbasis für Investmententscheidungen zu schaffen, die den eigenen Nachhaltigkeitsansprüchen genügen – oft jedoch zulasten von Transparenz und Vergleichbarkeit.


Anreize für klimaresiliente Investitionen schaffenKurz- und langfristige Perspektiven annähern: Datenbasis stärken
• Regulatorische Impulse setzen und Anreize schaffen
• Negative und positive Externalitäten in die Bepreisung einbeziehen, z.B. durch Ausweitung des Zertifikatehandels oder Einführung eines CO2-Preises 
• Angemessene Informationsbasis schaffen, um ein besseres Verständnis für langfristige Klimarisiken zu erreichen
• Ausweitung der Berichtspflicht im Rahmen der CSR-Berichtserstattung
Standardisierte Erhebungs- und BerichtsmethodenSzenario-Analysen und Klimastrategien
• Klare Datenverarbeitung, Transparenz und Vergleichbarkeit gewährleisten
• Standardisierte Bilanzierungsregeln und Berichtsformate in allen Klimaberichten
• Größerer Fokus auf vorausschauende Klimainformationsformate
• Szenario-Analysen und klimabezogene strategische Positionierungen nach TCFD Vorgaben können einen einheiltichen Standard schaffen
Handlungsempfehlungen

Datenformat: Den Investoren liegen vorwiegend historische Kennzahlen vor, die jedoch nicht ausreichen, um die Zukunftsfähigkeit von Investitionen zu bewerten.

Gerade um die Zukunftsfähigkeit von Unternehmen und Projekten zu bewerten, benötigen Analyst*innen Informationen über Klimastrategien und Szenarioanalysen. Mit Szenarioanalysen lassen sich anhand von komplexeren Modellen Investitionserfolge und Unternehmensstrategien hinsichtlich verschiedener Klimaprognosen evaluieren. Dies ist notwendig, damit Unternehmen die Risiken und Chancen zukünftiger Klimaentwicklungen verstehen und das Geschäftsmodell auf Resilienz prüfen können.

Immer mehr börsennotierte Unternehmen geben Einblick in ihre Klimazielsetzung und unternehmerischen Emissionsreduktionsziele. Durch die Formulierung der Strategien werden Ambitionen sicht- und messbar und bieten Investor*innen eine gute Datengrundlage, um zu ergründen, ob Unternehmen für ein mögliches Investment infrage kommen.

Auch wenn es mittlerweile zum Standardrepertoire großer Unternehmen gehört, unternehmenseigene Klimastrategien zu entwickeln, gibt es insbesondere für kleine und mittelständische Unternehmen noch Aufholbedarf. Erste Modelle werden zwar für unternehmensinterne Zwecke entwickelt und genutzt, jedoch nicht umfangreich an externe Stakeholder kommuniziert. Zum Bedauern der Investor*innen, denn Klimaszenarioanalysen und die Zielsetzungen bezüglich der Emissionsreduktion sind Informationen, die nicht nur über den Status Quo berichten, sondern auch erahnen lassen, in welcher Tiefe sich Unternehmen mit der eigenen Klimabilanz auseinandersetzten. Die ausschließliche Betrachtung von historischen Kennzahlen zur Klimaperformance ist für eine angemessene und zukuntsorientierte Bewertung nicht ausreichend.

Fehlendes Angebot und fehlende Nachfrage wird sowohl auf Unternehmens- als auch Investorenseite beklagt.

Dass aktuell noch zu wenig Klimadaten in Investmentprozessen berücksichtigt werden, führen Investor*innen auf mehrere Faktoren zurück: Unternehmen würden aktuell noch nicht die Daten in Form und Umfang bereitstellen, die für eine klimabezogene Analyse gebraucht sind. Darüber hinaus sei der Wunsch der Anleger*innen nach Investmentprodukten mit Klimabezug einfach noch zu gering – selbst wenn sich immer mehr Kund*innen mit den ESG-Aspekten ihrer Anlagen beschäftigen. Ähnlich sieht es aus der Unternehmensperspektive aus: Hier sei weder die Nachfrage der Investor*innen nach Klimadaten groß genug, noch würden Unternehmen im ausreichenden Ausmaß nach Produkten fragen, die eine umfangreiche Klimadatenerhebung voraussetzen. Erschwerend kommt hinzu, dass ein Großteil der Unternehmen aktuell noch nicht verpflichtend über Nachhaltigkeitsaspekte berichten müssen. Vor diesem Hitergrund überarbeitet die Europäische Kommission aktuell die CSR-Berichtsrichtlinie. Es ist davon auszugehen, dass die endgültige Verabschiedung des Gesetzes im kommenden Jahr erfolgt. Auch für Investoren ist in diesem Zuge von einer Verschärfung der Berichtspflichten auszugehen. In der Tat bereiten sich viele Finanzdienstleister auf die kommenden regulatorischen Pflichten im Rahmen der Offenlegungsverordnung vor. Dies schlägt sich bisher jedoch selten in realen Änderungen in Investmentprozessen nieder, da hier weiterhin vielerorts noch keine Klimadaten berücksichtigt werden. Besonders konventionelle Asset Manager und Asset Owner agieren bei der klimaverträglichen Ausgestaltung ihrer Investments zurückhaltend. So bleibt unklar, ob die zaghafte Berücksichtigung von Klimadaten in Investmentprozessen am fehlenden Angebot unternehmerischer Klimadaten scheitert, an den noch zu lockeren Regulierungsvorhaben oder an der fehlenden Nachfrage der Finanzmarktakteure nach Klimainformationen – es bleibt ein Henne-Ei-Problem.


Das Projekt CRed „Klimaberichterstattung als Instrument zur CO2-Reduktion“ wird im Rahmen der Forschung für Nachhaltige Entwicklung (FONA) des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Das dreijährige Projekt wird gemeinsam von der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (Projektkoordination), dem Forum Nachhaltige Geldanlagen, der Universität Hamburg, der Universität Kassel, dem WWF Deutschland und der Radboud University (Nijmegen, Niederlande) durchgeführt. Es untersucht den Beitrag von Klimaberichterstattung zur CO2-Reduktion und erarbeitet Empfehlungen zur Verbesserung von Klimaberichterstattung, um eine CO2-neutrale Wirtschaft zu fördern.


Die Autoren:

  • Naciye Atalay, Forum Nachhaltige Geldanlagen
  • Prof. Dr. Rüdiger Hahn, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
  • Dario Foese, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
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https://trendreport.de/klimadaten-und-investmentprozesse-einfach-integrieren/feed/ 3
Transparenz, Taxonomie und Pragmatismus https://trendreport.de/transparenz-taxonomie-und-pragmatismus/ Mon, 22 Mar 2021 07:03:00 +0000 https://www.trendreport.de/?p=30428 Maren Schmitz, Partnerin bei KPMG und Leiterin des Asset-Management-Beratungsgeschäftes in Deutschland, schildert in ihrem Gastbeitrag, warum Offenlegungs- und Taxonomie-Verordnung nur ein erster Schritt zu einer nachhaltigen Transformation auf ökologischer und sozialer Ebene sind.

Mehr Nachhaltigkeit im Finanzmarkt sollen die Offenlegungs- und die Taxonomie-Verordnung mit sich bringen, die die Europäische Kommission mit dem EU-Aktionsplan „Sustainable Finance“ auf den Weg bringt. Allerdings gibt es noch viel zu tun: Die Regelungen sind nur ein erster Schritt zu einer nachhaltigen Transformation auf ökologischer und sozialer Ebene. Finanzmarktteilnehmer wie Asset Manager geraten daher zunehmend unter Zugzwang.

Das Ziel der Offenlegungsverordnung (Verordnung (EU) Nr. 2019/2088) ist klar: Gerade im Asset Management soll die Verordnung sicherstellen, dass Investoren Transparenz im Umgang mit Nachhaltigkeit auf Produkt- sowie auf Unternehmensebene erfahren. Doch es herrschen immer noch viele Unsicherheiten, da die Vorgaben aktuell (Level I der Verordnung) sehr vage sind und weiterhin viele Freiheiten in der Ausgestaltung erlauben. Es fehlen klare Standards, ab wann ein Produkt als nachhaltig klassifiziert werden kann, sodass am Markt unterschiedliche Interpretationen zu beobachten sind. Besonders bei Produkten, die als „nachhaltig“ eingeordnet werden, gibt es keine einheitliche und vergleichbare Basis: So bleibt viel Gestaltungsspielraum hinsichtlich der „nachhaltigen“ Investmentansätze und der Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsrisiken.

„Asset Manager sollten sich schon jetzt intensiv mit ihrem Ambitionsniveau auseinandersetzen.“

Maren Schmitz, Partnerin bei KPMG und Leiterin des Asset-Management-Beratungsgeschäftes in Deutschland,

Taxonomie: ein nachhaltiges Ziel

Diese Freiheiten werden sich ab 2022 verringern – weshalb die Branche schon jetzt gezwungen ist, ihr Handeln zu justieren. Dann treten die Level-2-Maßnahmen (RTS Level II), die Taxonomie-Verordnung (Verordnung (EU) 2020/852) sowie die Richtlinie über Märkte für Finanzinstrumente (Markets in Financial Instruments Directive, MiFID II) in Kraft. Diese Regularien bestimmen genauer, was als nachhaltiges Produkt gelten darf: Wird künftig beispielsweise ein Produkt mit einem ökologischen Merkmal beworben, muss laut RTS Level II und Taxonomie-Verordnung auch ein entsprechendes Ziel dafür definiert, gemessen und berichtet werden. Durch die Überarbeitung der MiFID II muss der Vertrieb künftig abfragen, ob der Kunde nachhaltige Produkte erwerben möchte, und darf dann nur noch Investments anbieten, die etwa ein nachhaltiges Ziel nach Taxonomie verfolgen.

Daher ist es sinnvoll, sich frühzeitig mit den verschiedenen Regularien und den Auswirkungen auf das Kerngeschäft zu beschäftigen. Asset Manager sollten sich schon jetzt intensiv mit ihrem Ambitionsniveau auseinandersetzen und es ent­sprechend in ihre Strategie überführen. Diese muss dann im Zuge der Produktentwicklung in Taxonomie-Ziele übersetzt und in die Steuerung des Fonds integriert werden. Dabei müssen Asset Manager beispielsweise zwischen Bio-Diversität, Kreislaufwirtschaft, Klima-Mitigation oder -Adaption wählen. Basierend auf Datensätzen aus Taxonomie-Daten und -Kennzahlen müssen sie Art und Umfang des Taxonomie-Ziels definieren, diese in den täglichen Allokationsprozess des Fonds integrieren, die Entwicklung kontrollieren und anschlie­ßend im Reporting darüber berichten.

Autorin Maren Schmitz im ausführlichen Interview

Lesen Sie mehr zu den ESG-Strategien für ein nachhaltiges Asset-Management unter: https://www.trendreport.de/esg-strategien-fuer-ein-nachhaltiges-asset-management

Reportings zur nachhaltigen Wirkung

Zentrales Element ist also eine umfassende und verlässliche Datenbasis. Für viele kleine Unternehmen, die echten Impact erzeugen, ist das aber schwierig: Denn sie haben keine Kapazitäten, um ihren Impact auch datenseitig sichtbar zu machen. Ein Beispiel: Bei Mikrofinanzierungen in Schwellenländern etwa zum Aufbau von Brunnen oder Schulen werden klar soziale und ökologische Aspekte erfüllt. Die Unternehmen verfügen also über einen klaren und zielgerichteten Impact und agieren definitiv nachhaltig. Asset Manager finden jedoch über diese Mikrofinanzierungen keine detaillierten Informationen: Sie fallen schlichtweg durchs Raster, da es den Unternehmen an strukturierten Reportings fehlt. Nun wäre es zwar aus nachhaltigen Gesichtspunkten gerade für Impact-Fonds sinnvoll, hier zu investie­ren – die neuen Offenlegungsverpflich­tungen nach RTS Level II erschweren dies aber. Asset Manager müssen künftig aufzeigen, welche konkrete Wirkung ihr Fonds erzielt. Da hierfür oftmals nicht ausreichend Daten vorliegen oder die notwendigen Daten nur über aufwendige, manuelle Analysen von Experten erhoben werden können, gehen solche besonders nachhaltigen Investitionen meist leer aus.

Asset Manager sind deshalb darauf angewiesen, dass Corporates frühzeitig effiziente Reporting-Strukturen zur Nachhaltigkeit ihrer Aktivitäten aufsetzen und so „investierbar“ bleiben. Hier liefert die Taxonomie in Bezug auf ökologische – insbesondere klimatische – Faktoren die entsprechende Vorgabe. Bei sozialen Kriterien etwa sind Unternehmen weiterhin auf sich gestellt. Dennoch stehen sie unter Zugzwang: Gerade bei den nachhaltigen Impact-Fonds könnten Investitionen wirklich etwas bewegen, doch ohne Nachhaltigkeitskennzahlen haben Asset Manager keine Möglichkeit mehr, in solche Investitionen zu gehen.

Umfangreiche Datensets für nachhaltige Transformation

Daten-Provider arbeiten an der Bereitstellung entsprechender Pakete, da den Asset Managern gerade bei umfangreichen Portfolios die Kapazitäten fehlen, die Rohdaten sämtlicher Corporates eigenhändig einzuholen und aufzubereiten. Doch eine solide Datenbasis ist teuer: Mit dem Einkauf von großen Datenmengen sowie dem Aufbau von entsprechenden Verarbeitungstools werden schnell siebenstellige Summen fällig. Dies können sich vor allem kleinere Marktteilnehmer kaum leisten.

Zudem braucht es pragmatische Ansätze für Impact-Investitionen: Zwar lenken die Verordnungen den Markt in eine nachhaltige Richtung, zugleich zwin­gen sie Asset Manager dazu, das Universum der für sie investierbaren Titel zu beschränken, um datenbasierte Offenlegungsverpflichtungen zu erfüllen. Damit eine nachhaltige Transformation auf allen Ebenen sichergestellt wird, braucht es aber weitere und zugleich pragmatische Ansätze. Wirkungsbezogene Investments in kleine und spezialisierte Unternehmen stehen vor der Hürde „investierbar“ zu bleiben – und somit besteht die Gefahr, dass Gelder nicht mehr dort ankommen, wo sie wirklich etwas bewegen können.

http://kpmg.de/sustainablefinance

Lesen Sie weitere Erfolgsfaktoren für ein erfolgreiches Asset-Management im Kontext der ESG-Strategien.

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ESG-Strategien für ein nachhaltiges Asset Management https://trendreport.de/esg-strategien-fuer-ein-nachhaltiges-asset-management/ https://trendreport.de/esg-strategien-fuer-ein-nachhaltiges-asset-management/#comments Mon, 22 Mar 2021 07:03:00 +0000 https://www.trendreport.de/?p=30463 Maren Schmitz, Partnerin und Leiterin des Asset Management Beratungsgeschäfts von KPMG in Deutschland im Interview mit der Redaktion

Frau Schmitz,in welchem Verhältnis steht der „Aktionsplan Finanzierung nachhaltiges Wachstum“ der EU im Kontext der Gesamtstrategie Klimaneutralität 2050?

Maren Schmitz, Partnerin und Leiterin des Asset Management Beratungsgeschäfts von KPMG

Mit dem Aktionsplan macht die EU aus meiner Sicht einen großen Schritt in Richtung langfristiger Klimaneutralität, indem sie den Kapitalbedarf nachhaltiger Unternehmen und Start-ups durch die gezielte Lenkung von Finanzströmen decken will. Mithilfe des Aktionsplans soll die Berücksichtigung von Nachhaltigkeitskriterien langfristig als fester Bestandteil des Risikomanagements etabliert werden – sowohl in der Risikobetrachtung als auch in der Bewertung von Investitionen, und das bei gleichzeitiger Erhöhung der Transparenz von nachhaltigen Assets für Investoren und den Kapitalmarkt. Damit zahlt der Aktionsplan über mannigfache Regulierungen auf die Gesamtstrategie zur Klimaneutralität ein und setzt sich zugleich zur Aufgabe, auch weitere Themen wie die Sustainable Development Goals zu adressieren.  

Wie helfen Sie Asset Managern den Weg hin zu einer nachhaltigen Finanzwirtschaft zu meistern?

Wir unterstützen unsere Kunden auf ihrem Weg mit einem ganzheitlichen Ansatz. Dabei steht zu Beginn immer eine individuelle Betroffenheitsanalyse der vielfätligen Regularien sowie derer Interdependenzen entlang aller relevanten Dimensionen – von Produkten über Daten, Systeme und Prozesse bis hin zu Kompetenzen. Im nächsten Schritt gehen wir gemeinsam in die Auf- und Umsetzung übergreifender ESG-Projekte, erarbeiten gemeinsam eine ESG-Strategie, analysieren die vorhandenen Daten, optimieren Prozesse und unterstützen die Umsetzung der regulatorischen Compliance-Anforderungen. Wir unterstützen Asset Manager auf diese Weise nicht nur dabei, ihre Produkte und Assetklassen nachhaltig auszurichten, sondern auch einen auf die ESG-Kriterien hin ausgerichteten Risikomanagement-Ansatz und einen effizienten ESG-Datenhaushalt aufzusetzen.

Welche Rolle spielen Start-ups und nachhaltige Technologien, um die Nachhaltigkeitsziele der EU zu erreichen?

Start-ups bzw. Technologieunternehmen werden eine wesentliche Rolle in der Erfindung und Entwicklung neuer Technologien und Bewirtschaftsungsformen spielen. Insbesondere sogenannte „Green Deep Tech“-Firmen können einen entscheidenden Beitrag dazu leisten, die gemeinsamen Klimaziele zu erreichen. Denn sie bringen zum Beispiel mit innovativen Fortschritten in den Bereichen Kohlenstoffbindung, alternative Fleisch- und Agrarwirtschaft oder mit „Clean“-Technologien im Bereich der KI-gestützten Strom- und Kühlungstechniken den technologischen Wandel bedeutend voran. Dabei sind die meist jungen Unternehmen auf größere und vor allem langfristige Finanzierungen angewiesen, die aktuell noch nicht ausreichend durch die gängigen Finanzierungsformen wie Venture Capital oder Private Equity gedeckt werden können. Hier muss eine gemeinschaftliche Lösung gefunden werden: Ein gemeinsames Finanzierungsmodell aus öffentlichem, privatem und Finanzsektor, zum Beispiel in Form von „Blended Funds“, um Unternehmen stärker zu fördern, die mit ihren innovativen Produkten einen essenziellen Beitrag für eine nachhaltige Zukunft leisten werden. 

Welche Alleinstellungsmerkmale sollten sich Asset Manager im Kontext der ESG-Investmentstrategien aneignen? Entstehen und, wenn ja, wo entstehen neue Risikopotenziale?

Asset Manager werden sich zukünftig vor allem durch ihre nachhaltigen Produkte und die Performance ihrer Investments voneinander abheben. Innovative Produkte, die einen Impact kreieren und auf langfristige Ziele einzahlen, dürften hier eine besondere Rolle spielen. Doch dabei dürfen Asset Manager die stetig steigenden Anforderungen an die Transparenz ihrer Investments keinesfalls vernachlässigen. Denn nur, wer das Thema Nachhaltigkeit durchgängig und glaubwürdig besetzen kann, hat auch etwaigen Greenwashing-Vorwürfen etwas entgegenzusetzen. Eine positive Reputation wird bei den verschiedenen ESG-Investmentstrategien das höchste Gut. Darüber hinaus werden aus meiner Sicht inbesondere Rohdaten zu einem immer entscheidenderen Wettbewerbsfaktor. Wer es mittels eigener Analysen schafft, die ihm vorliegenden Daten für sich zu nutzen und Entscheidungen auf Basis einer fundierten Logik zu treffen, kann sich von der breiten Masse, die sich auf einheitliche Datensätze konzentriert, abheben.

Wie kann Ihrer Meinung nach eine nachhaltige Entwicklung von Fonds transparent dargestellt werden?

Für eine bestmögliche Transparenz bei der Entwicklung von Fonds braucht es meines Erachtens drei wesentliche Elemente:

  1. Ein detailliertes Reporting, das klar darstellt, welche Investments welche Risiken in Bezug auf Nachhaltigkeit beinhalten, aber auch, welche positven Effekte hieraus entstehen können.
  2. Einen sehr klaren und nachvollziehbaren Investmentansatz, der dem Portfoliomanager Raum für Entscheidungen lässt, aber gleichzeitig transparent zeigt, warum bestimmte Investments nicht getätigt werden.
  3. Transparenz darüber, welche Firmen und Industriezweige nicht gekauft werden, oder, falls doch, welche Ziele hiermit verfolgt werden und auf welche Weise etwaige Risiken mitigiert werden können.

Inwieweit können Automatisierung und KI in Zukunft Asset Managern helfen, um Offenlegungsverordnungen und weitere Regularien effizient zu managen?

Auf Dauer wird die Nutzung von Daten und Informationen für Asset Manager immer wichtiger, insbesondere, um den Anforderungen an verlässliche Reportings zu entsprechen. Durch eine bestmögliche Automatisierung und den Einsatz von KI können Daten nicht nur effizient beschafft und analysiert, sondern auch eine bestmögliche Qualität und Vollständigkeit der notwendigen Informationen erzielt werden. Allein die enorme Anzahl an Datensätzen wird dazu führen, dass diese hoch automatisiert und effizient bearbeitet werden müssen, um in einer qualitätsgeischerten „Golden Source“ vorzuliegen. Nur auf diese Weise können die Daten über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg einheitlich genutzt und Entscheidungen auf derselben Grundlage getroffen werden – vom Portfoliomanagement über den Risikomanager bis zur Reporting-Einheit.

Gastbeitrag von Maren Schmitz

In Ihrem Gastbeitrag erfahren Sie, warum Offenlegungs- und Taxonomie-Verordnung nur ein erster Schritt zu einer nachhaltigen Transformation auf ökologischer und sozialer Ebene sind. Lesen Sie: https://www.trendreport.de/transparenz-taxonomie-und-pragmatismus

http://kpmg.de/sustainablefinance

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https://trendreport.de/esg-strategien-fuer-ein-nachhaltiges-asset-management/feed/ 1
Einfluss der EU-Taxonomie im Kontext nachhaltiger Investments https://trendreport.de/einfluss-der-eu-taxonomie-im-kontext-nachhaltiger/ https://trendreport.de/einfluss-der-eu-taxonomie-im-kontext-nachhaltiger/#comments Sun, 21 Mar 2021 09:20:00 +0000 https://www.trendreport.de/?p=30543 Frau Prof. Dr. Anja Kern, Stiftungsprofessorin für Handel und Führung an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) Mosbach, erklärt im Interview mit der Redaktion, was geschehen müsste, damit die Regeln der EU-Taxonomie eine Aussicht auf globale Anwendung hätten.

Frau Prof. Dr. Kern, wozu dient die EU-Taxonomie-Verordnung und welche Bedeutung hat sie für welche Unternehmen?

Prof. Dr. Anja Kern, Stiftungsprofessorin für Handel und Führung, ist für globale Standards bei Kapitalanlagen.

Die EU-Taxonomie Verordnung ist ein Klassifikationssystem, das sämtliche Aktivitäten in nachhaltig, i.e. „grün“ bzw. nicht-nachhaltig, i.e. „braun“ einstuft. Auf ihrer Basis soll es möglich sein den grünen Anteil an Umsätzen, Aufwänden und Investitionen anzuzeigen. Finanzmarktakteure wie Asset Manager und Versicherer, aber auch große Unternehmen, die unter die bisherige Direktive zur Nachhaltigkeitsberichterstattung fallen, müssen diese Informationen ab nächsten Jahr offenlegen.

Die Taxonomie macht so Nachhaltigkeit messbar. Unternehmen werden nicht per se in grün oder braun eingeteilt, sondern es wird der Anteil grüner Aktivitäten gemessen. Diese Transparenz soll dazu führen, dass Investitionen verstärkt in nachhaltige Aktivitäten fließen. Anreize durch den Kapitalmarkt führen dazu, dass sich der Anteil nachhaltiger Aktivitäten erhöht.

Investoren können mit einem Blick auf Umsatz, Aufwände und Investitionen wissen, wie groß der Anteil der Nachhaltigkeit ist. Dies soll dem Green-Washing vorbeugen.

Wie können sich Unternehmen und Finanzberater diesen Herausforderungen stellen?

Unternehmen müssen sämtliche Produkte und Dienstleistungen auf Basis der Taxonomie in grün bzw. braun klassifizieren. Darüber hinaus müssen sie die im Leistungserstellungsprozess anfallenden Aufwände und die Investitionen klassifizieren. Das Klassifizierungssystem ist komplex und bisher wurde erst ein Teil der technischen Bewertungskriterien veröffentlicht. Das bedeutet, dass zur Erstellung einer Klassifizierung ein hohes Maß an Expertenwissen notwendig ist. Unternehmen müssen ihre Mitarbeiter schulen und/oder auf externe Beratung zurückgreifen. Wenn die Klassifizierung geprüft werden soll, brauchen auch die Prüfer entsprechendes Wissen.

Finanzmarktakteure müssen ihre Portfolios dementsprechend klassifizieren. Finanzberater können durch die Taxonomie die Nachhaltigkeit der Unternehmen messen und damit für Kunden geeignete Investitionen identifizieren.

Wie wird die Klassifizierung konkret durchgeführt?

Die Klassifizierung erfolgt durch vier Kriterien:

Das erste Kriterium überprüft, ob die wirtschaftliche Aktivität einen positiven Beitrag zu einem der folgenden sechs EU-Umweltziele leistet:

1Klimaschutz, z.B. durch CO2-Emissionsreduktion
2Anpassung an den Klimawandel, z.B. durch Verlegen einer küstennahen Produktionsstätte ins Landesinnere
3Nachhaltige Nutzung und Schutz von Wasserressourcen, z.B. durch Bau einer Kläranlage
4Wandel zur Kreislaufwirtschaft, z.B. Verwendungsdauer der Produkte erhöhen
5Vermeidung und Verminderung der Verschmutzung, z.B. Vermeidung von Schadstoffemissionen (bei denen es sich nicht um Treibhausgase handelt) in Luft, Wasser und Boden
6Schutz von Biodiversität und Ökosystemen, z.B. durch Einsatz nachhaltiger landwirtschaftlicher Praktiken

Das zweite Kriterium stellt sicher, dass die Aktivitäten keines der oben genannten Umweltziele negativ beeinträchtigt.

Das dritte Kriterium untersucht, ob Mindeststandards in Bezug auf soziale und Governance-Aspekte eingehalten werden.

Das vierte Kriterium enthält quantitative Kriterien und Schwellenwerte, die festlegen, ab wann eine Aktivität „wesentlich“ zu einem Umweltziel beiträgt oder schädlich ist

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Welche Kritikpunkte machen Sie an der Verordnung aus?

Mit meinem Co-Autor Peter Jung haben wir fünf Prinzipien formuliert, die ein Nachhaltigkeitsstandard erfüllen soll,
um verhaltenswirksam und global durchsetzbar zu sein:

  • Darstellung der externen Effekte als monetäre Größen
  • Transformation der Geschäftsmodelle durch Nachfrage der Endkunden
  • Fokus auf Klima
  • Globaler Standard
  • Pragmatische und unternehmensgetriebene Lösung

Diese Prinzipien erfüllt die Taxonomie nicht. Externe Effekte werden nicht monetarisiert und damit gibt es keine direkte Wirkung auf den Endpreis. Die Transformation der Geschäftsmodelle wird vom Kapitalmarkt getrieben und nicht vom Konsum der Endkunden. Die Taxonomie vermischt das Klimaproblem mit anderen Umweltzielen und sozialen Standards.

Wir schlagen einen Klimafokus vor, weil so die höchsten Chancen bestehen für das dringlichste Problem eine globale Lösung zu finden. Nur eine globale Lösung kann die Erde retten. Verordnungen, die nur in der EU gelten, können zu einer Verlagerung der braunen Aktivitäten außerhalb der EU führen. Schließlich plädieren wir dafür, dass ein solcher Standard unter Beteiligung von Unternehmen entwickelt und getestet wird und nicht wie die Taxonomie von Regierungen beschlossen wird ohne praktische Erfahrungen von Unternehmen zu berücksichtigen. Es ist zu befürchten, dass die Taxonomie zu einem bürokratischen Monster wird, das global wenig zum Stoppen des Klimawandels beiträgt.

Was wäre Ihrer Meinung nach besser geeignet, um eine direkte Verhaltenswirksamkeit beim Endkunden zu erzielen?

In einem im April erscheinenden Artikel in der Controlling & Management Review skizziere ich mit Peter und Philipp Jung eine Lösung, die die oben genannten Prinzipien erfüllt.

Waren sollen beim Endkunden einen Preisaufschlag erhalten, eine Art CO2-Gebühr. Die Gebühr wird vom Händler eingesammelt und an den Staat abgeführt. Der kann diese dann zweckgebunden in nachhaltige Projekte investieren.

Zunächst müssen dazu Preisaufschläge pro Warengruppe definiert werden. Die Datenbank ProBas des Umweltbundesamt oder GEMIS des Internationalen Institut für Nachhaltigkeitsanalysen und -strategien enthalten Durchschnittwerte der CO2-Emissionen für Materialien und Warengruppen. So könnte eine Gebühr für jede Warengruppe bestimmt werden.

Wenn Unternehmen nachweisen können, dass Emissionen ihrer Waren über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg unter dem Durchschnittswert liegen, dann erhalten sie einen geringen Aufschlag und haben so einen Wettbewerbsvorteil. In einer Übergangsphase hätten Unternehmen Zeit, sich auf die Gebühr einzustellen.

Die EU will eine Vorreiterrolle im Klimaschutz einnehmen: Wie schätzen Sie die Chancen ein, dass andere ihrem Vorbild folgen und was müsste geschehen, um diese zu verbessern?

Die EU könnte Vorreiter sein, wenn die Regeln pragmatischer wären, sie sich besser mit den einzelnen EU-Ländern und Unternehmen abstimmen würde und vor allem, wenn die Regeln eine Aussicht auf globale Anwendung hätten.

Auch andere Länder sind dabei über Lösungen für den Klimaschutz nachzudenken. Die G20 hat eine Experten-Gruppe ins Leben gerufen, die einen ausschließlich klimafokussierten Reporting Standard, die „Task Force on Climate-related Financial Disclosures“ (TCFD) entwickelt hat.

Großbritannien hat angekündigt, dass dieser Standard ab 2025 zur Pflicht wird. Biden hat die USA innerhalb von Stunden nach seiner Wahl wieder an das Klima-Abkommen von Paris gebunden. Es wird erwartet, dass auch die USA Unternehmen verpflichtet Nachhaltigkeitsinformationen offen zu legen.  Der TCFD-Standard und die vom Sustainability Accounting Standards Board entwickelten Standards könnten hier eine wichtige Rolle spielen.

Prof. Dr. Anja Kern

Sie ist die Inhaberin der von der Dieter Schwarz Stiftung gGmbH und dem Stifterverband geförderten Stiftungsprofessur für Handel und Führung an der
Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) Mosbach

https://www.dhbw.de/dhbw-stiftung

https://www.mosbach.dhbw.de

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Bild von Gerd Altmann auf Pixabay

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